An der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG) in Basel am 14. Mai 2015 stand der Dialog im Zentrum, so der SIG in einer Medienmitteilung. Dieser sei gerade in schwierigen Zeiten besonders wichtig, betonte SIG-Präsident Herbert Winter am festlichen Vorabend der Versammlung vor den rund 350 Gästen, darunter Delegierte der jüdischen Gemeinden, Repräsentanten anderer Religionen und Politiker.
Anschläge auf Juden in Europa hätten viele Schweizer Juden verunsichert, sagte Winter. Er nannte nebst verstärkter Sicherheitsmassnahmen, welche der SIG von Politik und Behörden einfordert, den Austausch auf Augenhöhe ein wirksames Mittel gegen die Verunsicherung: „Dialog ist nicht die einfachste, aber die nachhaltigste Antwort auf Unsicherheit, Spannungen und Antisemitismus.“ Neben dem Gespräch mit der Politik liege dem SIG insbesondere der interreligiöse Dialog am Herzen – sowohl auf institutioneller als auch auf ganz persönlicher Ebene.

Interreligiöser Dialog sei aber „kein Sonntagsspaziergang“, sagte Winter: Es gäbe auch kritische Punkte im Gespräch mit Christen. „Doch es sind Meinungsverschiedenheiten, wie sie zwischen Partnern immer wieder vorkommen können. Sie lösen Verstimmungen aus, die wir aber heute im Geiste des gegenseitigen Respektes in gemeinsamen Gesprächen austragen.“ Anders als früher sei das Verhältnis zwischen Juden- und Christentum nicht mehr von Antijudaismus belastet, sondern von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.

Auch die Podiumsdiskussion, die im Rahmen der Delegiertenversammlung stattfand, stand im Zeichen des Dialogs. Auf dem Podium sassen neben Moderator Gabriel Strenger Kardinal Kurt Koch und Rabbiner David Rosen, Ehrenpräsident des Internationalen Rates der Christen und Juden. Diskutiert wurde, was die „Nostra Aetate“-Erklärung des Vatikans bisher erreicht hat und was sie für Gegenwart und Zukunft bedeutet. Die Erklärung ebnete vor 50 Jahren den Weg für einen institutionalisierten Dialog zwischen Judentum und katholischer Kirche.