Die Rundschau des Schweizer Fernsehens SF DRS berichtete am 4. Juli 2012 über die sich neu formierende Lebensrechtsbewegung in der Schweiz und in Liechtenstein. Diverse Anlässe und Ereignisse der letzten Monate haben der Öffentlichkeit scheinbar bewusst gemacht, dass die Personen, die sich gegen die Abtreibung einsetzen, nicht ausgestorben sind.
Rundschau-Redaktorin Eveline Falk orientierte in fair-kritischer Haltung über drei Organisationen, die sich mit öffentlichen Aktionen für das Lebensrecht ungeborener Kinder einsetzen: erstens über die Gebetsgruppen von Human-Life Schweiz, die seit vielen Jahren in Bern, Zürich und St. Gallen vor Spitälern beten, in denen Abtreibungen durchgeführt werden; zweitens über das Beratungsangebot für schwangere Frauen „schwanger.li“, das von der Fürstenfamilie in Liechtenstein finanziert wird; drittens über den Marsch für s’Läbe, der mit seinem Vorprojekt, dem Liederwettbewerb „es Lied für s’Läbe“ die Aufmerksamkeit der Rundschau auf sich gezogen hat.

Fürsten für das Leben

Für die mehrheitlich links dominierten Medien ist es ein willkommenes Feindbild, wenn bekennende Christen und Adlige sich gemeinsam für konservative Werte in der Gesellschaft einsetzen. Eigentlich hatten sich die 68er ja bemüht, die traditionelle Moral gänzlich aus der Gesellschaft auszumerzen. Fortan sollten „absolute“ Selbstbestimmung und „freier“ Konsum die Menschen zum Glück führen. Doch gibt es noch andere, weit stärkere Kräfte in der Schöpfung, von denen die Vertreter dieser Ideologien kaum etwas ahnen. Darum sind sie hocherstaunt, ja geschockt, wenn diese bewahrenden (= konservativ) Kräfte wieder öffentlich zu Tage treten. So im Fürstentum Liechtenstein, wo das Volk am 1. Juli 2012 entschied, das Vetorecht der Fürstenfamilie im politischen Leben beizubehalten. 76 Prozent der Liechtensteiner Bevölkerung wollten die Praxis bewahren, wonach das Fürstenhaus das Inkrafttreten unwillkommener Gesetze durch ein Veto verhindern kann.

Hintergrund der anti-monarchistischen Abstimmung war offenbar die Abtreibungsfrage. Im September 2011 hatte das Liechtensteiner Volk nämlich über die Einführung der Fristenlösung zu befinden. Das katholische Fürstenhaus ist dafür bekannt, dass es sich für den Lebensschutz engagiert. So drohte Erbprinz Alois im Vorfeld der Abstimmung, durch die Anwendung des Vetos notfalls die Einführung der Abtreibung zu verhindern. Die fürstliche Stellungnahme nützte und 52 Prozent des Stimmvolkes sprachen sich gegen die Einführung des straflosen Schwangerschaftsabbruchs aus. Die Befürworter einer absolut selbstbestimmenden Gesellschaft wollten diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. So machten sie sich auf, um mittels einer Initiative den fürstlichen Einfluss auf staatliche Gesetze zu eliminieren. Das Vetorecht sollte endlich abgeschafft werden. Doch die Rechnung der antiautoritären Initianten ging nicht auf: Mehr als drei Viertel des Volkes folgten dem Motto „Für Gott, Fürst und Vaterland“ und stampften den lebensfeindlichen Vorstoss in Grund und Boden. Die Medien heulten auf und titelten: „Das ist vorletztes Jahrhundert“ (Der Bund). Der lapidare Kommentar ist nichts anderes als ein blindes Wortwüten eines Journalisten, dem der Modernismus in den Kopf gestiegen ist.

