Am 10. Dezember 2014 hat der Tessiner CVP-Nationalrat Fabio Regazzi ein Postulat eingereicht, in dem er vom Bundesrat eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung zur Arbeit der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz (SGS) fordert. Die SGS ist Partner des Bundesamtes für Gesundheit in den Bereichen HIV-Prävention und Sexualpädagogik. Die Stiftung ist fast zu 100 Prozent vom Bund finanziert, ist Teil der weltweit agierenden Sexualisierungs-Lobby “International Planned Parenthood Federation” und besitzt in der Schweiz eine monopolartige Stellung für die Ausbildung von Fachpersonen der Sexualpädagogik und Sexualberatung. Doch die Thesen zur sexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von SGS sind unter Experten äusserst umstritten, wie Regazzis längst fälliges Postulat zeigt.
Eingereichter Text

In den Antworten auf die Interpellationen 14.3421 von Fabio Regazzi und 14.3419 von Marianne Streiff-Feller zur Love Life-Kampagne 2014 vertritt der Bundesrat die Meinung, dass die sexualisierten Bilder der Kampagne “Minderjährigen nicht schaden und auch keinen Einfluss auf die sexuelle Entwicklung haben”. Er stützt sich dabei auf die Meinung der “Experten in der Sexualpädagogik” der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz, mit welcher das Bundesamt für Gesundheit im Bereich Prävention vor HIV und anderen STI sowie der Sexualpädagogik – z.B. am inzwischen geschlossenen Kompetenzzentrum Sexualpädagogik und Schule an der PHZ Luzern – seit einigen Jahren zusammenarbeitet. Die Thesen zur (psycho-)sexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, auf welchen SGS all ihre Angebote in den Bereichen Prävention und Sexualpädagogik aufbaut, sind aber unter Experten sehr umstritten. Wir fordern daher den Bundesrat auf, eine Prüfung dieser Grundlagen durch eine insbesondere von SGS unabhängige Expertenkommission aus Medizinern, Entwicklungspsychologen und Allgemeinpädagogen zu veranlassen und darauf gestützt einen Bericht zu präsentieren.

Begründung

Die SGS schreibt in einer zum Start der Love Life-Plakatkampagne veröffentlichten “Hilfe für Eltern, um darüber zu sprechen”: “Die Bilder werden Emotionen und Gefühle wecken, nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Jugendlichen und Kindern. (…) Verlegenheit und Ekel gehören zum Schutzverhalten von Kindern. (…) Das ist natürlich und eine Chance für die Eltern, das Gespräch aufzunehmen.” SGS findet es also entwicklungspsychologisch und pädagogisch sinnvoll, Kinder mit sexuellen Bildern zu konfrontieren, die sie überfordern. Auch weitere Thesen bedürfen dringend einer kritischen Prüfung. So etwa stellt der Kinderarzt Remo Largo in seinem Buch “Jugendjahre” (2011) in Frage, ob die von SGS-Kreisen vertretene These vom Kind als sexuell aktives Wesen wissenschaftlich wirklich haltbar ist. Laut Largo sind es “oftmals selbst ernannte Fachleute”, die den kindlichen Umgang mit dem Körper “willkürlich und missbräuchlich sexuell umdeuten”. Bezüglich der Jugendlichen wirft z.B. das SGS-Comic-Lehrmittel “Hotnights” die Frage auf, ob das dort gezeichnete Bild menschlicher Sexualität Jugendlichen tatsächlich hilft, ihre Sexualität in ihre langfristigen Ziele (stabile und beglückende Beziehungen) zu integrieren.

Verschaffen Sie sich selber einen Eindruck vom Lehrmittel Hotnights unter:

http://www.zukunft-ch.ch/de/themen/werte_und_gesellschaft/?newsid=1365&offsetnews=10