Die deutsche Frauenrechtlerin und Islamexpertin Necla Kelek äussert sich auf „Welt online“ kritisch über die kürzlich in Deutschland erstmals durchgeführte Studie zum Thema Zwangsheirat. Ihrer Meinung nach würden die Migrationsforscher dabei die „fatale Rolle des Islam“ leugnen. Die Studie, die vom deutschen Familienministerium in Auftrag gegeben wurde, stellte fest, dass sich 3‘345 Frauen im Jahr 2008 von Zwangsverheiratung bedroht fühlten oder betroffen waren. Die Forscher gehen jedoch von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Laut Kelek werde hier „die von Islam-, Migrantenverbänden und Migrationsforschern verbreitete Legende, es handele sich bei Zwangsehen um Einzelfälle, zu Grabe getragen: „Es sind meist junge Frauen, die zur Schule gehen, sie sind Migranten der xten Generation und Muslime. Und oft werden sie zur Heirat in die Heimat der Eltern verschleppt.“ Kelek beklagt, dass die Forscher keine Auskunft darüber geben wollen, wie gross die von Zwangsheirat potenziell bedrohte Gruppe ist: „Denn um diese ‚Risikogruppe‘ zu benennen, hätten sie gleich zwei Scheuklappen ablegen müssen. Die eine ist die Weigerung anzuerkennen, dass Zwangsheirat auch etwas mit einer kulturellen Disposition zu tun hat.“ Der Studie nach haben fast alle Ratsuchenden einen Migrationshintergrund und 83 Prozent gaben den Islam als Religion an. Die zweite Scheuklappe habe mit der eingeschränkten Sichtweise zu tun, die Kultur des Islams nicht zu berücksichtigen. „Hierbei geht es konkret um die Abgrenzung von Zwangsehe zur arrangierten Ehe“, so Kelek. Sie kritisiert, dass für die Forscher eine arrangierte Ehe in Ordnung und damit nicht zu untersuchen sei, wenn die Braut dem von den Eltern ausgesuchten Ehemann zustimme. Kelek beklagt, dass der Beirat der Studie Religionszugehörigkeit als eine „leere Variable“, also als uninteressant, einstufe. „Dass es nachgewiesenermassen einen ‚Zwang zur Ehe‘ in der islamischen Kultur gibt, wird von diesen Wissenschaftlern geleugnet.“, so die Expertin.