Vor 70 Jahren wurde die Schweiz während des Zweiten Weltkriegs vor einem deutschen Angriff bewahrt. Dies wird u.a. dem „Handwunder von Waldenburg“ zugeschrieben. Die Prominenz, die sich aus diesem Anlass zu einer 70-Jahr- Gedenkfeier am Auffahrtstag, dem 13. Mai 2010, zusammen mit Bischof Amédée Grab im Melchtal OW eingefunden hatte, bestand aus Parteipräsidenten, National-, Stände- und Regierungsräten. Zusammen mit Zeitzeugen gedachten sie des Wirkens des Schutzpatrons der Schweiz, Niklaus von Flüe, dem das Handwunder zugeschrieben wird.

R.W.

Experten sind sich einig, dass die Tage vom 10. bis zum 20. Mai 1940 zu den dramatischsten Momenten der jüngeren Schweizer Geschichte zählen. Panik und eine Massenflucht in Richtung West-, Süd- und Zentralschweiz waren die direkten Folgen des vom hitlerdeutschen Propagandaminister Josef Goebbels angekündigten Angriffs. „Innert 48 Stunden wird es in Europa keine neutralen Staaten mehr geben!“ liess dieser am 12. Mai 1940 verlautbaren. Deutsche Bürger bestätigten im Nachhinein, dass von Konstanz bis Basel ein Millionenheer zum Angriff bereit gewesen sei.

Tausende von Schweizern, v.a. auch Armeeangehörige, baten in Todesangst Bruder Klaus um himmlische Fürsprache. In der Nacht vom 13. auf den 14. Mai, um 2.00 Uhr, schlugen die Telefonzentralen der Schweizer Armee Alarm. Der Einmarsch der deutschen Truppen sei in einer halben Stunde zu erwarten. Der Befehl zum Einmarsch wurde von Hitler gegeben. Noch am selben Tag meldeten die mit Deutschland verbündeten Japaner im Radio: „Um 2.00 Uhr nachts sind die deutschen Truppen in die Schweiz einmarschiert.“ Geschehen ist jedoch nichts.

Das Wunder

Leider hatte das deutsche Regime die Papiere über seine Angriffskonzepte auf die Schweiz vernichtet, sodass ein sicherer historisch-wissenschaftlicher Nachweis über die Pläne der Reichswehr heute nicht mehr erbracht werden kann. Historisch nachgewiesen ist jedoch, dass Hitler noch am 14. Mai den Befehl zum Rückzug erteilte und dass Hunderte von Menschen, davon viele reformierte Personen aus Waldenburg, aber auch Leute in Hildisrieden, Augst, ja selbst in Süddeutschland ihr Leben lang (grossteils unter Eidesschwur) bezeugten und bezeugen, am 13. Mai 1940 abends nach 21.00 Uhr am Himmel eine segnende und gleichzeitig abwehrende Hand am Himmel im Nordosten unseres Landes gesehen zu haben. Viele erkannten in der Form der Hand eindeutig die Hand von Niklaus von Flüe. Das „Basler Volksblatt“ berichtete in der Ausgabe vom 17. Mai 1940: „Nach Zeugenaussagen erschien am Pfingstmontag, 13. Mai 1940, abends gegen 9.30 Uhr, oberhalb von Waldenburg Richtung Fricktal bei hellem Mondschein eine grosse, silberhelle, deutlich gezeichnete, hagere, knochige Hand, die Finger leicht gespreizt, flach anliegend und doch etwas gehoben gegen das Fricktal hin wehrend, gegen die offene Grenze zu Deutschland hin. Nach etwa zehn Minuten verblasste die Erscheinung.“

Soweit der historische Hintergrund. Was nun von den einen als „unmöglicher Schwachsinn“ bezeichnet wird, stösst jedoch nicht nur bei gläubigen Katholiken, sondern auch bei einer namhaften Zahl von Protestanten wie selbst bei Ungläubigen auf Betroffenheit, tiefes Berührtsein, grosse Dankbarkeit oder einfach auf grenzenloses Staunen.

