Laut Ankündigung auf Facebook führt „Die wahre Religion“, das salafistische Netzwerk des aus Palästina stammenden deutschen Hasspredigers Ibrahim Abou-Nagie, ausgerechnet am 25. Dezember 2013 in Konstanz am Bodensee eine Schulung für muslimische „Missionare“ aus Deutschland, der Schweiz und Österreich durch. Die Einladung richtet sich an die Teilnehmer der seit 2011 laufenden Kampagne „Lies!“, mit der „Die wahre Religion“ durch grossflächige Verschenkungen von Koranübersetzungen in den Fussgängerzonen grösserer Städte im deutschsprachigen Raum den Koran in jeden Haushalt bringen möchte.
Das Evangelium „der wahren Religion“
Bei seinen regelmässig stattfindenden Vorträgen und Seminaren vermitteln Abou-Nagie und seine vor allem im Raum Bonn-Köln beheimateten Anhänger laut Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen „die ganze Bandbreite salafistischer Ideologie“. Die Inhalte reichten bis zur höchst problematischen Thematisierung und Befürwortung des Märtyrertums und des Jihad im Sinne von Gewaltausübung zur „Verteidigung“ des islamischen Glaubens. Laut Oberstaatsanwalt Rainer Wolf gebe Abou-Nagie „Empfehlungen“, die Gewalt legitimierten – bis zur Vernichtung Andersgläubiger.

Zusammen mit dem salafistischen Prediger-Konvertiten Pierre Vogel versucht Abou-Nagie auch gezielt, Kinder und Jugendliche zum salafistischen Islam zu bekehren. So hält Abou-Nagie etwa Koranunterricht für Kinder und Jugendliche in verschiedenen Moscheen in Deutschland. Für die Schweiz besteht zwar heute sowohl für Vogel (der noch 2010 auf einer Tagung des Islamischen Zentralrats der Schweiz zu Wort kam) wie Abou-Nagie ein Einreiseverbot. Doch die Kampagne „Lies!“ ist auch ohne die führenden Köpfe hierzulande erfolgreich, wie ein Video einer Standaktion in Winterthur vom Herbst 2013 zeigt (https://www.youtube.com/watch?v=JQjE7Y7iw-s)

Humanitäre Hilfe oder Jihad?

Der Salafist, der im Winterthurer Video die Gespräche und Interviews führt, aber nicht zu sehen ist, ist nach Aussage des Islamwissenschaftlers Thomas Tartsch gegenüber Zukunft CH der in Deutschland einschlägig bekannte Sabri Ben Abda. Ben Abda soll nach Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) als Mitarbeiter des muslimischen Vereins „Helfen in Not“ an der Entführung dreier deutscher Mitarbeiter des Hilfswerkes „Grünhelme“ in Syrien beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft Köln hat Ermittlungen aufgenommen.

Dass „Helfen in Not“ tatsächlich mit radikalen Muslimen sympathisiert, belegt gemäss WDR auch eine Benefizveranstaltung des „Hilfswerks“ vom 29. September 2013 in Essen, zu der unter anderem Pierre Vogel als Prediger eingeladen worden war. Wie „Helfen in Not” auf seiner Homepage zeigt, kauft der Verein in Deutschland ausgediente Rettungswagen, um diese nach Syrien zu überführen und dort einzusetzen. Das Ziel dabei sei medizinische Hilfe vor Ort, heisst es in einem Video. Medienberichten zufolge werden Rettungswagen in Syrien allerdings auch zum Waffenschmuggel sowie zu Terrorzwecken eingesetzt. Islamistische Gruppen sollen mehrmals mit Sprengstoff gefüllte Rettungswagen an Kontroll- oder Stützpunkten der syrischen Armee zur Explosion gebracht haben.

