Sajjad Masih Gill, der 2013 in Pakistan zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, ist wieder in Freiheit. Das Oberste Gericht von Lahore sprach den 37-Jährigen am 9. November 2021 vom Vorwurf der Blasphemie frei. Die Freilassung wurde aber erst drei Wochen später bekannt, um die üblichen Repressalien islamischer Extremisten nach den Freisprüchen der Gerichte zu vermeiden. Das teilte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit.

Gill wurde 2011 festgenommen und beschuldigt, eine blasphemische, antiislamische Nachricht per SMS verschickt zu haben. Obwohl diese nicht auf seinem Mobiltelefon gefunden wurde und es keine Zeugen gab, verurteilte ein Gericht im Juli 2013 den Christen zu lebenslanger Haft und zu einer Geldstrafe. Insgesamt verbrachte Gill neun Jahre, zehn Monate und 15 Tage im Gefängnis. Während dieser Zeit wurde die Prüfung seiner Berufung über 100-mal verschoben.

Zwischenzeitlich drohte die Todesstrafe

Am 10. März 2021 hatte der High Court Lahore sogar eine Petition der Staatsanwaltschaft zum Supreme Court mit dem Antrag zugelassen, die lebenslange Freiheitsstrafe von Sajjad Masih Gill in eine Todesstrafe umzuwandeln. Im August 2013 hatten die IGFM und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA Gill als „Gefangenen des Monats“ benannt. Sie riefen dazu auf, sich in Briefen für ihn einzusetzen und für ihn zu beten. Von den rund 220 Millionen Einwohnern Pakistans sind 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und zwei Prozent Hindus.

Internationale Kritik an Pakistans Vorgehen

Pakistan ist international stark für seine Gesetze bezüglich Gotteslästerung kritisiert worden. So hat sich das Europäische Parlament in einer Entschliessung vom 27. November 2014 deutlich dazu positioniert. Leider ist es aufgrund der fragilen Mehrheitsverhältnisse in Pakistan und des Einflusses religiöser Extremisten bislang nicht möglich gewesen, an der unerträglichen Gesetzessituation etwas zu verändern. Selbst pakistanische Juristen und Politiker, die sich zugunsten von Betroffenen ausgesprochen haben, sind Opfer von Mordanschlägen geworden.

Quelle: APD