Warum steuern Europa und Amerika auf eine neue Tyrannei zu? Dieser Frage geht der ehemalige slowakische Innenminister Vladimír Palko in seinem Buch „Die Löwen kommen“ (fe-Verlag, 2014) nach. Wem der Untertitel anfänglich als Übertreibung erscheint, wird durch eine unglaubliche Fülle an konkreten Beispielen schnell eines Besseren belehrt. Palko schöpft ebenso aus seiner politischen Erfahrung wie aus seiner Belesenheit. Besonders seine Vergangenheit in der kommunistischen Slowakei macht ihn weitsichtig für neue Formen von Tyrannei und Totalitarismus. Folgende Zitate-Sammlung mögen einen Einblick in dieses lohnenswerte Buch geben, das uns in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen kann.

„Der Marxismus, der Sozialismus und der Kommunismus wurden im Westen geboren. Es ist eine wenig bekannte Ironie der Geschichte, dass die beiden Gründungsikonen des Marxismus, Karl Marx und Friedrich Engels, an den Vorbereitungen zum Kommunistischen Manifest im belgischen Brüssel gearbeitet haben. Aus Engels Aussage: ‚In der Familie ist der Mann der Bourgeois und die Frau repräsentiert das Proletariat‘, geht hervor, dass die ersten Marxisten nicht nur die Fabrik, sondern auch die Familie als Ort der Ausbeutung begriffen haben. Der ausgebeutet Proletarier war in der Ehe nach Ansicht von Engels die Frau, eine seiner Meinung nach institutionalisierte Prostituierte. Was hat man 160 Jahre später Rocco Buttiglione vorgeworfen – im selben Brüssel, in dem schon Marx und Engels gewirkt haben? Man warf ihm vor, er habe verlangt, die Frau, die Gattin, die Mutter solle auch im 21. Jahrhundert ihre proletarische Stellung beibehalten. Für dieses Vergehen muss – selbst wenn auch nur der geringste Verdacht dafür besteht – eine Hinrichtung folgen. Stellen sie sich das vor! 160 Jahre linker Kampf für die Befreiung der Frau aus den Fesseln der traditionellen Familie – und dann will ein Mensch Kommissar werden, der die Meinung vertritt, es sei Aufgabe des Ehemanns, seine Frau zu schützen! Sind wir denn in den 160 Jahren, seit den Zeiten von Engels, nicht weitergekommen? Doch, wir sind weitergekommen. Buttiglione hatte keine Chance.“ (34 f.)

(Anm. der Redaktion: Rocco Buttiglione wurde 2004 wegen seiner christlichen Einstellung in der Familienpolitik als EU-Kommissar verhindert)

Vom Klassenkampf zum Gender-Krieg

„2004 ging die Nachricht um die Welt, die Schwedische Akademie habe den Nobelpreis für Literatur einer unbekannten Österreicherin, Elfriede Jelinek, verliehen. Auf Slowakisch erschien ihr Roman ‚Die Liebhaberinnen‘, in dem der Leser über das Gefühlsleben der Hauptdarstellerin, was Kinder, Familie und Männer anbelangt, informiert wird. Kinder seien ‚ekelhafte weisse krallende Madensäuglinge‘. Die Heldin hat ‚Lust, den Säuglingen ihre zarten Fingerknöchelchen zu brechen.‘ Die Männer essen nicht, sie ‚fressen‘ grundsätzlich. Die Ehe ist für die Frau das ‚Ende des Lebens und der Anfang des Kinderkriegens‘. Dieses Werkchen ist völlig von solcher ‚Geistigkeit‘ erleuchtet. Das Mitglied der Schwedischen Akademie, Knut Ahnlund, ist aus Protest gegen diese Auszeichnung ausgetreten. Er hat Jelineks Schreiberei als ‚schrille Pornographie‘ bezeichnet. (…) Sie können Ihre Zeit durch Suhlen in überholten Gedanken verschwenden. Wenn Sie aber auf der Saite gegen die Familie spielen, wenn Sie feministisch sind, so wird ihr altmodischer Anzug à la Breschnew im Nu zum Prophetenkleid der Modernität. Es genügt, den Klassenkampf mit dem Geschlechterkampf zu vertauschen. Dieses ‚Upgrade‘ vergibt alle Sünden.“ (87)

