Der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, hat sich kürzlich „sehr besorgt“ über den Erfolg der schulischen Integration von Flüchtlingskindern geäussert. Dies teilte der DPhV, der die berufs- und bildungspolitischen Interessen der Gymnasiallehrerinnen und -lehrer in Deutschland vertritt, am 9. Februar 2017 auf seiner Homepage mit.

Anlässlich einer Vorstandssitzung in Nürnberg betonte Meidinger: „Die Politik glaubt, mit der Neubildung von Tausenden von Klassen und der Einstellung von 13’000 Lehrkräften ihre Hausaufgaben gemacht zu haben und auch in der Öffentlichkeit spielt das Thema nicht mehr die Rolle wie vor einem Jahr. Vor Ort zeigt sich aber, dass jetzt bei der zweiten Stufe der Integration, der Überführung der Kinder aus Willkommens-, Sprachlern- und Übergangsklassen in Regelschulen massive Probleme und Defizite zu verzeichnen sind! Grundsätzlich gebe es für diese Mammutaufgabe zu wenig staatliche Unterstützung!“

Aufgrund der vielen Rückmeldungen von betroffenen Lehrkräften und Schulleitungen müsse davon ausgegangen werden, dass die Sprachkenntnisse und Lernergebnisse der jetzt an die Regelschulen wechselnden Kinder oftmals nicht ausreichen, um dort problemlos den Anschluss zu finden. Ausserdem zeige sich, dass Flüchtlingskinder vor allem in Ballungsgebieten vorrangig an wenig nachgefragte Brennpunktschulen wechselten, die noch freie Kapazitäten aufwiesen.

„Dadurch verschärft sich vielerorts die soziale und ethnische Segregation, von der wir wissen, dass sie Gift sowohl für die erfolgreiche schulische als auch für die soziale Integration ist! Es droht eine Ghettoisierung im Schulsystem, die leider häufig die Vorstufe zu einer Ghettoisierung in der Gesellschaft ist!“, betonte der Verbandschef. Die Folgen, schlechte Ergebnisse bei schulischen Abschlüssen und mangelnde Chancen auf dem Arbeitsmarkt würden sich zwar erst in Jahren zeigen, seien aber dann kaum mehr korrigierbar, so Meidinger. Der Verbandschef verwies unter anderem auf eine neue Studie aus Berlin, die deutlich vor einem Scheitern des bisherigen Integrationsmodells gewarnt habe.

Der DPhV fordert deshalb alle Bundesländer dringend dazu auf, die Lehrkräfte bei der Integration von Flüchtlingskindern an den aufnehmenden Regelschulen viel stärker als bisher zu unterstützen, personell, durch Doppelbesetzungen, aber auch durch Entlastungsstunden. Darüber hinaus müssen die Bundesländer grössere Anstrengungen unternehmen, der zunehmenden Segregation im Bildungswesen gegenzusteuern. Ferner ist es notwendig, auch weiterführenden Schulen wie Gymnasien mehr Möglichkeiten zu geben, Flüchtlingskinder speziell zu fördern. Das sei bislang leider nur in wenigen Bundesländern der Fall.