Die deutschtürkische Migrationssoziologin und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz Necla Kelek hat anlässlich des Erscheinens ihres neuen Buches „Chaos der Kulturen“ in einem Blick-Interview vom 3./4. Mai 2012 über „die Mühe der Muslime mit der demokratischen Gesellschaft“ gesprochen. Kelek führt aus, dass sich streng gläubige Muslime unabhängig von Nation und Ethnie allein der Umma als der Gemeinschaft der Gläubigen und dem göttlichen Gesetz der Scharia verpflichtet fühlen. Dieses „umfasst alle Bereiche des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens im Alltag“ und ist somit Ausdruck eines „politisches Weltbildes“. Die kulturelle und wissenschaftliche Blütezeit des Islam vom 8. bis 11. Jahrhundert endete denn auch mit der Einführung der Scharia. „Damals wurden Gottes Worte endgültig zu Gesetzen gemacht.“ „Und die Erkenntnis, Geistliches und Weltliches zu trennen, hat den Islam auch seither nicht mehr erreicht. Die Neugier, das kritische Denken und Forschen verschwanden aus der muslimischen Gesellschaft und damit bis heute auch der Fortschritt.“ Auch scheine der Islam „keine Religion zu sein, die Gerechtigkeit bringt, geschweige denn Menschen hilft, die Moderne zu bewältigen“. So bleibe die Hoffnung der verarmten Ägypter, der Islam würde ihnen mehr Gerechtigkeit bringen, „ein frommer Wunsch“.