Bereits zum vierten Mal wurde unter der Trägerschaft von 14 christlichen Organisationen, darunter auch Zukunft CH, am 14. September 2013 der „Marsch für’s Läbe“ in Zürich durchgeführt. Rund 2’100 Menschen strömten nach Zürich, um ein öffentliches Zeichen für das Lebensrecht der Ungeborenen zu setzen. Linke Aktivisten versuchten auch dieses Jahr den Marsch zu stören, wurden jedoch von der Polizei in die Schranken gewiesen.

Ralph Studer

Der Marsch startete mit einer eindrücklichen und ermutigenden Kundgebung auf dem Turbinenplatz mit Referenten aus der Politik und bewegenden Zeugnissen von Lebensschützern und Eltern. Mireille Udriot von „SOS Emanuel Adoption“, einem westschweizer Hilfswerk zur Adoption behinderter Kinder, zeigte mit eindrücklichen Worten, dass das Leben mit einem behinderten Kind für die Eltern ein grosses Abenteuer darstelle, welches jedoch ermögliche, die Welt und die Realität behinderter Menschen völlig neu zu sehen. Sibylle Böhlen erzählte davon, wie sie und ihr Mann auf die ärztliche Diagnose reagierten, dass ihr Kind schwer behindert zur Welt kommen würde. Das Ehepaar Böhlen schrieb etliche Freunde an, gemeinsam mit ihnen zu beten. Und siehe da: Zum Erstaunen der Ärzte hatte ihr Sohn bei der Geburt ausser einem Wasserkopf, der mit einer routinemässigen Operation entfernt werden konnte, keine weiteren Behinderungen, wie die Mutter spürbar erschüttert berichtete. Die Emmentaler MundartSängerin Jackie Leuenberger und Christoph Jakob, Leadsänger der aus Malmö bekannten Heilsarmee-Band Takasa, trafen mit ihrem „Resonanz-Song“ das Anliegen der Veranstaltung in seinem Kern: „Jede vo üs – jede vo üs – jede macht en Unterschied. Es brucht eine wie di und mi. Jede vo üs – jede vo üs – jede vo üs.“

Der Berner SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal appellierte an die Teilnehmer, sich dafür stark zu machen und zu beten, dass die Ordnung Gottes und seine Werte wieder ins Zentrum von Gesetz und Gesellschaft gestellt würden. Er betonte, dass durchschnittlich in der Schweiz jährlich 300 Kinder bereits zwischen der 22. und der 27. Schwangerschaftswoche zu Welt kämen. Etwa 40 Kinder würden dagegen auch nach der 22. Woche noch abgetrieben. „Mensch ist man also, wenn man gewünscht ist. Wenn man nicht erwünscht ist, ist man es nicht.“ Wir könnten, so Siebenthal, die Augen nicht verschliessen vor dem krassen Widerspruch zwischen Gottes Richtlinien und der menschlichen Vernunft einerseits und unseren aktuellen Gesetzen andererseits. Darum sei es unsere Aufgabe, mit tiefer Überzeugung, Ausdauer und Hartnäckigkeit für neue und bessere Gesetze zu kämpfen, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Bekenntnismarsch durch Zürich

Im Anschluss an die bewegenden Ansprachen und Berichte ordneten sich die Teilnehmer zum Marsch durch die Strassen Zürichs; zuvorderst der bunte Familienmarsch mit der JubelTrubel-Brassband unter der Leitung von Manuel Wittwer und der Steelband „Samba Shine Jesus“, einem Wagen mit Kindern und vielen Familien, und dahinter der Trauermarsch mit Kreuzen und Särgen zum Gedenken an die in der Schweiz jährlich 11‘000 getöteten Ungeborenen. Mit unzähligen Transparenten wie „Auch wir hätten gerne gelebt“, „Danke für’s Läbe“, „Bitte, lasst mich leben“ oder „Erstes Recht Lebensrecht“ erinnerten die Teilnehmer alle Passanten an die in der Schweizer Bundesverfassung verankerte Gewissheit, „dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen.“

Linke Aktivisten hatten wie schon in den Vorjahren zu Gegenprotesten aufgerufen und standen mit ihren Trillerpfeifen und Plakaten (z.B. „Unsere Kinder werden so wie wir“, „Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ und „Heidenspass statt Höllenqual“) an den Strassenrändern. Die Polizeitruppen, die zahlreich mit Schutzwesten, Schildern und Helmen den Marsch begleiteten, konnten jedoch errichtete Barrikaden schnell auflösen und grössere Gewalttätigkeiten verhindern. So blieb es Gott sei Dank vor allem bei verbaler Aggression der links-autonomen Chaoten gegenüber den friedlichen Lebensrechtsschützern des Marsches. Gerade den Kindern, die im Marsch mitliefen, war jedoch die Verwirrung über die heftige und unglaublich aggressive Art der Gegner anzusehen.

Im Gespräch mit Teilnehmern des Marsches äusserten viele als Grund ihrer Teilnahme, dass sie ein öffentliches Zeichen für das Lebensrecht der Ungeborenen setzen und ein gemeinsames Bekenntnis ablegen wollten. So auch Pirmin Müller, Präsident der SVP Stadt Luzern und Geschäftsführer von Pro Life. „Vielleicht gelingt es uns, mit diesem Marsch unsere Gegner zum Nachdenken anzuregen.“ Eine Marschteilnehmerin stellte einem Marschgegner spontan die Frage, warum sie Links-Autonomen so aggressiv gegen die Marschteilnehmer auftreten würden. Der besagte Mann war perplex und konnte auf die Frage zunächst keine Antwort geben. Nach einigem Zögern erwiderte er, dass er böse Menschen hasse. Ich frage mich, ob es wohl nicht vielen Gegendemonstranten so erging? Sie liefen einfach mit, ohne sich mit unseren Anliegen nähe auseinanderzusetzen, ohne sich zu fragen, wer wir Lebensrechtsschützer überhaupt sind und wofür wir einstehen.

