Mehr Gewalt in immer brutaleren Formen, steigende Scheidungszahlen und neue Formen des Rauschmittelmissbrauchs, wie dem „Botellón“, bei dem sich mehrere Tausend Jugendliche gemeinschaftlich bis zum Exzess betrinken – zahlreiche Meldungen in letzter Zeit verunsichern. Wir haben mit Felix Ceccato, dem Präsidenten der Christlichen Polizei-Vereinigung über Jugendkriminalität, vernachlässigte Kinder und fehlende Werte gesprochen.
Zukunft CH: Wie hat sich die Kriminalität in der Schweiz in den letzten Jahren entwickelt?

Ceccato: Im Juli 2008 publizierte das Bundesamt für Polizei die neue polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2007. Dort wird ausgewiesen, dass die Gewaltdelikte weiter zugenommen haben. Der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen und der Ausländeranteil sind im Vergleich zu den letzten Jahren in etwa gleich geblieben. Aus der Statistik ist zu entnehmen, dass minderjährige Tatverdächtige auch bei schwerwiegenden Delikten wie Raub, Tötungen, Erpressungen, Vergewaltigungen etc. ermittelt werden konnten.

Zukunft CH: Wie hat sich das Suchtverhalten von Jugendlichen in den letzten Jahren entwickelt?

Ceccato: Wenn Sie die neuste Entwicklung beobachten, zum Beispiel das „Botellón“, also das zelebrierte Massenbesäufnis in den Städten, dann muss man leider sagen, dass die Situation ernsthaft und besorgniserregend und nicht tolerierbar ist. Geeignete Sofortmassnahmen sind gefragt.

Zukunft CH: Heidi Simoni, Leiterin des „Marie Meierhofer Institut für das Kind“, sagte in einem Referat, dass viele Kinder inzwischen in Kleinstfamilien lebten und zunehmend unter Isolation und Armut litten. Die Zahl unbetreuter Kinder habe stark zugenommen. Liegt darin die Ursache für die Jugendkriminalität?

Ceccato: Ob darin die Ursache der Jugendkriminalität liegt, kann ich nicht beurteilen. Jede Gesellschaft verdient die Probleme, die sie sich selber schafft. Die Jugendprobleme schaffen wir uns auch selber, weil die Familie als Fundament in Frage gestellt ist und vielfach gar nicht mehr recht funktioniert. Scheidungen und Trennungen sind selbstverständlich geworden. Schulische Probleme kommen hinzu, weil es keine oder mangelnde Zusammenarbeit zwischen Lehrer, Eltern und Schüler gibt. Leistungsniveaus werden nicht erreicht. Jugendliche mit Migrationshintergrund haben es da noch viel schwerer. Zudem haben sich die Interessen der Jugendlichen geändert: Im Zeitalter der „unbegrenzten Möglichkeiten“ können Jugendliche aus so viel Unterhaltung auslesen, dass sie sich eigentlich einsam fühlen. Wer von den Erwachsenen nimmt sich denn heute noch Zeit, sich mit den Fragen der Jugendlichen auseinander zu setzen und ihnen Anleitungen und Halt fürs Leben zu geben?

Zukunft CH: Wie können wir dem entgegenwirken?

Ceccato: Miteinander können wir es schaffen. Füreinander da sein, sich gegenseitig helfen und respektieren, sich gegenseitig mehr dienen als egoistisch nur für sich zu schauen. Das fängt bei den Eltern an, geht über die Schule und hört bei den Kollegen auf. Doch dafür müssen bei den Eltern, Lehrern und Kollegen auch die Rahmenbedingungen stimmen.

Zukunft CH: Welche Rolle spielen christliche Werte dabei?

Ceccato: Unser Land wurde auf christlichen Werten aufgebaut. Die christlichen Werte geben uns Anleitung für den Umgang miteinander. Leider spielen die christlichen Werte heute keine grosse Rolle mehr, das zeigt das Spiegelbild unserer Gesellschaft. Ethik und Moral ist fast ein Fremdwort geworden. Dies zieht sich durch von der Familie bis zum höchsten Politiker. Schon die zehn Gebote werden heute belächelt, weil es ja nicht schlimm ist, mal zu lügen, mal etwas bei den Steuern nicht anzugeben oder den Eltern alle Schuld zu geben.

