Ein Mann kommt am 1. Januar ins Fitnessstudio und will ein Abo abschliessen. Der Angestellte am Empfang erklärt ihm: „Wir haben da ein Sonderangebot. Es heisst ‚Gute Vorsätzeʻ und beinhaltet eine Mitgliedschaft von zwei Tagen, inklusive Probefahren auf dem Standrad und einem Selfie im Trainingsoutfit.“

Man lacht darüber …  aber wer kennt diese Situation nicht?

Von Ursula Baumgartner

Die Vorsätze sind gefasst: Ab jetzt ist Schluss mit Zucker, Alkohol, Kaffee, Fleisch oder dem abendlichen Fernsehen. Dafür kommt mehr Gemüse auf den Tisch und an der Sportlichkeit will man auch arbeiten. Aber schon nach kürzester Zeit verlässt einen die gute Absicht und man beobachtet sich selbst dabei, wie man all die alten Verhaltensmuster weiterhin an den Tag legt. Doch warum ist das eigentlich so oft der Fall?

Gewohnheiten sind wie alte Freunde

Alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen, ist nicht leicht. Die sogenannte 21/90-Regel besagt, dass man 21 Tage braucht, bis man sich etwas Neues angewöhnt hat, und 90 Tage, bis dieses neue Verhalten Teil des eigenen Lebensstils geworden ist. Die Umstellung auf etwas Neues kann mehr Zeit und/oder mehr Geld kosten oder einem viel Disziplin abverlangen. Dies drei Wochen bzw. drei Monate lang durchzuhalten, ist kein Kinderspiel. Nicht umsonst wird die Gewohnheit in Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“ sogar als „Ersatz für Glück“ bezeichnet. Und wer will schon das Glück verlassen!

Vielleicht liegt das Scheitern an guten Vorsätzen aber auch an etwas anderem. Die Ziele, die man mit den Vorsätzen verfolgen wollte, könnten sich als nicht so wichtig herausstellen. Überlastung in anderen Bereichen kann dazu führen, dass man nicht die Kraft hat, etwas zu ändern. Oder aber man hat die Vorsätze falsch gefasst – was wohlgemerkt nicht das Gleiche ist wie „die falschen Vorsätze gefasst“!

Wie fasst man die richtigen Vorsätze – und wie fasst man Vorsätze richtig?

Wenn man etwas erreichen will, orientiert man sich am besten an denen, die bereits etwas erreicht haben. Im Projektmanagement arbeitet man bei der Festlegung von Zielen oft mit den SMART-Kriterien. Ein Ziel ist demnach dann gut formuliert, wenn es spezifisch (d.h. genau), messbar (d.h. konkret), angemessen, realistisch und terminiert (d.h. bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erreichen) ist. So sollte also der Jahresvorsatz nicht lauten „Ich will sportlicher werden“ oder „Ich will weniger Zeit im Internet verbringen“, sondern beispielsweise „Ich will jede Woche zwei Stunden Sport treiben“ oder „Ich schalte um 21 Uhr das Handy aus“.

Ein weiterer hilfreicher Ratschlag ist, sich im Vorhinein zu überlegen, welche Hindernisse beim Einhalten der Vorsätze auftreten könnten und wie man diese überwindet. Auch ein Partner, mit dem man gemeinsam den Vorsatz fasst, oder dem man nach einer gewissen Zeit Rechenschaft über seine Fortschritte ablegen will – und gegebenenfalls ein wenig feiert –, kann helfen. Und wenn man nicht einmal weiss, in welche Richtung die Vorsätze gehen sollen, nützt ein Blick in die Zukunft verbunden mit der Frage: Woran soll man sich erinnern, wenn man an mich zurückdenkt?

Egal, ob man die Vorsätze am dritten Tag über Bord geworfen hat oder man zum Neujahrstag gar keine startklar hat: Es ist nie zu spät, etwas zum Guten hin zu ändern. Nicht nur das neue Jahr ist ein guter Anlass, neu anzufangen, sondern jeder neue Tag. Machen Sie aus „eines Tages“ einfach „Tag eins“!

Einen guten Rutsch und ein gutes neues Jahr!