Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung ab 15 Jahren in der Schweiz verwenden regelmässig mehr als eine Sprache. Damit hat der Anteil Mehrsprachiger 2019 im Vergleich zu 2014 zugenommen, zeigt eine Erhebung zur Sprache, Religion und Kultur des Bundesamtes für Statistik (BfS). Eine Ursache dafür könnte der gestiegene Ausländer-Anteil sein.

68 Prozent der jugendlichen und erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz verwenden mindestens einmal pro Woche mehr als eine Sprache.  32 Prozent gaben an, eine einzige Sprache zu verwenden, bei der letzten Erhebung im Jahr 2014 waren es noch 36 Prozent.

Alter, Bildungsstand und Migrationsstatus beeinflussen Mehrsprachigkeit

Die Statistik zeigt, dass der Anteil Personen mit einer einzigen regelmässig verwendeten Sprache höher ist, je älter die Person ist: In der Gruppe der 15-24-Jährigen beträgt er 13 Prozent, bei den Personen ab 75 Jahren hingegen fast das Fünffache (64 Prozent). Personen mit einem höheren Bildungsabschluss verwenden eher mehrere Sprachen als Personen mit tieferem Bildungsstand (76 Prozent bei Tertiärstufe gegenüber 59 Prozent mit Abschluss auf Sekundarstufe II resp. 72 Prozent ohne nachobligatorische Ausbildung).

Unter der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist die regelmässige Verwendung mehrerer Sprachen überdurchschnittlich stark verbreitet: 41 Prozent der ersten Migrantengeneration sowie 49 Prozent der zweiten oder dritten Generation benutzen regelmässig mindestens drei Sprachen; dies gilt nur für rund einen Fünftel der Personen ohne Migrationshintergrund (21 Prozent).

Jugendsprache Englisch

Die allgemeine Spracheinteilung in der Schweiz sieht folgendermassen aus: 76 Prozent der Bevölkerung verwenden regelmässig Deutsch, 65 Prozent Schweizerdeutsch, 39 Prozent Französisch, 15 Prozent Italienisch sowie 1,9 Prozent Tessiner oder bündner-italienischen Dialekt sowie 0,9 Prozent Rätoromanisch.

Bei Jugendlichen ist Englisch stark vertreten als Nichtlandessprache: Bei 15- bis 24-Jährigen wird Englisch von fast drei Vierteln mindestens einmal pro Woche gesprochen, geschrieben, gelesen oder gehört. Das sind rund 10 Prozent mehr als noch 2014. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen sind es noch 45 Prozent in der Schweiz, die regelmässig Englisch benutzen. Dabei fällt auf, dass in deutschen Sprachregionen Englisch stärker verbreitet ist als in italienisch- oder französischsprachigen Regionen (46 Prozent vs. 37 Prozent resp. 43 Prozent).

Gründe der Mehrsprachigkeit

Allgemein ist das Sprachenlernen bei den Jüngeren stärker verbreitet: 29 Prozent der 25-39-Jährigen erweitern ihre Sprachkenntnisse. Hauptmotivation für das Erlernen einer Sprache ist der Beruf (34 Prozent), die Gründe fallen aber je nach Sprache unterschiedlich aus. Fiona Müller von der Sektion Demografie und Migration beim BFS antwortete bei der Medienkonferenz am 25. Januar 2021 auf die Frage einer Journalistin, die Gründe für die Zunahme der Mehrsprachigkeit seien „noch nicht wirklich belegt, wir können nur Vermutungen anstellen‟. Ihr Kollege Maik Roth fügte jedoch ergänzend hinzu, eine mögliche Hypothese sei der gestiegene Bevölkerungsanteil von Menschen mit ausländischem Hintergrund.

So zeigt sich denn auch: Fast die Hälfte der Kinder kommt zuhause mit mehreren Sprachen in Kontakt. Bei den unter 15-Jährigen ist zuhause Englisch die häufigste Nichtlandessprache (7,5 Prozent). Stark vertreten sind aber auch Albanisch (6,7 Prozent), Portugiesisch (4,9 Prozent), Spanisch (4,9 Prozent), Bosnisch-Kroatisch-Montenegrinisch-Serbisch (3,8 Prozent) und Türkisch (2,8 Prozent); mehr als weitere 70 Sprachen werden bei der jüngsten Generation zuhause gesprochen. 33 Prozent der unter 15-Jährigen kommen zuhause mit zwei, ein Zehntel sogar mit drei oder mehr verschiedenen Sprachen in Kontakt.

Die Stichprobenerhebung des BFS zu Sprache, Religion und Kultur ist Teil des eidgenössischen Volkszählungssystems. Sie wird seit 2014 alle fünf Jahr durchgeführt.

Quelle: Medienmitteilung BfS, Medienkonferenz BfS 25. Januar 2021