Angekündigt war ein „Brunnen-Festival“, eine caritative und humanitäre Veranstaltung, um Geld für Brunnenbauprojekte in Afrika zu sammeln. Angekündigt waren eine Kinderkirmes mit Hüpfburg, Grill-Stationen und ein Buffet. Angekündigt waren aber eben auch ein Sicherheitsdienst auf dem gesamten Gelände, vollständige Geschlechtertrennung – und stündliche Vorträge bekannter Prediger. Diese Predigten bildeten den tatsächlichen Kern des als Wohltätigkeitsveranstaltung angemeldeten Festes am 1. September 2013 in Dortmund: es waren Predigten bekannter Salafisten, von denen mindestens eine als Hass-Predigt eingestuft werden muss.
Über 600 Besucher hatte das sogenannte „Brunnen-Fest“, davon etwa 300 Männer, die streng getrennt von den Frauen die Vorträge besuchten. Hochrangige Vertreter eines ultra-konservativen Islams waren gekommen, darunter auch Sven Lau und Pierre Vogel. Und Abu Dujana, der die islamische Missionsbewegung „Die wahre Religion“ repräsentierte, eine Bewegung, die durch medienwirksame Koranverteilungen in Fussgängerzonen von sich reden machte – und gegen die Bundesinnenminister Friedrich schon länger ermitteln lässt. Er sprach auf der Veranstaltung davon, dass Demokratie nichts für Muslime sei. Abu Abdullah forderte die jungen Muslime auf, in den Krieg zu ziehen, anstatt die Schule zu besuchen. Augenzeugen berichteten übereinstimmend, dass in den Vorträgen zum Kampf gegen Europa, Amerika und die Christen aufgerufen wurde, der Endkampf sei nahe. Dem Fernsehsender WDR liegen entsprechende Videoaufnahmen vor. Die Polizei Dortmund versicherte, diese werden auf strafrechtliche Konsequenzen hin überprüft.

Was die Veranstaltung nach Einschätzung des Politik- und Islamwissenschaftlers Dr. Thomas Tartsch so aufsehenerregend macht, ist die Offenheit, mit der für einen salafistischen Dschihadismus geworben wird. Dr. Tartsch, der mit einem Team des WDR bei der Veranstaltung selbst anwesend war, sieht hier eine neue Stufe der radikal-islamischen Agitation erreicht. Insbesondere, da solche Rekrutierungsveranstaltungen auch im Internet verbreitet werden, tragen sie zu einer weiter steigenden und gefährlichen Radikalisierung bei. So ist 2012 und 2013 die Zahl der Salafisten in Deutschland laut Verfassungsschutz geradezu sprunghaft gestiegen. Die Veranstaltung zieht zudem weitere Kreise. Nachdem der WDR in seiner Reihe „Lokalzeit Dortmund“ darüber berichtet hatte (u.a. von den schweren Beleidigungen, denen der Reporter dort ausgesetzt war), tauchte nun ein Hass-Video gegen den WDR im Internet auf. Umso überraschender ist es, dass die Veranstaltung und ihre Folgen bisher kaum Beachtung in den deutschen Medien fanden.

Quellen: WAZ, WDR Lokalzeit

Von Thomas Ruckdeschel