Marsch für s’Läbe mobilisiert weitere Kreise

Die Rundschau vom 4. Juli 2012 berichtete ebenfalls über die sich neu formierende Lebensrechtsbewegung in der Schweiz. Seit der Annahme der Schweizer Fristenlösung im Jahre 2002 gab es kaum mehr öffentliche Aktionen gegen die Abtreibung. Das Projekt Marsch für s’Läbe führte darum ab 2009 interessierte Organisationen zusammen und gab ihnen eine Plattform für eine gemeinsame, öffentlich wirksame Aktion. Die Märsche fanden mit 800 Besuchern im Jahr 2010 und 1‘500 Teilnehmenden im Jahr 2011 überraschend guten Anklang. 2012 sind es nun bereits 13 Organisationen aus dem reformierten und katholischen Umfeld, die den Lebensrechtsanlass verantworten. Für 2013 haben drei weitere Organisationen ihr Interesse bekundet. Freikirchliche Kreise sind beim Marsch für s’Läbe noch etwas untervertreten. Das Mitwirken bei öffentlichen Aktionen und Protesten ist für die meisten Freikirchenleiter bisher keine Option. Um diesem Defizit zu begegnen, startete das OK im Januar 2012 den Liederwettbewerb „es Lied für s’Läbe“. Mit dem Projekt sollten christliche Musikschaffende die Gelegenheit erhalten, sich mit ihrer Begabung für das werdende Leben im Mutterleib einzusetzen. Die Resonanz war überraschend gross. 27 Songwriter und Songwriterinnen sandten ihre Kompositionen ein. Nach der Vorselektion durch eine Jury benotete das Publikum sieben Finalistinnen und Finalisten im Rahmen eines Konzertabends am 23. Juni in Zürich. Die drei Erstrangierten erhielten von externen Sponsoren gespendete, grössere Geldbeträge. Die zwei erstplatzieren Lieder (von Toby Meyer und Nathanael Heimberg) werden am Marsch 2012 vorgetragen. Das Lied, das den dritten Rang eroberte, kann nicht präsentiert werden, da Songwriterin und Sängerin Barbara Studer genau auf diesen Termin ihr erstes Kind erwartet. Doch war der Auftritt der schwangeren Frau am Finale „es Lied für s’Läbe“ ein authentisches und unvergessliches Erlebnis.

Röstigraben und polnische Katholiken

Der dritte Marsch für s’Läbe mobilisiert aber nicht nur in der deutschen Schweiz. Bereits 2011 nahm eine kleine Gruppe aus der Westschweiz am Marsch teil. Für 2012 entschied sich die Organisation „Choisir la Vie“ der Trägerschaft beizutreten. Nun soll eine möglichst grosse Gruppe von Christen aus der Romandie gewonnen werden, über den Röstigraben zu kommen und den Marsch 2012 in Zürich zu unterstützen. Da die Lebensrechtsmärsche eine internationale Bewegung sind, haben schon 2010 und 2011 Vertreter aus den USA, aus Holland, Indien, Israel und Deutschland am Marsch für s’Läbe in Zürich teilgenommen. Dieses Jahr wird nun auch eine 50-köpfige Gruppe aus Polen in Zürich mitmarschieren. Ein polnischer Katholik organisiert eine Busfahrt nach Zürich, um die Schweizer Bewegung zu unterstützen. Die Vorzeichen deuten darauf hin, dass der Marsch 2012 erneut mehr Publikum mobilisieren kann als im Vorjahr. Doch wollen sich die Organisatoren nicht beeindrucken lassen von den Vorzeichen der zunehmenden Resonanz. Durch anhaltendes Gebet und grossen Arbeits- und Mitteleinsatz wird darum gerungen, dass Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche sich bewegen lassen, am 15. September 2012 in Zürich für das Leben auf die Strasse zu gehen.

Der Münsterhof vor der historischen Fraumünsterkirche im Herzen der Stadt bietet eine würdige Kulisse für die Kundgebung und den überkonfessionellen Gottesdienst, den u.a. Pfr. Hansjürg Stückelberger, Präsident von Zukunft CH, leiten wird. Ein attraktives Programm mit Musik und spannenden Geschichten ist in Vorbereitung. Nationalrat Alois Gmür, CVP Schwyz, als Präsident des Spitals Einsiedeln mitverantwortlich für die Einführung des ersten Schweizer Babyfensters, wird ein kurzes politisches Referat halten. Der Marsch durch das Zürcher Stadtzentrum wird mit vielen neuen Elementen bereichert. Mit möglichst vielen Gleichgesinnten wollen wir das Lebensrecht für alle einfordern. Seien auch Sie mit dabei, am 15. September 2012 in Zürich!

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Daniel Regli ist Leiter des Organisationskomitees vom Marsch für s’Läbe und Präsident der „Familienlobby“. Auch Zukunft CH unterstützt den Marsch für s’Läbe in diesem Jahr ein weiteres Mal mit einer Trägerschaft.

Programm Marsch für s’Läbe, 15. September 2012, Zürich:

• 14.00 Uhr: Kundgebung auf dem Münsterhof vor der Fraumünsterkirche mit Lebensberichten, Kurzreferat von NR Alois Gmür, CVP und Musik des Gewinners des Songwriter-Wettbewerbs „es Lied für s’Läbe“, der „Samba Shine Jesus“ Steelband der IEG Church Rümlang/ZH und Mario Schaub

• 15.00 Uhr: Marsch durch das Zürcher Stadtzentrum

• 16.15 Uhr: Überkonfessioneller Gottesdienst auf dem Münsterhof mit Pfr. Hansjürg Stückelberger, Zukunft CH, und Pfr. Rudolf Nussbaumer

• 16.45 Uhr: Ende der Veranstaltung

Mehr Infos und Flyer unter:

www.marschfuerslaebe.ch

Von Dr. Daniel Regli