Zukunft CH: Leben wir in einer kinderfeindlichen Gesellschaft?

Ceccato: Grundsätzlich würde ich sagen nein, wir haben sehr gute Infrastrukturen, dass Kinder einiges besser aufwachsen können als in anderen Ländern. Bedenklich ist aber, dass wir in der Schweiz einen Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche kennen.

Zukunft CH: Wie leben Sie christliche Werte in Ihrem Beruf als Polizist?

Ceccato: Nun, damit ich die christlichen Werte leben kann, muss ich sie zuerst kennen und verstehen. Das setzt voraus, dass ich mich mit dem christlichen Glauben beschäftigen muss, am Besten lerne ich das durch Besuche von Gottesdiensten und Lesen in der Bibel. Wenn ich es dann verstanden habe, lebe ich die christlichen Werte automatisch, ohne dass ich missionarisch auftreten muss. Als Polizist erlebt man Situationen, wo man gerne die Hilfe eines anderen in Anspruch nimmt, warum nicht auch von Gott? Ein kurzes Stossgebet beruhigt einen bei einer Blaulichtfahrt oder Bibelstellen geben einem Antwort auf Fragen des Lebens.

Zukunft CH: Wie soll man Ihrer Meinung nach mit kriminellen Ausländern umgehen? Ist die Ausschaffung eine Lösung?

Ceccato: Die Ausschaffung ist dann eine Lösung, wenn sie illegal in die Schweiz gekommen sind, und sich hier strafbar gemacht haben. Bei kriminellen Ausländern, die unser Gastrecht strafrechtlich missbrauchen, sind Massnahmen und Ausweisungen ebenfalls zu prüfen.

Zukunft CH: Wie beurteilen Sie die Sicherheit der Schweiz in näherer Zukunft?

Ceccato: Ich glaube, dass die Arbeitssicherheit, die soziale Sicherheit oder die öffentliche Sicherheit in unserem Land gewährleistet sind und funktionieren. Wir müssen aber aufpassen und unser Handeln immer wieder hinterfragen, denn es braucht nicht viel, bis der Friede plötzlich einbricht. Dieser Einbruch kann durch Umstände wie Ölpreis, politische Aktivitäten, internationale Geschehnisse, etc. rasch kommen.

Zukunft CH: Viele Menschen befürchten ja, dass die Minarett-Initiative Muslime provozieren könnte und es dadurch eher zu Anschlägen in der Schweiz kommen könnte. Wie sehen Sie das?

Ceccato: Ich kann es leider nicht voraussehen. Es gab schon wegen Filme, Karikaturen oder blossen Aussagen Attentate von Muslimen auf christliche Personen. Gerade in muslimischen Ländern gibt es zahlreiche Christenverfolgungen, die Einfuhr von Bibeln oder das Evangelisieren ist verboten. In der Schweiz kennen wir die Religionsfreiheit und tolerieren andere Glaubensrichtungen. Das heisst aber nicht, dass wir mit dem christlichen Glauben zurücktreten müssen. Muslime müssen anerkennen, dass sie in einem christlichen Land sind, christliche Symbole Priorität haben, christliche Werte und Schweizer Gesetze für das Zusammenleben gelten, nicht die Scharia oder die Pflichten des Korans.

Zukunft CH: Welche dringlichen Aufgaben sehen Sie für die Christen im Staat?

Ceccato: Dass Christen ihr Glaubensbekenntnis leben, dass christliche Feiertage auch gelebt werden und dass jeder mithilft, die christlichen Werte zu erhalten. Dass diejenigen, die sich Christen nennen, sich auch wie Christen verhalten, Bibel lesen, Gottesdienste besuchen und für den Staat und unsere Obrigkeit beten.

Das Interview führte Beatrice Gall von Zukunft CH.

Interview mit Felix Ceccato, Präsident der Christlichen Polizei-Vereinigung (CPV)