Ein breit abgestütztes Initiativkomitee aus Politik, Bildung sowie Wirtschaft haben am Donnerstag, 28. Mai 2015 die kantonale Volksinitiative „Lehrplan vors Volk“ vorgestellt. Die Initiative, welche am Freitag, 29. Mai 2015 im Amtsblatt publiziert wird, will die kantonale Bildungshoheit stärken und die Mitbestimmungsrechte bei der Gestaltung des Lehrplans ausbauen. So soll das Stimmvolk die abschliessende Möglichkeit erhalten, über einen neuen Lehrplan zu befinden.
Als Vertreterin des Initiativkomitees informierte Kantonsrätin Anita Borer (SVP) in ihrem Referat über die Beweggründe zur Lancierung einer kantonalen Initiative informiert. Um den Lehrplan in der Volksschule demokratisch zu legitimieren, forderte sie bereits im Jahr 2013 im Kantonsrat, dass neue Lehrpläne, wie sie mit der Einführung des Lehrplan 21 zwingend nötig wären, abschliessend im Kantonsrat
beraten werden. Nach der Ablehnung im Kantonsrat haben sich viele Lehrkräfte, Eltern, Kinderärzte und Unternehmer gemeldet, dass sie besorgt um die heutige Entwicklung sind. „Der Lehrplan ist die Grundlage für den Schulunterreicht und deshalb von grosser Bedeutung. Eine demokratische Mitbestimmung ist unabdingbar.“, so Anita Borer.
Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen Kanton Zürich, wies in
seinem Referat auf die Wichtigkeit der kantonalen Bildungshoheit und der demokratischen Mitbestimmung hin. „Wir stimmen heute über Klassengrössen und Mundart ab. Wieso soll dem Kantonsrat und letztendlich der Bevölkerung verwehrt bleiben, sich zum Lehrplan zu äussern?“, fragt Andri Silberschmidt. Der Zentralisierungswille mit dem Lehrplan 21 sei unbegründet und gefährlich. Weder das HarmoS-Konkordat noch der Bildungsartikel in der Bundesverfassung verlangen diese Bestrebungen, welche in einem Bürokratietiger enden.
Kinderarzt Dr. med. Hannes Geiges ging konkret auf die Last ein, welche Kinder heute zu tragen haben: „Es besteht ein hoher Leistungsdruck, der nicht selten in Burnouts, auch seitens der Lehrerschaft, endet. Diese Thematik wird im Lehrplan 21 ausgeklammert.“ Das zentrale Element beim Lernen, die Lehrer-Schüler-Beziehung, würde mit den aktuellen Bestrebungen umgekrempelt werden und durch selbständiges Lernen ersetzt. Dem Kindswohl sei so nicht gedient.
Maja Bäni, Mutter und Sekundarlehrerin, ging zum Schluss noch konkret auf fragwürdige Punkte im Lehrplan 21 ein: „So werden beispielsweise Jahresziele mit Zykluszielen ersetzt. Einerseits geht so die Schere zwischen guten und schlechten
Schülern weiter auseinander, und der Umzug innerhalb einer Gemeinde oder eines Kantons wird erschwert.“ Auch würde mit dem neuen Lehrplan die Grundschule, welche das Zürcher Stimmvolk im November 2012 abgelehnt hatte, durch die Hintertür eingeführt.
Die vielen Kritikpunkte verlangen nach einer Diskussion. Der Lehrplan muss in der Bevölkerung breit abgestützt sein, deshalb sollen Kantonsrat und abschliessend das Volk die Möglichkeit zur Mitbestimmung haben. Letztlich geht es um die Bildungszukunft unserer Gesellschaft, die dem Komitee am Herzen liegt.