Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse hat die Deutsch-Türkin Nekla Kelek in Wien ihr neues Buch „Bittersüsse Heimat. Bericht aus dem Inneren der Türkei“ vorgestellt. In einem Interview mit dem „Falter“ erklärt sie, dass die Türkei noch nicht bereit sei, Demokratie und Menschenrechte zu leben. Zudem sei es an der Zeit, eine inhaltliche Auseinandersetzung darüber zu führen, „was der Islam ist und was seine Vertreter in Wirklichkeit wollen“.
Im Gegensatz zum Publizisten Navid Kermani ist Kelek der Meinung, dass das Schweigen über den Islam endlich gebrochen werden müsse. „Wir haben 40 Jahre lang geschwiegen. Der Islam ist eine soziale wie politische Herausforderung. Es kann gar nicht genug darüber gesprochen werden. Man kann behaupten, dass zu alarmistisch oder zu allgemein darüber geredet wird. Bei der Bevölkerung kommt das vielleicht so rüber, dass jeder Muslim ein Dschihadist ist und dass der Dschihadismus wächst. Nicht alle Muslime sind Terroristen, aber die meisten Terroristen sind momentan Muslime.“

Die Autorin macht in diesem Zusammenhang auch auf die Lage der Menschenrechte in islamischen Ländern aufmerksam. „Da müssen wir einfach Alarm schlagen. Ich würde mir wünschen, dass jene Muslime, die das auch satthaben, endlich aufstehen.“ Und weiter: „Der Islam bestimmt in allen islamischen Ländern den Alltag. 150 Millionen Frauen weltweit sind beschnitten, 90 Prozent davon in islamischen Ländern. Da muss ich doch mal fragen: Welche Funktion hat denn der Islam?“

Der Aussage, „den“ Islam gebe es nicht, stimmt die 50-Jährige nur zum Teil zu: „Der Islam ist nicht einheitlich. Aber es gibt einen Konsens, einen Islam als System, als Welt- und Menschenbild, von dem sich Muslime noch immer nicht gelöst haben. Der Islam ist nicht nur spirituell, sondern hat ein Lebenskonzept mit einem Menschen- und Weltbild, das anders ist als das unserer Zivilgesellschaft. Im Zentrum steht die vertikale Trennung der Gesellschaft nach Frauen und Männern. Es gibt einen Konsens in allen islamischen Ländern, der sagt: Die Frau ist die Privatheit, der Mann ist die Öffentlichkeit. Und der Gläubige hat sich diesem System zu unterwerfen.

Nach Kelek weist der Islam faschistische Elemente auf „Wie über Christen und unreine Menschen gesprochen wird, wie sie ihre Kinder indoktrinieren, die früh den Islam lernen müssen, die keine Zweifel haben oder gar Allah infrage stellen dürfen. Diese Formen des Scharia-Islam sind doktrinär.“ Die Autorin fordert daher die Muslime in Europa auf, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen und den Rechtsstaat ihrer Gastländer zu akzeptieren.