Die 1962 von Saudi-Arabien gegründete Organisation IWL will jetzt auch in der Schweiz Fuss fassen. Präsident Abdulkarim al-Issa hat letzten Sommer in Genf mit dem zum Islam übergetretenen Genfer Staatsrat Mauro Poggia über die Gründung eines „Forum für den Dialog der Zivilisationen“ verhandelt.

Von Heinz Gstrein

Zuvor verlieh dem ehemaligen Saudi-Justizminister, der für eine Inflation der Todesstrafen und Auspeitschungen von Regimegegnern verantwortlich war, die schon in Genf niedergelassene UNO-Friedensuniversität ein Ehrendoktorat. Kein Wunder, da sich al-Issa selbst als „führende globale Stimme des gemässigten Islam“ bezeichnet. Tatsächlich sieht auch das American Jewish Committee (AJC) in ihm „die mächtigste gemässigte Stimme in der muslimischen Welt“ und lud ihn 2020 zum Besuch des ehemaligen KZ Auschwitz ein. Israel würdigte diesen als historisch, obwohl sich Al-Issa weigerte, mit israelischen Medien zu sprechen. Wenn Al-Issa doch mit Journalisten spricht, dann betont er gern das „Existenzrecht anderer Religionen“. So in einem Kooperationsvertrag mit der katholischen Kirche, den er persönlich im April 2018 mit dem bald darauf verstorbenen Kardinal Jean-Louis Tauran unterzeichnet hat. Derzeit wird der Abschluss eines analogen Vertrages mit der „Interparlamentarischen Versammlung der Orthodoxie“ in Athen vorbereitet.

Andererseits gilt die Islamische Weltliga“ als getarntes Missionierungsinstrument der in Saudi-Arabien herrschenden radikalen wahhabitischen Richtung des Islam. Die jährlich von Saudi-Arabien mit Millionen Petrodollars unterstützte Organisation beschäftigt sich neben Toleranzbeteuerungen an die anderen Religionen in erster Linie mit der Ausbildung und Entsendung wahhabitischer Missionare und dem weltweiten Bau von Moscheen. In der Schweiz wurden von der IWL, die jetzt in Genf Dialog führen will, schon für viele Millionen Franken „Verkündigungsmoscheen“ in Volketswil, Netstal und Will errichtet.

International steckt die Weltliga hinter der islamistischen Unrast in den afrikanischen Sahelländern. Einer ihrer Ableger ist die „Gesellschaft des Sieges des Islams“ in Nord-Nigeria, die dort für das Ausufern der Gewalt gegen alles Christliche verantwortlich ist. Weitere Vorhutorganisationen der IWL sind der „Afrikanische Rat zur Islamischen Koordination“ und ebenfalls in Nigeria die „Gesellschaft zur Beseitigung der Ketzerei und Aufrichtung der Sunna“, in der örtlichen Hausa-Sprache kurz „Yan Izala“. Ihre Anhänger propagieren eine islamische Idealgesellschaft ohne Alkohol, Glücksspiel und Prostitution. Sie verfolgen ausser den Christen auch jene Muslime, die den Izala-Rigorismus ablehnen.

Zur Verbreitung der wahhabitischen Lehren von einem „reinen Urislam“ hatte die IWL in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens 49 Moschee- und Wanderprediger nach Westafrika geschickt, bis 1985 verzehnfachte sich ihre Zahl auf 473. Heute sollen es im Sahelgebiet viele Tausende sein …