Der „Global March to Jerusalem“ von Arabern und internationalen Aktivisten zur Unterstützung der Palästinenser könnte zu grösseren Auseinandersetzungen an Israels Grenzen führen. Die internationalen politischen Zusammenhänge des Marschs werden heftig diskutiert.
Gemäss israelheute.com sind bereits Tausende Teilnehmer aus dem Nahen Osten und Teilen Asiens in Syrien angekommen und werden sich in den nächsten Tagen auf den Weg zur israelischen Grenze machen. Ähnliche Märsche sind aus Jordanien, dem Libanon, Ägypten und den palästinensischen Gebieten geplant.

Am 30. März 2012, an welchem die Demonstranten Jerusalem erreichen sollen, jährt sich zum 36. Mal der sogenannte „Tag des Bodens“. Es ist der Tag, an dem sich 1976 die Palästinenser im Kernland Israel gegen die Enteignung und Beraubung des Landes erhoben haben, das sie für sich beanspruchen. Dieser Aufstand forderte sechs palästinensische Tote sowie mehrere Verletzte.

Wie in 60 anderen Städten weltweit, so soll am 31. März 2012 auch auf dem Berner Bundesplatz eine Demonstration im Rahmen des Global March sattfinden. „Jerusalem gehört Allen! Schluss mit Apartheid, Besatzung und Vertreibung. Gegen Rassismus!“, werben die Initianten auf ihrem Flyer. Unterstützt wird die Berner Veranstaltung von in der Schweiz ansässigen palästinensischen Verbänden und linksgerichteten Gruppierungen. Die Ziele der Berner Veranstaltung decken sich mit denen des internationalen Global March. Gemäss dessen offizieller Website http://gm2j.com geht es um das „Ende der israelischen Apartheit, der ethnischen Säuberungen und der Judaisierung, die den Menschen, dem Land und der Heiligkeit Jerusalems schaden“.

Indes wird besonders die Unterstützerrolle des Iran für den Global March heftig diskutiert. Laut eines Berichts von Dean Grunwald auf medforth.wordpress.com soll die iranische jüdische Gemeinde von der Regierung in Teheran unter Druck gesetzt worden sein, junge Männer für den Marsch zur Verfügung zu stellen. Diese sollen die „Ehre“ haben, als Vorhut bei der Durchbrechung der libanesisch-israelischen Grenze, die Massen anzuführen. Wahied Wahdat-Hagh, wissenschaftlicher Mitarbeiter der European Foundation for Democracy (EFD) in Brüssel, legt mit seinem Hintergrundbericht auf jungle-world.com gar eine führende Rolle des Iran beim Marsch nahe. Präsident Mahmoud Ahmadinejad solle laut Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Farsnews bei seinem Treffen mit den Demonstranten gesagt haben, dass „die Existenz Israels, auch wenn nur auf einer Handbreite palästinensischen Bodens, illegal“ sei. Ali Akbar Velayati, aussenpolitischer Berater des Revolutionsführers Ali Khamenei und iranischer Aussenminister zwischen 1981 und 1997, stelle den Marsch nach Jerusalem zudem in den Kontext der islamischen Revolution und hebe hervor, dass Ayatollah Khomeini schon „seit 1963 über die Rückkehr der islamischen Werte und Zivilisation und parallel dazu über die Freiheit Palästinas gesprochen“ habe. Für Velayati sei auch der Marsch nach Jerusalem ein weiterer Beweis für den Erfolg des „islamischen Erwachens“.

In einem Kommentar zu Wahdat-Haghs Artikel relativiert die amerikanische Filmmacherin und Friedensaktivistin Elsa Rassbach, die sich in Deutschland für den Global March engagiert, dass die iranische Führung die Durchreise von rund 70 Demonstranten zum Anlass genommen habe, „daraus eine Public Relations-Gelegenheit zu machen.“ Dass bei der ganzen Bewegung einige dabei seien, „die vielleicht konfrontativer sein wollen, als die Demo-Führung will“, bedeute jedoch nicht, dass die Kritiken und Forderungen der Demonstranten falsch seien. Rassbach weist darauf hin, dass die Demos „durch ein beispiellos breites Spektrum von Organisationen und Individuen in Palästina und in der Diaspora getragen“ würden, „darunter säkulare Unterstützer der Zwei-Staaten-Lösung wie Dr. Mustafa Barghouti.“ Dutzende angesehene Berater, „darunter zwei Friedensnobelpreisträger, Christen und Juden unterstützten die Initiative“. Auf der offiziellen Hompage des Marsches werde zudem klar gesagt, dass keine Konfrontation mit israelischen Truppen gesucht werde.

Israles Grenzpolizei hält sich dennoch bereit, nachdem man die Nachbarländer gemäss dem Magazin factum erfolglos vor einer Bewilligung der Märsche gewarnt hat. 2011 machte Israel Erfahrungen mit einer ähnlichen Aktion am Nakba-Tag, an dem es einigen Demonstranten gelang, die israelische Grenze zu überschreiten. 13 Menschen sind damals gestorben, was zu scharfer internationaler Kritik an Israel geführt hat. Das Organisationskomitee rechnet diesmal mit mehr als einer Million Teilnehmern an den Märschen.