Die Ex-Muslimin Sabatina James floh als junge Frau vor Gewalt durch ihre Familie, vor Zwangsheirat und Todesdrohungen. Heute muss sie im Verborgenen leben und setzt sich aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen für misshandelte muslimische Frauen und verfolgte Christen ein. Beatrice Gall, Geschäftsführerin von Zukunft CH, im Gespräch mit der bekannten Menschenrechtlerin.

Zukunft CH: Welche Themen beschäftigen Sie, wenn Sie an Ihre Heimat Pakistan denken?
James: Die Verfolgung von Christen, vor allem die Diskriminierung von Frauen und Mädchen, nimmt schlimmste Formen an. Christliche Mädchen werden entführt, zum Islam zwangskonvertiert und mit Islamisten zwangsverheiratet.

Zukunft CH: Können Sie beispielhafte Fälle nennen?
James: Das Mädchen Meera* wurde zum Islam zwangskonvertiert und zwangsverheiratet. Wir halfen ihr bei der Flucht aus Pakistan in ein anderes Land und halfen ihr, dort ein neues Leben aufzubauen. Saima* wurde von einem hohen Gebäude hinuntergeworfen, weil sie nicht zum Islam konvertieren wollte. Unsere Mitarbeiter brachten sie in letzter Minute mit schweren Verletzungen in Sicherheit und halfen ihr bei der Flucht vor ihrem Verfolger. Der Katholik Bashir* wurde versklavt und vom islamistischen Mob ermordet. Die Witwe und seine zwei Kinder kamen durch unsere Hilfe von der Sklaverei frei. Sa!ye* wurde in Deutschland zwangsverheiratet und von ihrem Ehemann misshandelt. Wir schenkten ihr Schutz an einem sicheren Ort. Ein ganz ähnliches Schicksal erlebt Aynur* in der Schweiz. Unser Verein begleitet sie auf ihrem Weg aus der Gewalt in die Freiheit.

Zukunft CH: Warum haben Sie Ihren Verein „Sabatina“ in Europa gegründet und was sind die Aufgaben des Vereins?
James: Die Scharia ist längst auch in Europa angekommen. Durch Paralleljustiz und sogenannte islamische „Friedensrichter“ werden unsere demokratische Ordnung und der Rechtsstaat unterwandert. Es gibt Zwangsehen und Ehrenmorde in Pakistan, aber auch hier. Den Opfern muss geholfen werden, und Europas demokratische Rechtsordnung muss verteidigt werden. Das ist für mich eine aus dem Glauben an Jesus resultierende Pflicht. Der Verein hilft Menschen, die „im Namen der Ehre“ in Not und Bedrängnis kommen und Hilfe suchen. Wir begleiten und unterstützen sie auf dem Weg in ein eigenständiges Leben in Freiheit.

Zukunft CH: Forderungen muslimischer Gemeinschaften hinsichtlich einer öffentlich-rechtlichen Anerkennung werden ja immer lauter …
James: Solange die islamische Staatengemeinschaft (OIC) ihre Erklärung über Menschenrechte im Islam (EMRI) nicht zurücknimmt, besteht für eine Gleichstellung islamischer Gemeinschaften mit Kirchen keine Grundlage. Denn nach EMRI Artikel 6 sind Frauen rechtlich nicht gleichgestellt, und nach EMRI Artikel 1, 9 und 10 dürfen Nichtmuslime rechtlich nicht gleichgestellt werden. Das Ziel der islamischen Welt ist ganz eindeutig, dass den Juden und Christen, Hindus und Buddhisten, Atheisten und allen anderen Nichtmuslimen die rechtliche Gleichstellung und damit das vollwertige Menschsein ausdrücklich abgesprochen werden soll. Dieser Grundsatz soll gemäss Präambel der EMRI global durchgesetzt werden. Das ist nicht akzeptabel! Es ist auch nicht bekannt, dass innerhalb der islamischen Welt irgendeine Organisation die OIC oder die EMRI für derartige Ziele verurteilen würde. Das wäre sicher gleichbedeutend mit einem Ausschluss aus der islamischen Weltgemeinschaft. Aber in der demokratischen Gesellschaft kann es eben keine Anerkennung für solche Ansichten geben, das wäre fatal.

