Internationale Expertengruppe will Gegenbewegung einläuten und stellte am 17. November 2014 in Wien ihre Prinzipien für eine neue Sexualpädagogik vor.
Vor etwa 70 anwesenden Ärzten, Pädagoginnen und anderen Fachleuten präsentierte die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz nun nach intensiver Vorarbeit ein Expertenmemorandum zur Sexualpädagogik. Unterstützt wurde sie dabei u.a. von einem der Mitunterzeichner, dem in Oberösterreich tätigen Psychiater Dr.Christian Spaemann und der TeenStar-Vorsitzenden in Österreich, Helga Sebernik.
„Wir wollen eine Gegenbewegung einläuten,“ so Prof. Gerl-Falkovitz. „Sexualität braucht Orientierung. Statt Hedonismus sucht sie einen Bezug zu Sinn und Glück, zu gesellschaftlichem und persönlichem Gestalten des Humanen.“ Die bis zu ihrer Emeritierung an der TU Dresden lehrende Religionsphilosophin nahm bei ihrer Präsentation auch Bezug auf eine lebhafte Debatte, die zurzeit in deutschsprachigen Leitmedien läuft. In der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, im Spiegel, im Focus und erneut heute in der FAZ wird über die Nähe von sexueller Revolution und Pädophilie, von „Sexualpädgogik der Vielfalt“ und unnötiger bzw. schädlicher Fühsexualisierung bereits ab dem Kindergarten intensiv diskutiert. Die Leserbriefe dazu füllen ganze Spalten.
Dr. Christian Spaemann skizzierte die gängige Sexualpädogogik und stellte ihr das Memorandum gegenüber: „Sexualität kann nur als Bindeglied zwischen Biologie und Personalität gesehen werden. Deshalb dürfen die Dimensionen der Fruchtbarkeit, des Kindes, der Familie nicht fehlen. Und die sogenannte sexuelle Vielfalt kann kein Leitbild abgeben – da stecken zu viel Leid und zu viele Brüche dahinter!“ Dr. Spaemann rief daher zu einer „beziehungsorientierten Sicht der Sexualität“ auf.
Mit einer weiteren Bemerkung ließ der deutsche Psychiater aufhorchen: Kinder könnten nur dann vor Missbrauch geschützt werden, wenn sie objektive Kriterien und damit Grenzen erlernen, anstatt wie in Lehrmaterialien gängig: „was sich angenehm anfühlt, ist ok.“ Sexualpädagogik müsse das Schamgefühl der Kinder und Jugendlichen respektieren. Außerdem sei eine positive Sicht von Fruchtbarkeit und Schwangerschaft unerlässlich, um nicht einer kontextlosen und letztlich banalen Sexualität Vorschub zu leisten.
Die Pädagogin und Teenstar-Vorsitzende Helga Sebernik (Amstetten) legte den Focus auf das Erlernen der Freundschaft. Das beinhalte, so die erfahrene Lehrerin, dass man den Verzicht auf „Sex hier und jetzt“ zwar verlangen könne, aber ihn unter positive Vorzeichen stellen müsse. Weiters empfahl Sebernik der Pädagogik, nicht zu rasch selbst Antworten zu geben, sondern vielmehr mit Gegenfragen zu beginnen. Kinder und Jugendliche sollen die Fähigkeit entwickeln, ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen verstehen und formulieren zu können, um Gleichgesinnte gegen die Indoktrination zu finden.
Das Expertenmemorandum gliedert die teilweise in Antithese zum Mainstream stehenden Prinzipien für Sexualpädagogik in Grundsätzliches, Ziele, Qualitätsstandards in Pädagogik und Ausbildung, Inhalte und Rahmenbedingungen. Sie sind unter http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org auf Deutsch, Englisch, Französisch, Tschechisch und Ungarisch veröffentlicht.
Die bisherigen 20 Unterzeichner sind Experten, Psychologen, Pädagogen und Therapeuten aus fünf Ländern, darunter zahlreiche Universitätsprofessoren: http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org/deutsch/unterzeichner/
Zitiert wurde Romano Guardini mit der heute unerhört eindringlichen Frage: „Haben wir denn den richtigen Begriff von der Liebe? Er ist bei uns oft sentimental, weichlich geworden. (…) Die Moderne muss die Liebe als etwas viel Weiträumigeres, Furchtbareres und Gewaltigeres denken, als sie es tut.“
http://www.prinzipien-sexualpaedagogik.org/
Pressemitteilung von Gundrun Kugler