Bereits im Jahr 2005 erregte die Bündner Gemeinde Panix/Pignu, am Hang des Vorderrheintals nordwestlich von Ilanz gelegen, landesweit Aufsehen: 100 Prozent ihrer Stimmbürgerschaft stimmte gegen die Teilnahme am Schengen-Abkommen. Dieses rekordverdächtige Wahlverhalten hat das kleine Bergdorf nun wiederholt: Alle 9 Wahlberechtigten wollen keine Minarette. In einem Interview mit der „NZZ am Sonntag“ vom 6. Dezember 2009 erklärt Lorenz Alig, Gemeindekanzlist, Postauto- und Schulbus-Fahrer von Panix/Pigniu, weshalb seine Gemeinde in wegweisenden Abstimmungsfragen geschlossen auftritt und warum das Schweizervolk die Minarett-Initiative angenommen hat.
„Wie Libyen mit den zwei Schweizer Geiseln umgeht, das hat hier oben zu reden gegeben, und das hat die Meinung zum Minarett beeinflusst. Wenn einer wie Ghadhafi (Libyen) die Uno präsidiert, dann sagen wir hier: Es ist wohl besser, wenn wir selber Politik machen. Minarette sind Symbole der Macht. Wir brauchen keine fremden Machtsymbole, wir hatten fremde Mächte in Panix/Pigniu, erst 210 Jahre ist das her.“ Damit meint Alig die Plünderung von Panix/Pigniu durch den russischen General Suwarow und seiner Truppen, welche im Jahr 1799 in seinem Dorf nächtigten und zur Zeit des Wintereinbruchs weder Vorräte noch Tiere zurück liessen. Das Dorf hätte 100 Jahre gebraucht, um sich von den Folgen von Suwarows Taten zu erholen. In der neuerlichen Abstimmung gehe es ihnen gar nicht um die Muslime. „Wir kennen die Muslime ja nicht, von denen wohnt keiner hier.“
Aber: „Alle Zeitungen in der Schweiz sind links und gegen die Schweiz, gegen die Volksentscheide, gegen ihr Volk“, sagt Lorenz Alig überzeugt. Die Medien und die Politiker würden ihr eigenes Volk nicht verstehen. „Die Oberen (der Schweiz) überlegen sich schon vor der Abstimmung, bei wem sie im Ausland um Entschuldigung bitten müssten. Ständig will die Welt uns diktieren, wie wir unsere Politik zu machen haben. Das lassen wir uns nicht gefallen.“