Während die Einführung des digitalen Euros auf 2028 geplant ist und die Abschaffung des Bargelds befürchtet wird, schwenkt Skandinavien um: Norwegen verabschiedet ein Gesetz, das den Verbrauchern das Recht gibt, Waren und Dienstleistungen bar zu bezahlen. Schweden will nachziehen. Doch damit dürfte diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen sein.

Von Ralph Studer

Das norwegische Gesetz schreibt vor, dass Kunden im traditionellen Warenhandel in Geschäften generell das Recht haben, bar zu bezahlen. Das Gleiche soll für Dienstleistungen gelten, die in Räumlichkeiten verkauft werden, die der Kunde aufsucht, wie Kinos, Restaurants, Hotels, Fitnesszentren und Wellness, wenn diese Dienstleistungen in irgendeiner Form vor Ort bezahlt werden können.

Bargeld als Widerstandskraft gegen Krisen

Zu dieser Entwicklung in Norwegen sagt Emilie Enger Mehl, Ministerin für Justiz und öffentliche Sicherheit: „Für die Regierung ist es wichtig, Sicherheit für diejenigen zu schaffen, die keine digitalen Zahlungslösungen nutzen wollen.“

Dieses neue Gesetz kommt insofern nicht überraschend, als die norwegische Regierung im Bargeld eine entscheidende Widerstandskraft gegen Krisen sieht. Die Ministerin Mehl hierzu: „Sich ausschliesslich auf digitale Zahlungslösungen zu verlassen, erhöht die Verwundbarkeit der Gesellschaft und kann in bestimmten Situationen zur Störung wichtiger gesellschaftlicher Funktionen beitragen. Vorsorge ist eine Investition, um der Verwundbarkeit entgegenzuwirken und wichtige Funktionen der Gesellschaft und die Bedürfnisse der Bevölkerung zu sichern.“

Andere Länder gehen in die gleiche Richtung

In Schweden ist eine ähnliche Initiative unterwegs, obwohl Schweden bis anhin dafür bekannt war, dass Bargeld zwar noch im Umlauf ist, jedoch eine langfristige Abschaffung des Bargelds angestrebt wird. Diverse Geschäfte akzeptieren bereits kein Bargeld mehr.

Ein ähnlicher Trend ist auch in anderen Ländern erkennbar. So wurde im Jahr 2023 in der Slowakei ein Recht auf Barzahlung in der Verfassung verankert. Damit soll verhindert werden, dass der „digitale Euro“ künftig zum allgemein verbindlichen Zahlungsmittel wird.

In der Schweiz 2023 Initiative eingereicht

Im Februar 2023 wurde in der Schweiz die Volksinitiative „Bargeld ist Freiheit“ mit über 137’000 beglaubigten Unterschriften bei der Bundeskanzlei in Bern eingereicht. Bargeld bedeutet Freiheit, so das Initiativkomitee, da dieses überall und immer einsetzbar und brauchbar ist. Es fördere die Unabhängigkeit von technischen Systemen (z. B. Stromausfall oder anderweitige technische Probleme) und schaffe Sicherheit. Bargeld ist ein wichtiger Teil unserer Schweizer Kultur des freiwilligen und friedlichen Zusammenlebens, hält das Initiativkomitee fest.