Das Internet breitet sich in Europa und in der Schweiz weiter aus und wird immer häufiger genutzt. In Bezug auf Internetzugang, Internetnutzung und digitale Grundkompetenzen liegt die Schweiz knapp über dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Kurz nach Inkrafttreten der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung, die der Bevölkerung zu mehr Kontrolle über ihre Personendaten verhelfen soll, liefert ein Vergleich des Internetverhaltens in der Schweiz und in den Nachbarländern interessante Erkenntnisse.

Dazu hat das Bundesamt für Statistik die Publikation „Erhebung zur Internetnutzung 2017 Digitale Kompetenzen, Schutz der Privatsphäre und Online-Bildung: die Schweiz im internationalen Vergleich“ herausgegeben. Gezeigt werden darin ein Überblick über den Internetzugang und die Internetnutzung in den Haushalten, die allgemeinen digitalen Kompetenzen der Schweizer und das Verhalten in Bezug auf personenbezogene Daten und Lernaktivitäten.

Internetzugang der Haushalte: höher als der europäische Durchschnitt

In der Schweiz sind mehr Haushalte ans Internet angeschlossen als im europäischen Durchschnitt. 93 Prozent verfügen über einen Internetzugang, womit die Schweiz gleichauf mit Deutschland den neunten Rang belegt. Zwar ist die Sättigungsgrenze seit mehreren Jahren praktisch erreicht. Dennoch nimmt die Internetnutzung sogar in den digital am weitesten entwickelten Ländern zu, wenn auch weniger schnell als in den Ländern, die sich im Aufholprozess befinden. In der Schweiz verläuft das Wachstum etwas langsamer als in den Nachbarländern.

7 Prozent bzw. 220’000 Haushalte in der Schweiz verfügen nach eigenen Angaben über keinen Internetanschluss, hauptsächlich deshalb, weil sie keinen Bedarf haben, d.h. das Internet nutzlos oder uninteressant finden. Als weitere Gründe werden fehlende Kenntnisse und zu hohe Kosten genannt. Nahezu ein Drittel der Haushalte ohne Internetzugang hat Bedenken hinsichtlich der Sicherheit oder der Privatsphäre. Dieses fehlende Vertrauen unterscheidet die Schweiz am stärksten vom europäischen Durchschnitt. Sie führt die Rangliste der untersuchten Länder an, dicht gefolgt von Finnland und Deutschland.

Internetnutzung hoch

Im ersten Quartal 2017 nutzten 94 Prozent der Wohnbevölkerung der Schweiz zwischen 16 und 74 Jahren das Internet. Wie beim Internetzugang der Haushalte belegt die Schweiz auch hier den neunten Platz der untersuchten Länder und liegt damit 10 Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt (84 Prozent). Beim Ländervergleich lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: In der Spitzengruppe, zu der die skandinavischen Länder, Luxemburg und die Niederlande zählen, nutzen neun von zehn Personen täglich das Internet, acht von zehn tun dies mobil. In der zweiten Gruppe, die neben der Schweiz auch Deutschland, Estland, Belgien und Österreich umfasst, liegen diese Anteile deutlich tiefer.

Die Internetnutzung und ihre Häufigkeit sind stark vom Alter und Bildungsstand der Personen abhängig. Je mehr das Internet in einem Land genutzt wird, desto geringer sind die Unterschiede, was als Hinweis auf den fortschreitenden Digitalisierungsprozess gewertet werden kann. Nach Alter abgestuft zeigen sich in der Schweiz geringere Unterschiede als in den anderen Ländern im Mittelfeld der Rangliste wie Deutschland, Österreich oder Frankreich. Unter den digital am weitesten entwickelten Ländern nimmt Finnland eine Sonderstellung ein. Dort besteht ein Gefälle von nahezu 30 Prozentpunkten zwischen den einzelnen Altersgruppen. Das Geschlecht scheint kein wesentliches Differenzierungsmerkmal mehr zu sein. Im europäischen Durchschnitt nutzen 71 Prozent der Frauen und 74 Prozent der Männer das Internet täglich. In der Schweiz beträgt dieser Unterschied 2 Prozentpunkte (83 Prozent gegenüber 81 Prozent).

Die Analyse macht deutlich, dass ausser in den Ländern der Spitzengruppe ein enger Zusammenhang zwischen der täglichen Internetnutzung und dem Bildungsstand besteht. In der Schweiz nutzen 95 Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 54 Jahren mit einem hohen Bildungsstand täglich das Internet, bei Personen mit einem niedrigen Bildungsstand sind es 70 Prozent. Im europäischen Durchschnitt geht die Schere 35 Prozentpunkte
auseinander.

Allgemeine digitale Kompetenzen

In Bezug auf die allgemeinen digitalen Kompetenzen liegt die Schweiz direkt vor Deutschland im Mittelfeld. Werden alle Personen betrachtet, die mindestens über Grundkompetenzen verfügen, kann diese Position als gut bezeichnet werden. Berücksichtigt man hingegen nur die Personen mit erweiterten Kompetenzen, zeigt sich ein weniger günstiges Bild. Obgleich die Unterschiede nach Altersklasse und Bildungsstand im Allgemeinen kleiner sind als in den anderen Ländern, ist die Schweiz bei den jungen Generationen weniger gut klassiert. Je nach Indikator und Altersklasse scheint es fraglich, ob die Schweiz ihre Position halten kann. Im Hinblick auf einen erfolgreichen Vollzug des digitalen Wandels könnte die Situation der jungen Generationen in Bezug auf die digitalen Kompetenzen Anlass zur Sorge geben.

Privatsphäre und Datenschutz

Die Internetnutzer in der Schweiz gehen mit ihren Daten generell am freizügigsten um, treffen aber gleichzeitig auch Massnahmen zum Schutz und zur Kontrolle der personenbezogenen Daten. Im internationalen Vergleich ist die Situation in der Schweiz somit verhältnismässig gut. Absolut betrachtet zeigen diese Ergebnisse aber, dass die Gefahren für die Privatsphäre, insbesondere jene, die mit der Weitergabe personenbezogener Daten auf sozialen Netzwerken und mit dem Zugriff auf Standortangaben einhergehen, von einem bedeutenden Anteil der Bevölkerung noch immer unterschätzt werden.

Online-Lerntätigkeiten

Trotz des im europäischen Vergleich höheren Werts zählt die Schweiz im Bereich der Online-Bildung nicht zu den aktivsten Ländern. Bei den Online-Kursen, die grundsätzlich den am stärksten formalisierten Lernaktivitäten im Internet entsprechen, steht sie an neunter, bei der Kommunikation mit Lernenden und Lehrkräften über Schul- und Bildungsplattformen an zehnter und bei der Nutzung von Online-Lernmaterial lediglich an 13. Stelle.

Quelle, mehr Infos und Statistiken dazu unter: www.bfs.admin.ch