Am 15. November 2014 hat die Philosophische Fakultät der Universität Freiburg i. Ue. der Gender-Vordenkerin Judith Butler ein Ehrendoktorat verliehen. Professor François Gauthier, der am Vorabend der Verleihung einen Butler-Vortrag an der Uni Freiburg organisiert hatte, bot der Redaktion von Zukunft CH an, schriftliche Fragen an die amerikanische Philosophin zu übermitteln. Gauthier lehnte eine Weiterleitung der Fragen von Zukunft CH dann später jedoch mit der Begründung ab, diese wären „voreingenommen“ formuliert. Aus dieser Ablehnung entwickelte sich ein Streitgespräch zwischen dem Religionswissenschaftler François Gauthier und Zukunft CH über die Gender-Ideologie und -kritik sowie die Rolle, die der Glaube dabei spielt.
Begeistert vom Angebot Gauthiers, der wichtigsten Ideenlieferantin der Gender-Bewegung endlich einmal direkt auf den Zahn fühlen zu können, schickte Zukunft CH dem Freiburger Religionswissenschaftler folgende Fragen zur Weiterleitung an Judith Butler.

Was Zukunft CH schon immer von Judith Butler wissen wollte

• Glauben Sie, dass sich die Gender-Theorie, wonach Geschlechtsunterschiede nur soziale Konstruktionen sind, empirisch belegen lässt?
• Wie gehen Sie mit der Tatsache um, dass gemäss einer nationalen Studie zur Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz (NFP60) weniger als 1 Prozent der jungen Frauen und Männer einen geschlechtsuntypischen Beruf lernt und auch nach zehn Jahren noch darin arbeitet?
• Die deutsche Psychologin Doris Bischof-Köhler wirft der Genderbewegung vor, diese habe kein Interesse an Objektivität: „Hier scheint ein konstruktivistisches Weltbild vorzuherrschen, dem zufolge so etwas wie eine objektive Wirklichkeit, die es zu erforschen gilt, nicht existiert.“ Stimmt das aus ihrer Sicht?
• Wenn es eine objektive Wirklichkeit der Geschlechter nicht gibt, wird dann nicht der gesellschaftliche Diskurs um die Familie zum willkürlichen Machtkampf?
• Woher nimmt die Genderbewegung Massstäbe für das, was gerecht ist, und was ungerecht ist, wenn nicht aus einer objektiven Wirklichkeit?

Gauthiers lehnte jedoch die Weiterleitung der Fragen ab. Butler würde es kaum goutieren, ihre Antworten „unter dem freundlichen Schein der Verteidigung der Familie“ für eine „homophobe, reaktionäre, rechtslastig christliche Agenda“ instrumentalisiert zu sehen, so seine Reaktion gegenüber Zukunft CH.

Die Fragen Gauthiers an christliche Butler-Kritiker

Nach dieser recht schroffen und überraschenden Ablehnung, auf die Zukunft CH eine nachhakende Antwort folgen liess, meldete sich Prof. Gauthier unverhofft noch ein zweites Mal, in versöhnlicherem Ton. Der Religionswissenschaftler interessierte sich dann doch näher für die Argumente unserer Gender-Kritik und wünschte sich den Beginn eines Dialogs „jenseits von Klischees, die jeder vom anderen hat“. Er regte sogar eine Publikation seines Schreibens durch Zukunft CH an, dämpfte unsere Erwartungen aber durch den Vorbehalt, nur dann an einem Dialog interessiert zu sein, wenn wir mit unseren Argumenten keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit erheben würden.

Unsere Antwort auf dieses Schreiben stellen wir hiermit der Öffentlichkeit zur Verfügung. Lesen Sie die Argumente beider Seiten und entscheiden Sie selbst, wo der „Geist der Wissenschaft“ weht …

http://www.zukunft-ch.ch/de/ihre_mithilfe/aktionen/

Von Dominik Lusser