Nach einer in European Psychiatry (27/2012) veröffentlichten Studie der Universität Zürich leidet jeder fünfte Augenzeuge eines assistierten Freitodes noch viele Monate später an einer posttraumatischen Belastungsstörung oder seiner Vorstufe. Birgit Wagner, Autorin der Studie, schrieb 167 Verwandte und Freunde an, die Augenzeugen des assistierten Suizids von 111 Mitgliedern von Exit Deutsche Schweiz waren. Insgesamt 85 Personen schickten die Fragebögen zurück, in denen sich die Forscherin nach der psychischen Verfassung erkundigte. Das Ergebnis zeigt, dass 13 Prozent der Augenzeugen des assistierten Freitods, die Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) erfüllen. Bei weiteren 6,5 Prozent lag eine unterschwellige PTSD vor. Bei 4,9 Prozent stellte Wagner eine komplizierte Trauer fest. Zeichen einer Depression fand sie bei 16 Prozent der Befragten. Gemäss dem Deutschen Ärzteblatt kann die Studie wegen Fehlens einer Vergleichsgruppe jedoch nicht beweisen, dass die befragten Augenzeugen mehr litten, als dies bei einem natürlichen Tod ihrer Angehörigen der Fall gewesen wäre. Auch die niedrige Rücklaufquote könnte das Ergebnis verfälsch haben, da von PTSD betroffene Personen häufiger geantwortet haben könnten als Nichtbetroffene. Markus Zimmermann, Vizepräsident der Zentralen Ethikkommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften, überraschen die Ergebnisse allerdings nicht. Aus langjähriger Erfahrung wisse er, dass das Erlebnis der assistierten Suizidhilfe viele Angehörige ein Leben lang begleite. Es gebe auch Betroffene, die diesen Prozess nicht verkraften würden.