Aktuell wird diese Aussage von vielen Corona-Demonstranten verwendet, welche sich gegen eine Impfung bzw. Impfflicht aussprechen. Doch Impfgegner werden derzeit stark angefeindet. Müssten wir uns jedoch nicht vielmehr fragen, wie wir mit solchen Aussagen umgehen sollen, unabhängig davon, ob wir für oder gegen die Impfung sind?

Von Dario Gheno

Von Impfbefürwortern wird oft von Solidarität gesprochen. Gemeint ist damit meist: Sich impfen lassen bedeute Solidarität. Dem entgegen steht die herausfordernde Situation vieler Ungeimpfter, welche mit immer mehr Einschränkungen zu kämpfen haben.

Wenn ich mich auf die Werte besinne, die mich geprägt haben und die ich zu leben versuche, denke ich ebenfalls an Solidarität – aber auch an Akzeptanz und wohlwollende Nächstenliebe. Auch wenn ich es manchmal nicht verstehe, warum andere nicht den gleichen Weg wie ich gehen, akzeptiere ich sie und ihre Entscheidung, da es ihre persönliche Entscheidung ist. Solidarität muss nicht zwingend bedeuten, sich impfen zu lassen, sondern kann auch heissen, dass man jene akzeptiert, die es eben nicht wollen. Ich persönlich möchte meine Freunde nicht nach Impfstatus aussuchen oder aufgrund dessen jemanden anders behandeln, denn wir sind alle Mitmenschen und haben alle dasselbe Recht auf eine freie Entscheidung.

Ein kleine Gegenüberstellung als Beispiel:

Die Sicht von Geimpften: Angst aufgrund von Ungewissheit, die aus der aktuellen Machtlosigkeit kommt und dem Bedürfnis, die eigene Gesundheit schützen wollen. Daher die verständliche Meinung zur Impfung: „Jeder soll es tun, um sich und andere zu schützen!“

Die Sicht von Nichtgeimpften: Die Technologie ist zu unsicher und der politische Druck zu gross, man möchte nicht gezwungen werden, sondern selbst entscheiden. Daher die verständliche Meinung zur Impfung: „Nein ich möchte das (derzeit) nicht! – oder – Mein Körper, meine Entscheidung. Ich kann mich und andere auch auf andere Art und Weise schützen.“

Wäre es nicht viel solidarischer, die Meinungen der anderen zu akzeptieren und wohlwollend Nächstenliebe zu zeigen?

Ganz ehrlich, momentan ist das Thema Impfen in meinem Umfeld jenes, das für den meisten Gesprächsstoff sorgt. Egal, auf wen ich treffe, Befürworter oder Nichtbefürworter, beide Seiten denken, dass sie zu 100 Prozent im Recht sind. Mein persönliches Fazit aus diesen Gesprächen ist, dass ich immer mehr Verständnis für die andere Seite entwickeln konnte.

Derzeit wird die Impfung als einzig richtiger Weg propagiert. Unsere Politik und so auch der grosse Teil unserer Bevölkerung haben in der Folge hauptsächlich diesen einen Weg, nämlich den der Impfung, eingeschlagen. Jene, die sich nicht impfen lassen möchten, haben oft Mühe, da sie der Meinung sind, dass man mit „Scheuklappen“ nur einen Weg verfolgt, obwohl es vielleicht auch Alternativen gäbe. Ob der aktuelle beschrittene Weg der richtige ist, werden wir erst in ein paar Jahren wissen. Rückblickend wird man möglicherweise erklären, dass dies aus der damaligen Perspektive als einzige Möglichkeit erschien, doch mit den neueren Erkenntnissen hätte man es anders gemacht. Diese Aussage wird vermutlich kommen, und zwar egal, welchen Weg die Politik und wir selbst uns aussuchen. Schlussendlich ist nur wichtig, dass jeder die Entscheidung aus freien Stücken treffen und offen dazu stehen kann, ohne Anfeindungen befürchten zu müssen.

Welche Meinung und Einstellung ich persönlich habe, ist nicht das Mass aller Dinge, denn ich habe Verständnis für jeden, der sich selbst dafür oder dagegen entschieden hat, sofern er auch jedem anderen die freie Entscheidung überlässt. Seien wir ehrlich: Uns und andere weiterhin schützen, müssen wir so oder so, egal ob geimpft oder nicht geimpft.