Die Veränderung beginnt im Herzen

Zurück auf dem Turbinenplatz leitete Beatrice Gall, Geschäftsführerin von Zukunft CH, mit einer kurzen Ansprache zum überkonfessionellen Abschlussgottesdient über. Dabei wurde gemeinsam die Charta für s’Läbe gesprochen, worin es heisst: „Wir bekennen, dass wir es versäumt haben, den Schwächsten unserer Gesellschaft Schutz und Lebensrecht zu gewähren. Wir bitten Gott den Allmächtigen um Verzeihung für unsere Unterlassungen, unsere lebensfeindlichen Taten, unser feiges Schweigen…“ Es ist tief beeindruckend, wenn ein solches Bekenntnis von so vielen Menschen gemeinsam abgelegt wird!

In seinem Predigtwort hob Pfarrer Hansjürg Stückelberger die besondere Würde des Menschen aufgrund seiner täuscht worden, habe mich verführen lassen, man hat mich verletzt, ich liege am Boden, ich bin verzweifelt und zugleich wütend auf alle und mich selber: Und gerade darum brauche ich jemanden, der mich liebt, mich erträgt, mir Geborgenheit schenkt. Dann kann ich wieder aufstehen, dann werde ich ein anderer Mensch. Love me tender, love me sweet, never let me go. Und dies gilt nicht nur von Frauen in einer ungewollten Schwangerschaft. Tragen wir nicht alle dieses Sehnen nach Liebe in uns? Sind es nicht Abermillionen, die darauf warten und hoffen, dass jemand sie lieb hat?

Doch wer kann das? Den anderen lieben, wenn er schon wieder mich kritisiert, schon wieder das tut, wovon er genau weiss, dass es mich zur Weissglut bringt? Das würde ja heissen, zu lieben ohne Bedingungen. Bedingungslose Liebe. Über die Liebe schreibt der Apostel Paulus: Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. (1. Kor. 13,7) Verstehen wir recht: Paulus meint nicht, die Liebe erträgt vieles, sondern die Liebe erträgt alles. Das schafft kein Mensch. Darum stehen wir hier vor Gott. Denn er sagt zu uns das Zauberwort: Ich liebe dich. In Christus sagt er das zu jedem von uns, zu jedem, der es hören will. Die Bibel ist der grosse Liebesbrief Gottes an uns. Seine Liebe ist bedingungslos. Und wer sich ihm öffnet, den erfüllt er mit seiner Liebe, die stark macht zum Dulden, Vergeben und Zurechtbringen. Das bestätigt Paulus, wenn er sagt: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen. (Röm. 5,5)

Die Veränderung der Welt beginnt bei mir

Die Aufgabe, die wir in unserem Land vor uns haben, ist gigantisch. Wir wollen die Schweiz verändern. Aber das allein genügt nicht. Damit Gesetze neu geschrieben werden, müssen sich Herzen ändern. Und das beginnt bei mit. Die Veränderung meines Ehepartners und die Veränderung der Welt beginnen bei mir. Wenn ich möchte, dass andere, mein Arbeitskollege, unser Nachbar, sich ändern sollten, dann muss Gott bei mir anfangen. Ich allein schaffe das nicht. Dazu brauchen wir das Feuer der Liebe Gottes. Wenn wir uns ihm zuwenden, wird er in uns dieses Feuer entzünden. Bitten wir ihn, dass er es durch seinen Geist anfacht, bis es kräftig lodert.

Doch bevor wir dies bewerkstelligen könnten, müssten sich zunächst die Herzen der Menschen verändern (die Rede in voller Länge können Sie unten stehend lesen). Marian Eleganti, Weihbischof des Bistums Chur, der auch beim Marsch mitlief, um „ganz dabei zu sein und ein Zeichen zu setzen“, betonte in seiner Kurzpredigt, dass Gott mit jedem Menschen von Anfang an seinen Plan habe und der Mensch von seiner Zeugung an das unverletzliche Recht auf Leben besitze. Die Tötung eines Ungeborenen sei ein nicht hinnehmbares Unrecht und stelle keinen legitimen Ausweg aus einer Notlage dar. Die Beratung von ungewollt Schwangeren sei deshalb eine unbedingte Notwendigkeit, so Eleganti.

Ein starkes Zeichen der Hoffnung

Vielleicht geht es auch Ihnen so? Manchmal will ich aufgeben und denke, die Lage ist hoffnungslos. Falsch, sage ich dann zu mir. Schon ein einzelner Mensch kann vieles bewegen. Und als Gruppe können wir erst recht Veränderungen herbeiführen. Über Gebet, Lobbyarbeit und tatkräftiges Engagement können wir unser persönliches Umfeld, unsere Gesellschaft und sogar ein ganzes Land erneuern. Der Marsch für s’Läbe ist ein Anfang. Als sich nach dem Ende des Gottesdienstes die Teilnehmer in alle Himmelsrichtungen verstreuten, wurde mir bewusst, wie wichtig dieser Marsch war. Auch wenn es Überwindung kostet, sich zu exponieren: Der Einsatz für das Gute und die Wahrheit ist eine dringende Aufgabe, an der wir uns alle beteiligen müssen.