Glaubwürdige Zeugenaussagen

Sie wirken glaubwürdig und sind bei klarstem Verstand, die noch lebenden Zeugen aus Waldenburg, welche an der Gedenkfeier den rund 300 Teilnehmern von diesen wundersamen Geschehnissen im Flüeli-Ranft, dem Geburts- und Wohnort von Niklaus von Flüe, berichtet haben. Geduldig gab etwa Luise Madlinger den vielen Interessierten Auskunft: „Ich wurde zwar reformiert getauft und konfirmiert, war aber damals, mit zwölf Jahren, nicht wirklich gläubig. An jenem besagten Tag fuhr den ganzen Tag lang Militär das Dorf hinunter Richtung deutsche Grenze. Am Abend schrien uns kurz nach neun Uhr plötzlich Nachbarn aus dem Haus heraus. ‚Chömid use, me gseht e Hand am Himmel!‘ hiess es. Plötzlich standen immer mehr Nachbarn an Fenstern und vor den Häusern. Und ich konnte es selber kaum fassen, da war in Richtung Nordosten eine hell leuchtende Hand am Himmel sichtbar. [Anm. d. Red.: 1940 war die Sommerzeit noch nicht eingeführt, sodass es um 21.00 Uhr bereits dunkel war.] Sie war ziemlich gross, man sah daran jedes Knöchelchen und die Erscheinung dauerte rund 20 Minuten bis eine halbe Stunde.“

Auch Karl Berger, damals 14 Jahre alt, bestätigte Zukunft CH gegenüber: „Das war absolut unmöglich eine Wolke, eine Lichtspiegelung oder ein Flugobjekt! Es konnte auch nicht das Licht des Mondes gewesen sein, da dieser deutlich im Süden von Waldenburg zu sehen war, die Hand sich aber weit im Nordosten befand und mit den Fingern auch in diese Himmelsrichtung zeigte. Mindestens 20 Personen allein in Waldenburg haben die Hand gesehen. Heute leben nur noch vier Zeugen aus Waldenburg. Interessant war, dass mich der Anblick dieser Hand enorm beruhigt hatte. Heute glaube ich, dass Bruder Klaus einen Auftrag von Gott erhalten hat, seine Hand zu zeigen, um die Schweiz vor dem Krieg zu verschonen.“

„Der grösste Beter aller Zeiten“

Über die zentrale Bedeutung von Niklaus von Flüe für das Überleben der Schweiz vom Mittelalter bis heute waren sich alle Anwesenden der Gedenkfeier einig. 1417 als Bauernsohn im Flüeli geboren, wuchs er schon früh zu einem tüchtigen und gottesfürchtigen Familienvater von zehn Kindern heran. In seiner Berufung zu stundenlangem Gebet und zum Fasten erreichte Bruder Klaus durch seine göttliche Weisheit bald grosses Ansehen und wurde in die höchsten politischen Ämter der alten Eidgenossenschaft gewählt. 1467 fühlte er sich von Gott persönlich so stark zum Beter für das Vaterland gerufen, dass er sich nach dem Einverständnis seiner Familie barfuss in eine karge Wohnzelle im Ranft unterhalb Flüeli zurückzog, wo er 20 Jahre lang im Gebet und ausschliesslich von der heiligen Hostie lebte. 1481 rettete er durch die Tagsatzung von Stans mithilfe göttlicher Ratschläge die am Anfang eines Bürgerkriegs stehende Eidgenossenschaft vor dem Zerfall. Seitdem gilt er als Landespatron der Schweiz. Dass er damit Katholiken und Protestanten vereint, machte Bischof Grab zu Beginn der Veranstaltung klar, als er die Refomierten extra willkommen hiess. Die Würdigung des bekannten Luzerner Historikers Dr. Pirmin Meier brachte es dann für beide Konfessionen auf den Punkt: „Bruder Klaus war der grösste Beter aller Zeiten im Alpenraum!“

Die Grabeskapelle in Sachseln sowie Kapelle und Wohnzelle von Bruder Klaus im Flüeli-Ranft können ganzjährig, das Geburtsund das Wohnhaus in Flüeli-Ranft von April bis Oktober von 10.30 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 17.30 Uhr besichtigt werden. Wer etwas Glück hat, kann dort auch mit den Nachkommen von Bruder Klaus ins Gespräch kommen.