Diese Frage war kürzlich in einem Inserat im Winterthurer Landboten zu lesen, mit dem eine so genannte Freidenker-Vereinigung anbot, beim Austritt aus der Kirche behilflich zu sein. Was im ersten Moment grotesk erscheint, stimmt nachdenklich. Denn hinter dieser Frage steht die Überzeugung, dass glaubende Menschen nicht richtig denken könnten.
Wer logisch denke, der müsse erkennen, dass es keinen Gott gäbe und folglich aus der Kirche austreten. Glaubende Menschen sind dieser Annahme zufolge also entweder ungebildet und haben noch nicht erkannt, dass die Wissenschaft Beweise für die Nicht Existenz Gottes hat. Oder sie sind zu dumm, um diese Beweise zu verstehen. Sie haben wohl noch nicht gemerkt, dass die Botschaft des Evangeliums eine Wahnvorstellung ist, mit der die Kirchen die Menschen irreführen. Diese Weltanschauung ist leider weit verbreitet. Verschiedene Väter haben mir traurig berichtet, wie ihre Kinder im Glauben aufwuchsen, dann aber nach dem Gymnasium davon nichts mehr wissen wollten. Und ich vermute, viele Noch-Gläubige sind durch „wissenschaftliche Beweise gegen Gott“ verunsichert.

Evolution: Entwicklung nach dem Zufallsprinzip

Es gibt viele Gründe, die ins Feld geführt werden, um zu zeigen, dass es keinen Gott gibt. Ich nenne hier nur zwei besonders oft wiederholte. Beide stammen aus der Evolutionstheorie, welche Charles Darwin (1809–1882) begründete. Erstens haben sich gemäss dieser Theorie alle Lebewesen, Pflanzen, Tiere und der Mensch aus einfachsten Urformen entwickelt. Dieser Prozess dauerte Jahrmilliarden. Die Bibel redet aber von Schöpfungstagen. Also kann die Bibel nicht recht haben. Zweitens: Die Entwicklung von einfachen zu immer höheren Lebewesen verlief und verläuft noch heute nach dem Zufallsprinzip. Weil die Entwicklung Milliarden Jahre Zeit hatte, sind durch Zufall die erstaunlichsten Resultate, d.h. die wunderbarsten Lebewesen entstanden. Wenn aber der Zufall hinter diesen Veränderungen steht, dann kann es keinen Schöpfergott geben, der die ganze Schöpfung lenkt. Tatsächlich gibt es viele Fakten, welche die Behauptungen der Evolutionisten erhärten. Also gilt: Nur die Dummen halten am Glauben an Gott fest.

Woher kommt die Welt?

Doch ganz so einfach, wie diese Evolutionisten behaupten, sind die Dinge nicht. Wie der erste Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 mit den sechs Tagen zu interpretieren ist, dafür gibt es unterschiedliche Auskünfte. Sicher ist: „Tausend Jahre sind für Gott wie der gestrige Tag, wenn er vergangen, wie eine Wache in der Nacht.“ So Psalm 90, Vers 4. Die Bibel ist kein Buch der Naturwissenschaft, sondern die Offenbarung über Gottes Wesen und seine Liebe zu den Menschen. Und sie berichtet an vielen Orten übereinstimmend und ohne jeden Widerspruch, dass Gott der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren ist. Wenn Atheisten behauten, es gebe keinen Schöpfergott, dann fragen wir, woher kommt denn die Welt? Wenn es tatsächlich einen Urknall gegeben hat, aus dem alles entstanden ist, woher kommt der Urknall? Von nichts kommt nichts. Die Bibel jedoch sagt: Gott war vor allem Anfang, und er schuf die Welt aus dem Nichts.

Die Natur: unendlich kompliziert und perfekt

Auch die Behauptung, alle Lebewesen hätten sich aus einer einzigen Urform entwickelt, stösst auf unüberwindliche Denkprobleme. In jeder Zelle unseres Körpers ist ein Zellkern, die so genannte DNS (Desoxyribonukleinsäure). Darin sind alle Erbanlagen, also das ganze Programm für den Bau und das Wachstum unseres Körpers gespeichert. Der DNS-Faden hat einen Durchmesser von zwei Millionstel Millimeter. Darin sind so viele chemische „Buchstaben“ eingebaut, dass sie mit normaler Computerschrift aneinandergereiht einen Schriftzug ergäben, der vom Nordpol bis zum Äquator reichen würde. Und auf der ganzen Reihe muss jeder Buchstabe am richtigen Ort sein. Und das soll alles durch Zufall in dieser Präzision entstanden sein? Und das ist nur eines von zahllosen naturwissenschaftlichen Fakten, welche mit dem Zufall nicht erklärt werden können. Ja, heute sind es gerade Naturforscher, vor allem Mikrobiologen und Kosmologen, welche durch ihre Forschungen zum Schluss kommen: Die Natur ist so unendlich kompliziert und so perfekt zugleich, dass sie nur verstandenen werden kann, wenn man einen Schöpfer annimmt. Der Zufall reicht dafür nicht aus. Daher sagte der berühmte Albert Einstein: „Wissenschaft ohne Religion ist eine lahme Sache, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“ Und Francis Collins, der Amerikaner, der die Erforschung der menschlichen Erbanlagen (Genom) geleitet und dafür den Nobelpreis erhalten hat, urteilte: „Von allen möglichen Auffassungen, die Welt zu verstehen, ist der Atheismus die am wenigsten rationale.“

Wunder der Schöpfung bestaunen

Wer also behauptet, Gläubige könnten nicht denken, der muss beweisen, dass der Nobelpreisträger Francis Collins nicht denken kann. Denn er ist Christ. Es verhält sich eigentlich genau umgekehrt: Wer behauptet, man könne nur entweder glauben oder denken, der ist selbst wissenschaftlich ungenügend. Die Bibel hat recht, wenn sie uns auffordert, die Wunder der Schöpfung zu bestaunen und Gott zu preisen, wie es der Psalm 8 tut: Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.

Von Pfr. Hansjürg Stückelberger