Der Amerikaner James V. Schall, renommierter Experte für politische Philosophie, analysiert in einem posthum in deutscher Übersetzung veröffentlichten Buch den fortdauernden Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen. Für den Jesuiten und emeritierten Professor der Georgetown University, der im April 2019 verstarb, steht fest, dass der Terrorismus keine Art unabhängiger Bewegung oder Geisteshaltung im Islam ist. Der politische Islam sei untrennbar mit dem religiösen Islam verbunden.

Der Islam ist Schall zufolge deshalb einmalig, weil er zwei Standpunkte vertritt: Innerhalb der islamischen Welt gelten Frieden und gegenseitige Unterstützung. Andererseits sollen alle Andersgläubigen bekämpft werden, bis die ganze Welt Allah unterworfen ist.

„Schon bei den alten muslimischen Philosophen habe ein Voluntarismus vorgeherrscht, also die Vorstellung, dass es keine rationale Ordnung in den Dingen oder in der menschlichen Natur gibt“, schreibt Jörn Schumacher in seiner Rezension. Dazu zitiert er aus Schalls Buch: „Hinter der gesamten Wirklichkeit steht ein Wille, der immer auch anders sein könnte. Er ist an keinerlei Wahrheit gebunden.“ Eine Folge davon sei, dass Böses auch mal gut sein könne und Gutes auch mal böse.

Der landläufigen Meinung, der Islam sei eine friedliche Religion, hält Schall entgegen: „Die meisten Kriege oder Aufstände in unserer gegenwärtigen Welt haben eine muslimische Komponente.“ Die viel gescholtene, aber schlicht grossartige „Regensburger Vorlesung“ von Papst Benedikt XVI im Jahre 2005 nennt Schall „das erste bedeutende päpstlich Dokument der modernen Zeit, das sich im Licht der Geschichte mit der Frage ‚Was ist der Islam?‘ auseinandersetzt“. Ansonsten habe sich die katholische Kirche dieser drängenden Frage noch kaum gestellt.