(Anm. der Redaktion: bis zu dessen Untergang war Jelinek überzeugte Anhängerin des Sowjetkommunismus)

Die neue „Moral“

„Vor einem halben Jahrhundert hätte die Vorstellung, dass sich zwei Homosexuelle ein Kind kaufen, um es zu erziehen, wobei das Kind seine wirkliche Mutter nicht kennt, allgemein Abscheu hervorgerufen. Heute ist dies nicht mehr der Fall. Ein grosser Teil der Gesellschaft geht darüber mit Schulterzucken hinweg. Zwar schauen nicht alle gedankenlos zu, aber nur wenige haben den Mut, Regeln, die vor 50 Jahren gültig waren, als moralischen Standard zu verkünden, der auch heute noch verbindlich ist. Das, was einst unmoralisch war, ist inzwischen moralisch. Umgekehrt betrachtet man heutzutage die Verurteilung derartiger, nicht traditioneller Wege, Kinder zu befruchten, zu gebären und zu erziehen, als unmoralisch. Eine solche kritische Verurteilung steht im Widerspruch zu einem der Hauptgebote des neuen liberalen moralischen Kodex, die die Patrick J. Buchanan scherzhaft formuliert hat: ‚Du wirst nicht verurteilen!‘ Wenn du verurteilst, bist du gehässig und ‚bigott‘. Du sollst nicht den Lebensstil anderer verurteilen. ‚Alle Lebensstile sind sich gleich‘, sagt ein weiteres Gebot dieses Kodex.“ (246 f.)

Margret Sanger: Prophetin der Kultur des Todes

„‘Es ist die barmherzigste Tat, die eine Familie mit vielen Kindern für eines seiner kindlichen Mitglieder tun kann, es zu töten.‘ ‚Ich freue mich, wenn ich die Menschheit von der Tyrannei des Christentums sowie des Kapitalismus befreit sehen werde.‘ Dies sind Sprüche von Margret Sanger, einer radikalen amerikanischen Sozialistin. (…) Nach dem ersten Weltkrieg gründete sie die Amerikanische Liga für Geburtenkontrolle, die ab 1942 unter dem Namen ‚Planned Parenthood‘ bekannt wurde. (…) Heute ist ‚Planned Parenthood‘ ein gigantischer Koloss mit Hunderten von Kliniken, die sowohl Abtreibungen durchführen wie auch ‚Sexaufklärung‘ betreiben. Er ist der weltweit einflussreichste Befürworter und Unterstützer der Kultur des Todes. Margret Sanger hat die freie Liebe leidenschaftlich verteidigt und auch ihr Privatleben an ihr ausgerichtet. (…) Ihre zahlreichen Aussagen über die Notwendigkeit, die Anzahl minderwertiger Menschen unterschiedlichster Art zu reduzieren, die ‚Verrückten‘, die ‚Behinderten‘, die Angehörigen ‚niedriger Rassen‘, könnten aus dem Wörterbuch von Adolf Hitler stammen. Jeder andere, der so etwas von sich gegeben hätte, wäre heute längst aus der geschichtlichen Erinnerung gestrichen. Wenn jemand allerdings für Abtreibung gekämpft hat, ist er in der heutigen liberalen Gesellschaft von sonstiger Schuld befreit. (…) Die Vision der Margret Sanger hat bis heute zu etwa einer Milliarde legaler Abtreibungen auf der ganzen Welt geführt. Und somit gehört Margret Sanger heute in das Pantheon der ‚liberalen Propheten‘ oder ‚Heiligen‘.“ (75 f.)