Zukunft CH: Über fünf Jahre ist es nun her, dass die grosse Migrationswelle, v.a. aus islamischen Staaten, nach Europa einsetzte. Das Ergebnis?
James: Wir sehen einen Anstieg der islamistisch-terroristischen Anschläge, der gewaltsamen islamistischen Übergriffe auf Frauen sowie auf Nichtmuslime. Aus islamistischer Sicht gehören dazu Juden, Christen, Atheisten oder einfach Ungläubige in einem ungläubigen Land. Die Verhinderung islamistischer Gewalt haben wir nicht geschafft und auch nicht das Zurückschicken der undemokratischen Islamisten. Zunächst hat man einfach unbesehen alle einmal hereingelassen, um dann festzustellen, dass das Wieder-Loswerden nicht klappt und nicht konsequent betrieben wird. Dies halte ich für eine doppelte Fahrlässigkeit, die auf dem Rücken der Opfer ausgetragen wird. Die Opfer werden damit doppelt im Stich gelassen.

Zukunft CH: Was wäre ein Ausweg für Europa?
James: Statt immer mehr Überwachung im Inland könnten wir meiner Meinung nach die Grenzen mehr überwachen. Was bei der Flüchtlingskrise nicht ging, geht ja bei der Corona-Pandemie plötzlich doch. Auch sollten wir aus der islamischen Welt nur diejenigen aufnehmen, die als nichtislamische Minderheit verfolgt werden. Denn diese Menschen müssten in einem anderen islamischen Land wieder mit Benachteiligung rechnen. Nicht diskriminierte Muslime, die aus irgendeinem anderen Grund auswandern wollen, könnten statt nach Europa genauso gut in ein anderes islamisches Land gehen. Nur diejenigen sollten also Asyl erhalten, die in ihrer Heimat Probleme bekommen haben, weil sie gegen die Scharia als islamisches Recht eingetreten sind und diese ganz ablehnen. Neutralität oder eine nur teilweise Ablehnung der Scharia genügen da nicht. Ein Immigrant, der die Scharia nicht in allen undemokratischen Aspekten ablehnt, sollte nicht hierbleiben können, denn er hat seine Wahl gegen die demokratische Gesellschaft getroffen.

Zukunft CH: Was gibt Ihnen Perspektive?
James: Das staatliche Handeln gibt bisher leider kaum eine Perspektive zum Besseren, egal ob es an Einsicht oder Absicht fehlt. Derzeit bleibt uns nur die Eigeninitiative, deshalb sind wir und andere aktiv. Und natürlich das Gebet! Beten wir für ein grundlegendes Umdenken bei den politisch Verantwortlichen und dafür, dass sich Verantwortungsträger (z.B. auch Schul- und Kirchgemeinden, Polizei und öffentliche Gesellschaften) umfassend informieren. Dazu bietet übrigens der Verein Sabatina verschiedene Seminare und Vorträge an. Als Christin setze ich meine Hoffnung aber nicht auf ein politisches System, sondern auf Gott. Kein Mensch dieser Welt hat hier eine bleibende Stätte. Ich handle und ertrage alles Schwere im Hinblick auf das ewige Leben. Daher kommt meine Hoffnung.

*Namen wurden anonymisiert

Sabatina James wurde als Enkelin eines Imams 1982 in Pakistan geboren. Mit zehn Jahren kam sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Österreich. Aufgrund ihrer Integration in die westliche Gesellschaft erlebte sie durch ihre Familie psychische und physische Gewalt und flüchtete mehrmals in Jugendstätten. Als sie minderjährig mit ihrem Cousin aus Pakistan verheiratet werden sollte, floh sie und konvertierte trotz Todesdrohungen zum christlichen Glauben. Heute muss sie im Verborgenen leben. Mit ihrem in Deutschland und der Schweiz gegründeten Verein „Sabatina“ (www.sabatina-ev.org und www.sabatina-schweiz.ch) setzt sie sich für misshandelte muslimische Mädchen und Frauen ein.

Das vollständige Interview ist nachzulesen im Magazin Zukunft CH/Ausgabe 2/2021. Zu bestellen unter: www.zukunft-ch.ch/bestellformular/

Zukunft CH hat passend zum Thema die Infodossiers „Das Frauenbild im Islam“ und „Was ist die Scharia?“ herausgegeben.
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