Im Interview mit der „NZZ am Sonntag“ vom 6. Januar 2019 hat die Ethnologin Susanne Schröter Klartext darüber geredet, was Migranten aus bestimmten Kulturen mit der zunehmenden Gewalt gegen Frauen zu tun haben. Sie fordert: Wer sich nicht an unsere Werte halten will, muss wieder gehen.

Die Vorkommnisse der Kölner Silvesternacht 2015/2016 hätten sich nur deswegen nicht wiederholt, weil inzwischen überall dort, wo gefeiert werde, sehr viel Polizei präsent sei. Hinzu komme, dass weniger Frauen feiern gingen, weil sie sich im öffentlichen Raum unsicherer fühlten, so Schröter.

Seit die vielen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, haben wir es laut der Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam in Frankfurt mit einer ganz neuen Qualität von Gewalt zu tun. „Natürlich kam es auch schon früher zu Übergriffen bei Festen (…). Aber dass sich junge Männer dazu verabreden, Frauen in der Öffentlichkeit zu jagen – das gab es vorher nicht.“

Übergriffe auch nach Köln

Bisher lebte man nach Einschätzung Schröters hierzulande nach dem Impuls: „Wo Menschen sind, bist du sicher.“ Dies sei nun nicht mehr so. Auch nach Köln habe es im kleineren Ausmass in Deutschland, aber auch in der Schweiz und Österreich gruppenbezogene Übergriffe gegeben: in Einkaufszentren, Parks, Schwimmbädern und Diskotheken.

Schröter weist darauf hin, dass bei allgemein sinkender Kriminalität Gewaltdelikte zugenommen haben, Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung sogar exorbitant. In beiden Kategorien seien „Flüchtlinge führend“. Die „NZZ am Sonntag“ weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Flüchtlinge, obwohl sie in Deutschland 2017 nur zwei Prozent der Bevölkerung stellten, 15,9 Prozent der Tatverdächtigen bei Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffe ausmachten. In Niedersachsen seien 2016 bei 67,2 Prozent der Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen Flüchtlinge tatverdächtig gewesen.

Eine gesellschaftliche Folge solcher Vorkommnisse ist laut Schröter, dass Frauen einen Teil des öffentlichen Raums nicht mehr für sich nutzen.

„Sie glauben, dass es ihnen zusteht“

Und wie erklärt die Ethnologin diese besondere Bedrohung durch Männer aus bestimmten Kulturen? „Die grosse Mehrheit der Flüchtlinge kommt aus Gesellschaften, deren Gendernormen völlig anders sind als unsere. In Syrien, Marokko, Ägypten, Tunesien oder Afghanistan ist die Bewegungsfreiheit von Frauen stark eingeschränkt. Sie sollen sich verhüllen, damit sie die Begierden der Männer nicht reizen, nicht allein rausgehen, schon gar nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Eine sogenannte ehrbare Frau trinkt keinen Alkohol, raucht nicht, geht nicht feiern.“ In Europa aber sehen diese Flüchtlinge laut Schröter lauter „nicht ehrbare“ Frauen. „Wenn diese kulturellen Muster mit dem sexuellen Druck zusammentreffen, den Männer in diesem Alter haben, und dem Frust, keine zur Freundin haben, wird es schwierig.“ Viele hätten dann keinerlei Schuldgefühle bei sexuellen Übergriffen. Sie glaubten, es stünde ihnen zu, erklärt Schröter.

Nach der Einschätzung der Wissenschaftlerin werden die problematischen Seiten der Zuwanderung ausgeblendet. „Es gibt diesen Impuls, Migranten zu schützen, weil sie eine Minderheit darstellen und von Rechtspopulisten angegriffen werden.“ Sexuelle Übergriffe würden geleugnet, bagatellisiert oder durch den Vergleich mit Oktoberfest oder Karneval relativiert. „Es wird so getan, als sei das einzige Problem der Rechtspopulismus. Diese Sicht zeugt von Realitätsverlust.“ In Ägypten gibt es laut Schröter für das Phänomen, dass sich Männer in Gruppen zusammenschliessen, um Frauen zu belästigen, sogar einen Begriff: „Taharrusch Gamea“. Männer dort fühlten sich zur kollektiven Aggression in Form von sexuellen Übergriffen berechtigt, weil sie der Meinung seien, Frauen hätten im öffentlichen Raum nichts verloren.

Kulturrelativismus

Überall in Europa gäbe es eine Angst, als rassistisch zu gelten, sagt Schröter. „Viele Linke glauben, dass der Reichtum des Westens auf der Ausbeutung der übrigen Welt beruht und Flüchtlinge das Ergebnis dieses Fehlverhaltens sind.“ Das sei zu simplifizierend. Letztlich stehe hinter solchen Vorstellungen ein unglaubliches Omnipotenzgefühl, ja fast ein kolonialer Überheblichkeitsgestus. Wir im Westen glaubten, die ganze Welt lenken zu können, zum Guten oder zum Schlechten.

Auch fragen sich Schröter zufolge viele, ob sie sich überhaupt einmischen dürften in andere Kulturen. „Diese Haltung basiert unter anderem auf dem Kulturrelativismus, den die Ethnologie hervorgebracht hat.“ Dieser Kulturrelativismus müsse auch Grenzen haben, z.B. die Menschenrechte. „Gewalt gegen Frauen kann und darf niemals gerechtfertigt werden.“

Dass mit diesen Gewaltproblemen auch Multikulti am Ende ist, bestreitet Schröter. Aber man müsse das Konzept des Multikulturalismus modifizieren, „ihm seine Blauäugigkeit nehmen“. „Anything goes“, das Credo der freien Gesellschaft, helfe im Zusammenprallen mit Menschen aus autoritär-patriarchalischen Strukturen, in denen auch Gewalt legitimiert werde, nicht weiter. „Wir müssen klar sagen, dass unsere Werte und emanzipativen Errungenschaften nicht verhandelbar sind.“ Wer sich daran nicht halten will, muss wieder gehen, fordert Schröter.