Lenin und Hitler: Die Erfinder des lebensunwerten Lebens

„Der 2500 Jahre alte Eid des Hippokrates besagt: ‚Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.‘ Der Autor des Eides hat somit den Beruf des Arztes eindeutig gegen das Töten abgesichert. Ausschliessliche Aufgabe des Arztes ist es zu therapieren, aber keinesfalls zu töten – weder ungeborene Kinder noch Kranke noch Hilflose. Das galt unter Ärzten seit 2500 Jahren, aber heute gilt es nicht mehr. Wer hat diesen Grundsatz zu Fall gebracht? Wem gehört in der modernen Zeit dieser Vorrang? Was den zweiten Satz des Eides anbelangt und die Abtreibung betrifft, kennen wir den Pionier, nämlich Lenin. Wer aber hat das Prinzip des ersten Satzes durchbrochen, das Verbot der Euthanasie? Einer der Kandidaten ist (…) Hitler. Der Reichskanzler schrieb 1939 dem Direktor seiner Kanzlei Philipp Bouhler und seinem persönlichen Arzt Karl Brandt (…) die folgende Ermächtigung: ‚Der Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken nach einer kritischen Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.‘“ (…) Im Nürnberger Prozess trat auch der amerikanische Psychiater Doktor Leo Alexander auf. Über die Verbrechen der Nazis sagte er: ‚Das Ausmass, das diese Verbrechen letztlich angenommen haben, ist beträchtlich. Aber für die Ermittler ist offensichtlich geworden, dass diese Verbrechen klein angefangen haben. Zu Beginn waren es ganz kleine Schritte, es entstand als Grundeinstellung der Euthanasie-Bewegung der Gedanke, dass es so etwas wie lebensunwertes Leben gib.‘“ (263; 276)

Menschenrechtslügen

„Ein Meilenstein im Kampf gegen das Leben war im März 2007 die Entscheidung des EGMR im Fall ‚Alicja Tysiac vs. Polen‘. Alicja Tysiac durfte im Jahr 2000 in Polen nicht abtreiben. (…) Frau Tysiac wollte aber abtreiben, weil sie um ihr Sehvermögen als Folge von Schwangerschaft und Geburt fürchtete. Jedenfalls hat sie dann eine gesunde Julia zur Welt gebracht, dennoch aber 2003 gegen Polen vor dem EGMR geklagt. Der EGMR hat ihr Recht gegeben und einen Schadensersatz von 25‘000 EUR zuerkannt. Das Gericht war der Meinung, ihre Persönlichkeitsrechte seien verletzt worden. Es stütze sich auf Artikel 8 der Europäischen Menschrenrechtskonvention. (…) Wer weiss, was Julia denken wird, wenn sie einst gross ist und die Zusammenhänge versteht? Die Entscheidung wurde mit einem Stimmenverhältnis von 6 zu 1 gefällt. Der überstimmte spanische Richter Francisco Borrego bemerkte ironisch: „Das Gericht hat entschieden, dass ein menschliches Wesen infolge einer Verletzung der Menschenrechtskonvention geboren wurde. Folgt man dieser Argumentation, wurde hier ein polnisches Kind geboren, dessen Recht auf Leben der Konvention widerspricht. Nie werde ich glauben, dass die Konvention so weit geht. Ich halte das für grauenvoll.‘“ (285)

In 50 Jahren gibt es keine Abtreibung mehr

„‘Die Abtreibung ist so etwas Unnatürliches, dass es sie in 50 Jahren nicht mehr geben wird‘, sagte der Pro-Life-Aktivist Dr. Jack Wilkie. Die Hellsichtigkeit und die Schlichtheit diese Worte wirkt fast betäubend. Und Menschen wie ihn gibt es viele. Wisst Ihr, wie viele Menschen im vergangen Jahr am Marsch für das Leben in Paris teilgenommen haben? Es waren 40‘000. Und diese Menschen waren eine lebendige entschiedene Masse. Sie haben nicht gebettelt, sondern kompromisslos den Schutz der Ungeborenen gefordert. In Washington beteiligten sich 2011 400‘000 Menschen an einem Marsch für das Leben. Sie alle teilen die Vision, dass sie in diesem grössten moralischen Konflikt unsere Zeit siegen werden. Wollen nicht auch Sie dabei sein?“ (S. 498)