Gemäss dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barak Obama, wäre der Eintritt der Türkei in Europa ein wichtiges Signal. Auch das europäische Parlament hatte 1999 in einer Resolution die Meinung vertreten, dass ein zukünftiger Beitritt „von Ankara ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Union wäre, wie auch ein Schritt in Richtung Frieden und Sicherheit“.
Ist es wirklich so? Es gibt durchaus Gründe, nein zu sagen, wie der italienische Prof. Roberto de Mattei in seinem letzten Buch „Die Türkei in Europa, Vorteil oder Katastrophe?“, (hrsg. von Sugarco), ausführt. Die Türkei zu einem privilegierten Partner machen, sei eine Seite. Sie mit ihren 72 Millionen Einwohnern in die Union aufzunehmen – davon 98 % offiziell Muslime – die andere Seite. 13 Millionen Menschen leben in diesem Land unterhalb der Armutsgrenze. Ein eventueller Eintritt Ankaras in die EU könnte somit, infolge der freien Zirkulation, Millionen von türkischen Arbeitskräften in den Westen bringen.

Ein solch bedeutendes Migrationsphänomen würde die Sozialkosten in die Höhe schnellen lassen, abgesehen von der Einbusse bei der Produktivität, der Beschäftigung und der Qualität der Arbeitskräfte. Es ist übrigens Vural Öger, deutscher Europaparlamentarier türkischen Ursprungs, der 2004 darauf hinwies: „Das, was Kamuni Sultan Süleyman 1529 mit der Belagerung von Wien begonnen hat, werden wir über die Einwanderung mit unseren kräftigen Männer und gesunden Frauen verwirklichen.“

Die neue europäische Konstitution teilt jedem europäischen Staat ein proportionales politisches Gewicht zu, das der Demografie entspricht. Die türkische Bevölkerung dürfte im Jahr 2023 auf 90 Millionen ansteigen gegenüber den 85 Millionen Deutschlands. Wenn die Türkei Europa beitreten würde, so würde sie die grösste Anzahl von Europaabgeordneten aufweisen, gut 96, auf Kosten von Grossbritannien, Frankreich und Italien. Sie wäre im Übrigen massgebend bei jeder Entscheidung.

In der Türkei gilt keine Demokratie im westlichen Sinne: Politische Haft, Torturen und Misshandlungen sind gängige Praxis, wie Amnesty International und Human Rights Watch zur Genüge darlegen. Im Bericht von 2007 bestätigt die Europäische Kommission, dass die Meinungsfreiheit in der Türkei effektiv nicht garantiert ist. Zahlreich sind die Verurteilungen, die gegenüber Ankara durch den europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Strassburg ausgesprochen wurden. Alle Christen sind vom Zugang zu öffentlichen Funktionen ausgeschlossen, einschliesslich des Parlaments.

Die katholische Kirche kann keine Kirchen bauen oder restrukturieren, keine Seminare durchführen noch eigene schulische oder soziale Institutionen besitzen oder führen. Dagegen gibt es in der Türkei 90‘000 Imams, die vom Staat entlöhnt werden, und 85‘000 aktive Moscheen, eine pro 350 Einwohner, die höchste Anzahl
pro Kopf weltweit. Was die Kultur allgemein betrifft, sprach der damalige Kardinal Ratzinger in einem Interview im „Figaro Magazine“ vom 13. August 2004 aus: „Die Wurzeln, die die Bildung von Europa ermöglichten, sind jene des Christentums. In diesem Sinne hat die Türkei im Laufe ihrer Geschichte immer einen anderen Kontinent vertreten, und das in stetem Kontrast zu Europa“. Diese Ansicht wurde am 18. September des gleichen Jahres noch in einer Ansprache in der Diözese von Velletri bekräftigt, deren Titularbischof Kardinal Ratzinger damals war: „Geschichtlich und kulturell hat die Türkei wenig mit Europa gemeinsam; darum wäre es ein grosser Fehler, sie in die Europäische Union aufzunehmen.“ Kann man es noch klarer sagen?

Quelle: Correspondenza romana No. 1094 (vom 30.05.2009)