Auch der IZRS sammelt Geld für „Brüder“

Doch ist „Helfen in Not“ nicht die einzige islamische Gruppierung, die unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe möglicherweise den Jihad fördert. Nach Bericht der NZZ vom 28. Oktober 2013 hat der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS) im September 2013 bei einer Benefizveranstaltung in Zürich 36‘000 Franken für die muslimischen „Geschwister in Syrien“ gesammelt. Die Summe sollte ursprünglich „sozialen Projekten“ der syrischen Oppositionsgruppe Ahrar-al-Sham zu Gute kommen, mit welcher Naim Cherni, Generalsekretär des IZRS, im August 2013 die Front des syrischen Bürgerkriegs besucht hat. Inzwischen aber ist durch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bekannt geworden, dass die 20‘000 Kämpfer umfassende sunnitische Rebellengruppe, die in Syrien einen islamischen Staat errichten will, im gleichen Zeitraum an einer Offensive beteiligt gewesen sein soll, bei der in mehreren Dörfern 190 Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, getötet worden sind. Mit dem Bericht konfrontiert, betonte der Generalsekretär des Zentralrates, man habe davon nichts gewusst. Allzu erstaunt zeigte er sich aber nicht: „Dass im Krieg solche Dinge passieren, ist klar.“ Später schickte er hinterher: „Bei Menschenrechtsverletzungen gibt es natürlich nichts zu diskutieren, davon muss sich die Gruppe klar distanzieren.“ Er versicherte überdies, die Unterstützung sozialer Projekte der Ahrar al-Sham sei bloss eine Idee gewesen und kein konkreter Plan. Dies sei nun zu prüfen.

Ein Video, das der IZRS an der Zürcher Benefiz-Veranstaltung als Werbevideo vorführte, dokumentiert Chernis Reise durch Syrien. Es belegt zumindest, dass der Generalsekretär des IZRS bei Kämpfen zwischen syrischen Regierungstruppen und der Ahrar al-Sham-Miliz an vorderster Front dabei war (http://www.youtube.com/watch?v=L196HGktB9o )

IZRS im Schlepptau der internationalen Salafistenszene

Wie ein Blick auf die Homepage zeigt, eifert der radikale IZRS auch in Sachen Missionierung den salafistischen Brüdern aus Deutschland nach, besonders durch regelmässige Infostände in neun Schweizer Städten. Nachforschungen der Basler Zeitung, die am 13. November 2013 publik wurden, zeigen, dass der IZRS auf dem Basler Claraplatz regelmässig Hetzschriften in arabischer Sprache mit expliziten Aufrufen verteilt, Juden und Christen zu töten und ihnen ihr Geld wegzunehmen.

Die BaZ hat die Schriften, die am 2. November am Claraplatz an die Bevölkerung abgegeben wurden, von Experten übersetzen lassen. Aufgefallen ist vor allem „Das Buch der vereinfachten Rechtswissenschaft“. Auf Seite 365 steht, dass unverheiratete Personen, die Sex miteinander haben, mit 100 Peitschenhieben bestraft werden sollen und für ein Jahr aus ihrem aktuellen Lebensumfeld verbannt werden müssen. Stiehlt eine Person, gehört die Hand abgehackt in Übereinstimmung mit der Sure 5 Vers 38 aus dem Koran. Seite 373 handelt dann von der Bestrafung von Personen, die Alkohol trinken. Sie müssen mindestens 40 Peitschenhiebe erdulden. Je nach Entscheid des Imams sind aber bis zu 80 Schläge vorgesehen. Dies passt, wie die BaZ schreibt, nicht so ganz „ins Bild des friedlichen Islam, das die Fachstelle für Integration und Diversität seit Jahren von den Basler Muslimen zeichnet.“ *

„Besinnliche Weihnachten“

Angesichts solcher Tatsachen und Zusammenhänge erscheinen die Festgrüsse, die der IZRS zu Heiligabend 2010 an alle Schweizer Christen richtete, wie Spott und Hohn: „Wir laden unsere christlichen Mitbürgerinnen und Mitbürger ein, sich auf ihre traditionellen Werte wie Toleranz, Sittlichkeit, Respekt und Nächstenliebe zu besinnen. (…) So lasst uns im Streben nach einem friedlichen und respektvollen Miteinander auf eine Zukunft der Einheit in Vielfalt, eine Zukunft ohne Ausgrenzung und Wertetotalitarismus, auf eine Zukunft des interreligiösen Friedens hinarbeiten. Pax vobiscum!“

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http://bazonline.ch/basel/stadt/Basler-Muslime-rufen-zum-heiligen-Krieg-auf/story/18444809

Von Dominik Lusser