Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind weltweit rund 40 Millionen Menschen versklavt. Jedes Jahr werden etwa 2,5 Millionen Menschen neu Opfer von Menschenhandel – Hunderte davon auch in der Schweiz, schreibt die Kampagne gegen Menschenhandel. Der Konflikt in der Ukraine verschärfe die Situation weiter. Nebst der bekannten sexuellen Ausbeutung träten vermehrt Fälle von Menschenhandel auch in Bereichen der Arbeit auf.

„Sklaverei in der Schweiz – undenkbar, könnte man meinen‟, so die Kampagne. Die Realität sehe leider anders aus, wie einige Schlagzeilen der vergangenen Monate belegen würden: „Menschenhandel mit Putzfrauen‟ oder „Die Hölle von Gstaad‟ lauteten die Überschriften, weil 40 Frauen ausgebeutet wurden. Und „Menschenhandel findet nicht nur in der Prostitution statt‟ lautete der Titel auf einem Nachrichtenportal.

Der Bund wolle die Arbeitsinspektoren stärker für den Menschenhandel sensibilisieren, so die Medienmitteilung, da die Zahl der von Sklaverei und Ausbeutung Betroffenen jährlich zunehme. Die tatsächliche Zahl der Opfer und Täter in der Schweiz sei zwar aufgrund der hohen Dunkelziffer nicht bekannt. Aber immer mehr Menschen würden in privaten Haushalten, in Putzinstituten, im Gastgewerbe, im Bausektor und in der Landwirtschaft ausgebeutet oder als Bettler und von Einbrecherbanden instrumentalisiert. Selbst in Asylunterkünften fänden sich Opfer.

Menschenhandel nach der Flucht

Laut der Kampagne Menschenhandel habe der anhaltende Konflikt in der Ukraine die Situation verschärft: Das Bundesamt für Flüchtlinge (SEM) warnt wegen dem Ukraine-Krieg vor Menschenhandel bei Flüchtlingen. Vor allem während der Flucht und in der Zeit nach der Ankunft in den Aufnahmeländern seien Frauen gefährdet, Opfer von Menschenhandel zu werden.

Neben einem Verbot und der Verfolgung von Menschenhandel müssten Aufnahmeländer aktiv werden, um flüchtende Frauen zu schützen, so die Kampagne. Derzeit versuchten verschiedene Organisationen, aus der Ukraine geflüchtete Frauen über ihre Möglichkeiten und Ansprüche zu informieren und zu verdeutlichen, dass sie für Hilfeleistungen niemandem etwas schuldig seien. Der einfache Zugang zu Informationen und deren mehrmalige Wiederholung sei während der teils traumatisierenden Situation der Flucht besonders wichtig.

Grosskundgebung auf dem Bundesplatz

Zehn Organisationen, darunter die Christliche Ostmission, Open Doors und glowbalact, wollen eine breit angelegte Kampagne für den Kampf gegen Menschenhandel durchführen, um die Bevölkerung über die Lage zu informieren, sie für die Problematik zu sensibilisieren und aufzuzeigen, wie sie sich für den Kampf gegen den Menschenhandel engagieren kann. Im Rahmen der Kampagne ist am Samstag, 24. September 2022, eine Kundgebung auf dem Bundesplatz in Bern geplant.

Quelle: Medienmitteilung Kampagne gegen Menschenhandel vom 23. Mai 2022, APD