Könnten nicht der Aargauer Grünen-Politiker Geri Müller und die wegen eines Nacktbildes im Bundeshaus nicht länger tragbare Sekretärin in der Präventions-Abteilung des BAG eine neue berufliche Heimat finden? Es sind wohl viele, denen in den letzten Wochen genau dieser Gedanke durch den Kopf gegangen sein muss. Dass er – wenn auch als Witz gemeint – nun ausgerechnet vom Kommunikationsleiter des BAG Daniel Bach selbst geäussert wurde, spricht wiederum Bände über die Macher der skandalösen Love-Life-Kampagne, die Bach an vorderster Stelle mit zu verantworten hat.
„Wir könnten Geri Müller ja fragen, ob er mit der Dame für die nächste Welle posieren möchte. In Sachen safer sex ist er ja jetzt Experte …“, kommentierte Bach nach Bericht der AZ-Online auf Facebook und stellte so selbst einen Zusammenhang zwischen Geri Müllers Verhalten und der laufenden BAG-Präventions-Kampagne her.

Auf der einen Seite der empörte Aufschrei gegen Politiker und Beamte, die vom Arbeitsplatz aus Nackt-Selfies machen und diese via Social Media verbreiten; auf der anderen Seite mehrheitlich betretenes Schweigen zu einer nationalen Präventions-Kampagne, in deren Rahmen ein Bundesamt exhibitionistische Pärchen auf Staatskosten zum Sex vor die Kamera bittet und für die landesweite Verbreitung der abgelichteten Szenen sorgt.

Das ist doch Heuchelei, findet offenbar auch Daniel Bach. Wären die Nacktbilder – auch die der entlassenen Bundeshaus-Sekretärin – in den Räumlichkeiten des BAG entstanden, hätte alles gepasst. Präventions-Experten hätten dann den Journalisten erklärt, dass Prävention nur dann wirkt, wenn man alltägliche Sexualität, zu der Nackt-Selfies und Sexting nun einmal gehören, zeigt und wenn man diese Realität der Glaubwürdigkeit halber im eigenen Arbeitsumfeld auch vorlebt. Ferner sind ja insbesondere die betroffenen Gruppen aktiv in die Präventionsprogramme einzubeziehen.

Der Rest spielt keine Rolle. Die Einbettung in den Präventionskontext, d.h. die Anstellung beim BAG, rechtfertigt jede Schweinerei. Die „Sexperten“ des Bundes beschäftigen sich offenbar so intensiv mit Prävention, dass sie über die Jahre immun geworden sind, nicht gegen HIV zwar, aber gegen jede Form begründeter Kritik an ihrer perversen Selbstinszenierung unter dem Deckmantel der Gesundheitsförderung!

Von Dominik Lusser