„Die muslimischen Araber der Kreuzfahrerstaaten im heutigen Israel, Palästina, Syrien, Libanon und der Türkei waren (…) erleichtert. Natürlich nicht, weil sie unter christliche Herrschaft gerieten, aber weil die christlichen Herrscher sie nicht zu Dhimmis machten, wie dies ganz selbstverständlich die muslimischen Herrscher mit den Christen und Juden taten. In den lateinischen Staaten, über denen das Kreuz errichtet wurde, herrschte zudem ein deutlich geringerer Steuerdruck als in den umliegenden muslimischen Gebieten, was von den muslimischen Untertanen durchaus positiv registriert wurde. ‚Für viele Araber waren die Kreuzzüge vor allem ein Angriff gegen die verhassten Türken‘, so der katholische Publizist Rino Cammilleri. Die Türken waren in jener Phase gerade unter der Bezeichnung Seldschuken in die Geschichte eingetreten. Erst mit ihrem Auftreten (Schlacht von Manzikert 1071) und durch ihr Massaker an den Heilig-Land-Pilgern war es zu den Kreuzzügen gekommen. Geostrategisch waren die Kreuzzüge keineswegs ‚überflüssig‘, wie es heute gerne dargestellt wird. Sie konnten den türkischen Expansionsdrang für ganze 200 Jahre aufhalten, ehe er im 14. Jahrhundert doch nach Europa übergreifen konnte und zu einem jahrhundertelangen europäischen Abwehrkampf führte. Erst 1683 konnten die Christen vor Wien den türkischen Vormarsch brechen. Es sollte noch einmal mehr als 200 Jahre dauern, bis die Griechen und die anderen christlichen Balkanvölker endlich wieder ihre Unterwerfung unter das islamische Dhimmi-System abschütteln konnten.“

Aus: Die Kreuzzüge als Schwarze Legende: Grausame Kreuzritter – Friedliche Muslime?, katholisches.info, 12. Juli 2018