Nach zwölf Wochen anhaltender Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und paramilitärischen Kräften wurde zum ersten Mal eine Stadt im Süden des Landes von Luftangriffen getroffen. Die anhaltende Krisensituation wirkt sich besonders auf die kleine christliche Minderheit aus, die bereits unter religiöser Verfolgung leidet, so die Menschenrechtsorganisation Open Doors in ihrer Medienmitteilung vom 4. Juli 2023.

Experten warnen vor den Folgen dieser Eskalation. Laut der französischen Nachrichtenagentur AFP hat der Konflikt seit dem 15. April 2023 bereits über 1’800 Menschenleben gefordert und zwei Millionen Menschen vertrieben.

Die Kämpfe konzentrierten sich bisher hauptsächlich auf die Hauptstadt Khartum und die Region Darfur im Westen des Landes. Augenzeugenberichten zufolge führte die Luftwaffe erstmals Angriffe auf El-Obeid, eine Stadt 350 Kilometer südlich von Khartum, durch. Die Stadt ist seit Beginn der Kämpfe von paramilitärischen Kräften belagert. Besonders besorgniserregend ist die Situation für die christliche Minderheit, die etwa zwei Millionen Menschen (4,3 Prozent der Bevölkerung) umfasst. Die Instabilität, die durch den Konflikt verursacht wird, könnte extremistischen Islamisten in die Hände spielen und die Wiedereinführung islamischer Gesetze im Sudan ermöglichen.

Islamische Extremisten

Der Spezialist für Ostafrika bei Open Doors, Fikiru Mehari, äusserte die Befürchtung, dass dieser Krieg den islamischen Extremisten die Möglichkeit gibt, zur Macht zurückzukehren und die Demokratie zu diskreditieren. Nach dem Sturz von Omar al-Bashir im Jahr 2019 hatten sich die Bedingungen für Christen im Sudan verbessert, doch der Militärputsch von Ende 2021 und die Machtübernahme ehemaliger Verbündeter von al-Bashir führten zu einer Verschlechterung der Lage. Der Sudan landete auf dem Weltverfolgungsindex, der die 50 Länder auflistet, in denen Christen am stärksten verfolgt werden, traurigerweise auf Platz 10.

Experten warnen vor einer düsteren Zukunft, insbesondere für die Christen im Sudan. Sie befürchten, dass die Krise zu einer neuen Diktatur führen und das politische Leben im Land dominieren könnte. Dies würde das Leben der Christen noch schlimmer machen als zu Zeiten von al-Bashir. Fikiru Mehari ruft die internationale Gemeinschaft zur Hilfe auf und bittet insbesondere ausländische Mächte, sich einzuschalten und ihre Bürger zu evakuieren. Er warnt davor, dass sich die Auswirkungen des Konflikts auf die gesamte Region Ostafrika erstrecken könnten, wenn der radikale Islam im Sudan wieder Fuss fasst.

Quelle: Medienmitteilung von Open Doors: Krise im Sudan: Düstere Zukunft für christliche Minderheit?