In diesem Sommer mehren sich auffällig von Irland bis Istanbul die Trägerinnen der islamischen Burka: eines mobilen Harems zur Verhüllung des ganzen weiblichen Körpers vom Scheitel bis zur Sohle. Das dürfte eine erste Folge des Juli-Aufrufs von Al-Kaida-Vize Ajman al-Sawahri sein. Der zweite Mann im globalen Terrornetz hinter Usama Bin Laden hat die in Europa lebenden Mosleminnen angewiesen, sich gegen mögliche Verschleierungsverbote zur Wehr setzen. Besonders durch das Tragen der Burka würden die Frauen zu „Heiligen Kriegerinnen“ im Kampf gegen den säkularen Kreuzzug des Westens.
Alle Formen islamischer Verschleierung sind in der neueren Zeit unter religiösen Vorzeichen als rein machtpolitische Kampfmittel propagiert worden: Angefangen mit dem türkischen Sultan Abdülhamit II., der um 1890 seine Christenpogrome mit dem Druck auf Wiederverschleierung der damals schon ziemlich emanzipierten Osmaninnen verbunden hat. Ebenso haben dann Burka und Tschador als politische Manifestationsmittel sowohl dem algerischen Unabhängigkeitskampf wie der Islamischen Revolution gegen den iranischen Schah zum Sieg verholfen.

Besonders radikal sind derartige „Heilige Kriegerinnen“ schon im südfranzösischen Aude in die islamistische Textilschlacht gezogen. Sie wollten in Burkas ins öffentliche Schwimmbecken steigen. Ein Mann bedrohte den Bademeister, der das aus hygienischen Gründen zu verhindern suchte, so dass die Polizei anrücken musste. Die örtlichen Grünen sprachen sofort von obrigkeitlicher Verletzung der Freiheits- und Frauenrechte wie sie auch europaweit die einzigen sind, die vorbehaltlos gegen jedes Burkaverbot auftreten.

In einem noch nicht vom Islamismus überrollten muslimischen Land wie Syrien sieht es da anders aus. Frauen mit Gesichtsschleier dürfen vom kommenden Wintersemester an nicht mehr studieren. Das beschloss Hochschulminister Ghiath Barakat laut einem Bericht der Nachrichtenwebsite Syria News. Das Schleierverbot soll für staatliche und private Universitäten gelten. Der Minister habe erklärt, der Gesichtsschleier entspreche nicht den „akademischen Gepflogenheiten“.Ausserdem müssten die Studenten vor „radikalen Gebräuchen“ geschützt werden.

Von Dr. Heinz Gstrein