Der nigerianische Bischof Obiora Ike setzt sich vehement für die verfolgten Christen in seinem Land ein. Tausende von Opfern gehen in Nigeria auf das Konto der radikalislamischen Gruppierung Boko Haram, die seit vielen Jahren Angst und Schrecken verbreitet. Vom 21. bis 23. Oktober 2022 wird Obiora Ike in der Schweiz zu Gast sein, gibt das Hilfswerk „Kirche in Not“ bekannt.

In Nigeria leben über 220 Millionen Menschen. Das Land ist reich an Rohstoffen, doch von deren Verkauf profitiert nur eine kleine Elite. Zudem ist die Korruption weit verbreitet. Die Gewalt gegen Christen betrifft vor allem den Norden des afrikanischen Staates. Dort leben mehrheitlich Muslime. Die Christen bilden im Norden eine Minderheit. Der Norden des Landes ist arm, trocken, sittenstreng und voller Vorbehalte gegen das Moderne. Der Süden dagegen boomt.

Boko Haram passt diese Entwicklung im Süden nicht und strebt ein Kalifat an. Die radikale Gruppe verfolgt alle, die einen säkularen Staat und ein gleichwertiges Nebeneinander der Religionen unterstützen. Durch die grassierende Korruption bei den Ordnungshütern und in der Politik gelingt es der Polizei und dem Militär nicht, die Terroristen wirksam zu bekämpfen.

Bewaffnete Fulani-Hirten

Die Ethnie der Fulani ist mit mindestens 25 Millionen Angehörigen eine der grösseren Gruppen in Westafrika. Die Fulani leben über viele Länder in der Region verstreut. In den meisten Staaten sind sie in der Minderheit. Traditionell leben sie als Hirtennomaden von der Viehzucht. Wegen des Klimawandels sehen sie sich ihrer Existenz bedroht, weshalb sie vermehrt in Gebiete ziehen, wo sesshafte Bauern Höfe betreiben. Fulani-Hirten sind oftmals bis an die Zähne bewaffnet, vertreiben die Bauernfamilien von ihren Bauernhöfen oder töten sie. Woher die Waffen kommen, lässt sich nicht genau sagen. Die Opfer sind häufig Christen. Diesen Konflikt auf die Religion zu beschränken, greift zu kurz. Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari, selbst ein Fulani, bleibt untätig. „Dies ist ein riesiger Skandal, den wir momentan in Nigeria erleben“, so Obiora Ike. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2018 die Fulani für viel mehr Opfer verantwortlich waren als Boko Haram. Wie auch gegen Boko Haram unternehmen die Ordnungshüter kaum etwas gegen die bewaffneten Fulani-Hirten. Die Situation ist für viele Nigerianer schwierig.

Kirche bringt Hoffnung

Bei seinem Besuch in der Schweiz wird Msgr. Obiora Ike verschiedene Gemeinden und Gottesdienste besuchen. Dabei werden Spenden für die Christen in Nigeria und Projekte vor Ort gesammelt. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas bekennt sich knapp die Hälfte der Einwohner zum Christentum – die Mehrheit von ihnen lebt im Süden. Um einen Exodus der Christen aus dem Norden zu verhindern, setzt sich das Hilfswerk „Kirche in Not“ ein.

Obiora Ike bittet die Menschen weltweit, die nigerianischen Christen nicht zu vergessen: „Die Welt darf das Schicksal der Christen in Nigeria nicht ignorieren. Was dort heute passiert, kann morgen auch anderswo eintreten. Wir müssen zusammenstehen und gemeinsam Lösungen finden.“ Ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen ist für ihn zentral, um eine weitere Radikalisierung zu verhindern.

Msgr. Prof. Dr. Obiora F. Ike wurde am 7. April 1956 geboren. Er ist ein nigerianischer römisch-katholischer Geistlicher, Professor und Menschenrechtler. An der Universität Innsbruck machte er einen Abschluss in den Fächern Politikwissenschaften, Philosophie und Theologie. Im Jahr 1981 empfing er in Hohenems im österreichischen Vorarlberg die Priesterweihe. 1985 wurde ihm an der Universität Bonn der Doktortitel verliehen. Ein Jahr später habilitierte er sich in Sozialethik, Geschichte und Afrikanistik. An verschiedenen Hochschulen weltweit nahm er immer wieder Lehraufträge wahr. Seit 2005 ist er Mitglied des Club of Rome Nigeria und steht diesem vor. Generalvikar des Bistums Enugu war er von 1998–2009. Seit 2016 ist er Direktor der Stiftung Globethics.net mit Sitz in Genf. Am 3. Juli 2020 wurde er von der Stephanus-Stiftung, die sich für die verfolgten Christen einsetzt, als Preisträger ausgezeichnet. Ihm wurde dieser Preis für sein grosses Engagement für die verfolgten Christen in seiner Heimat aber auch rund um Welt verliehen.

Wo und wann ist Msgr. Obiora Ike aus Nigeria zu Gast in der Schweiz:

Freitag, 21.10.2022
Zug ZG, Adoray-Festival
Workshop am Nachmittag

Zug ZG, St. Michael
17.00 Uhr Hl. Messe im Rahmen des Adoray-Festivals

Samstag, 22.10.2022
Zug ZG, Gut Hirt
17.30 Uhr Hl. Messe

Sonntag, 23.10.2022
Küssnacht a. Rigi SZ, St. Peter und Paul
09.30 Uhr Hl. Messe
11.00 Uhr Hl. Messe

Infos: www.kirche-in-not.ch