Einmal mehr besucht dieser Tage das Oberhaupt des tibetanischen Buddhismus, der Dalai Lama, die Schweiz. Hauptgrund seines Besuches ist eine dreitägige Konferenz in Zürich zum Thema „Produktive Wirtschaftssysteme“, wo er mit verschiedenen Wissenschaftlern zusammentrifft. Auffällig ist, dass ihm besonders von der politisch linken Seite sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Buddhisten glauben, dass Tendzin Gyatsho, wie der Mann mit bürgerlichem Namen heisst, die 14. selbstgewollte Wiedergeburt von Siddhartha Gautama ist, einem Jüngling, der ca. 400 Jahre vor Christi Geburt unter einem Feigenbaum im nordindischen Lumbini „erleuchtet“ worden sein soll. Gemäss mündlicher Überlieferung hat dieses Ereignis dem „Buddha“, dem Erleuchteten, wie Gautama bald genannt wurde, aufgezeigt, wie das Leiden dieser Welt überwunden werden kann. Jeder Mensch könne aus eigener Kraft vollkommene Weisheit erlangen, besagt die Lehre Buddhas. Am hilfreichsten dazu sei ein weltabgekehrtes Leben in Askese und Einsamkeit.

Als Residenz hat sich die Reinkarnation Buddhas, welcher unermüdlich Gier, Lust und Eitelkeit als Hauptlaster dieser Welt anprangert, diesmal das Zürcher Luxushotel „Park Hyatt“ ausgesucht, von wo aus er in seiner Limousine bereits einige Ausflüge unternommen hat. Aus „persönlichem Willen“ wird der Dalai Lama in den fünf Tagen seines Aufenthalts von einer illustren Gruppe von Sozialdemokratinnen aufgesucht: Von der höchsten Schweizer Person, der Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer, von der Zürcher Regierungsratspräsidentin Regine Aeppli wie auch von der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Ebenfalls füllt der linksorientierte Zürcher „Tages-Anzeiger“ momentan zwei Ausgaben seines Blattes mit nicht weniger als sieben längeren Artikeln zum 74-jährigen Besucher. Die Zeitung bezeichnet den Gast mehrfach als „seine Heiligkeit“. Obwohl der Schweizer Bundesrat Gyatsho in den letzten Jahren nicht weniger als vier Mal persönlich empfangen hat, kann SP-Nationalrat Mario Fehr nicht verstehen, dass die Exekutive unseres Landes den Geistlichen nicht erneut treffen will. Er persönlich habe den Bundesrat frühzeitig auf den Besuch aufmerksam gemacht. Die Gratiszeitung „20 Minuten“, welche ebenfalls aus dem Hause des „Tages-Anzeigers“ kommt, spricht von einer „Empfangsverweigerung“. Morgen Samstag, 10. April, findet im rotbeherrschten Zürich eine grosse Solidaritätskundgebung unter dem Slogan „Die Schweiz für Tibet – Tibet für die Welt“ statt, an der auch der Dalai Lama auftreten wird.

Eine Anfrage von Zukunft CH beim Pressesprecher der SP Schweiz, Andreas Kaesermann, weshalb die Linke eine derart grosse Sympathie zum tibetischen Oberhaupt pflege und ob z.B. der Papst auch so grosses sozialdemokratisches Interesse nach sich ziehen würde, wurde noch nicht beantwortet. Kaesermann müsse zuerst an die Leute kommen, welche ihn in der Frage beraten könnten.

Quellen: Das neue Duden-Lexikon, 4. aktualisierte Neuauflage 1989; Das Magazin, 18.5.2007; NZZ am Sonntag, 28.3.2010; Tages-Anzeiger, 7.4.2010; Tages-Anzeiger, 8.4.2010; 20 Minuten, 8.4.2010; SP Schweiz, Bern