Die Gender-Ideologie durchdringt unsere Gesellschaft. Alle politischen Vorhaben in der EU sind auf Gender-Gerechtigkeit zu überprüfen. In den Lehrplänen der Schulen, Kitas und Universitäten ist sie zu einem festen Bestandteil geworden. Inzwischen gibt es mehr Gender-Professuren als Lehrstühle für Pharmazie. Was steckt hinter dieser Ideologie? Wie verhält sie sich zu den Aussagen der Bibel über Mann und Frau?

Buchrezension von Pfr. Michael Freiburghaus

„Die Gender-Theorie ist eine Lüge“, ist Sharon James überzeugt (S. 162). Sie ist Historikerin und Theologin aus England und hat zwei erwachsene Kinder sowie vier Enkel. In der Einführung ihres Buches drückt sie ihre Besorgnis aus, weil westliche Medien die Geschichten von Trans-Kindern, d.h. Kinder, die ihr Geschlecht ändern wollen, (fast) durchgängig positiv schildern. „Doch in Wirklichkeit zeugen derartige Geschichten von einer tiefen Verwirrung.“ Durch eine Geschlechtsänderung werde „ihr Unglück nur noch schlimmer gemacht“ (S. 11). Mit verschiedenen wissenschaftlichen und biblischen Belegen begründet sie ihre Hauptaussage, dass ein Mensch zwar „sein Äusseres, aber nicht die schöpfungsmäßige Bestimmung ändern kann, die Gott einem jeden von uns zugedacht hat“ (S. 12). Ein Grundproblem der Trans-Sexualität erkennt sie im tiefen Selbsthass. Bevor dieser seelsorgerlich nicht aufgearbeitet wird, bleibt die hohe Selbstmordrate unter Transsexuellen leider bestehen (vgl. S. 121, 143).

Im zweiten Kapitel nimmt sie verschiedene Differenzierungen vor und erklärt u.a. den Unterschied zwischen Sex und Gender sowie Fachbegriffe wie Transgender, Intersexualität und Gender-Dysphorie (gefühlte Geschlechtsinkongruenz). Im dritten und vierten Kapitel geht James sowohl auf die Ursprünge als auch auf die Grundannahmen der Gender-Ideologie ein und benennt die kulturmarxistischen Wurzeln dieser Weltanschauung anhand ihrer Gründerfiguren (vgl. S. 75). Momentan ist die Gender-Ideologie in der westlichen Welt auf dem Vormarsch, weil sie durch die WHO, UNO sowie EU aktiv und mit enormem finanziellem Aufwand vorangetrieben wird: „Eine kleine Elite will kontrollieren, wie die Menschen auf der ganzen Welt denken“ (S. 46). Die Gender-Ideologie lehnt die Zweigeschlechtlichkeit von Frau und Mann ab zugunsten einer bunten Auslebung aller möglichen Geschlechtsidentitäten. Wer es wagt, diese Entwicklungen zu kritisieren, wird an den Pranger gestellt: „Die Gender-Theorie ist ein Irrtum. Doch in vielen Ländern werden Menschen eingeschüchtert, damit sie diese Täuschung akzeptieren. Und wer sich weigert, der wird der ‚Transphobie‘, des ‚Hassverbrechens‘ oder der ‚Diskriminierung‘ beschuldigt“ (S. 64). Doch: „Widerspruch ist noch lange kein Hass“ (S. 138). James geisselt die Intoleranz vieler Gender-Ideologen und die neue Gender-Religion, die eine falsche Heilslehre vertritt: „Wenn der Sexualpartner einverstanden ist, ist alles erlaubt. Abgesehen davon darf nichts als unmoralisch verboten werden“ (S. 130).

Die Autorin bleibt jedoch nicht bei der Diagnose der Probleme stehen, die durch die Gender-Ideologie verursacht werden, sondern schildert im zweiten Teil ihres Buches auch verschiedene Lösungsansätze. Einerseits zeigt sie den Plan auf, den Gott mit der Ehe von Frau und Mann hat: die „notwendige wechselseitige Ergänzung“ (S. 87, kursiv im Original). Andererseits ruft sie zu einem respektvollen Umgang mit Gender-Befürwortern auf. Sie fordert einen Stopp für Pornografie und für die Propagierung der Gender-Ideologie an Schulen. Ihren Text schliesst sie mit dem Heilandsruf aus Matthäus 11,28-30, in dem Jesus uns einlädt, zu ihm zu kommen und seine Gnade anzunehmen. Listen mit den Namen hilfreicher Organisationen und Orientierungshilfen runden das Buch ab.

Konstruktive Kritik

James’ Anspruch, ein allgemeinverständliches Buch zum Thema Gender-Theorie zu verfassen (vgl. S. 16), ist ihr vollständig geglückt. Der englische Originaltitel Gender Ideology: What do Christians need to know? (Gender-Ideologie: Was müssen Christen wissen?) trifft genau den Punkt. Die Autorin erklärt alle Fachbegriffe und verweist in Fussnoten auf weiterführende Literaturangaben. Das Buch ist gut lektoriert und sauber gelayoutet. James nimmt viele Differenzierungen vor, die ihr Buch spannend machen. Ihr Herzensanliegen kommt auf jeder Seite zum Vorschein: Kinder vor Schäden durch die Gender-Ideologie zu bewahren. Dabei scheut sie nicht davor zurück, klare Worte zu finden für die verheerenden Auswirkungen der Gender-Ideologie auf Kinder und Erwachsene. Die Gender-Ideologie sieht sie als neue Form der alten Irrlehre des Gnostizismus (S. 96). Gnosis bedeutet, dass das Denken über die biologischen Fakten gestellt wird. Eine Stärke des Buches erkenne ich darin, dass James das biblische Menschenbild gemäss 1.Thess 5,23 vertritt: „Unser Körper, unser Denken und unser Geist bzw. unsere Seele dürfen nicht voneinander getrennt oder gegeneinander ausgespielt werden“ (S. 98). Ausserdem tadelt sie den theologischen Liberalismus, der unsere Erfahrung über die Bibel stellt (vgl. S. 106). Das Buch enthält alle Informationen, die Christen wissen müssen, um sich einen ersten Überblick über die Gender-Ideologie zu verschaffen.

Fazit

James legt mit ihrer Kritik der Gender-Ideologie eines der besten Werke vor, das mir zur Trans-Bewegung bekannt ist. Von Herzen empfehle ich es allen Interessierten, besonders Pastoren, Ältesten, Studenten und Eltern von schulpflichtigen Kindern. „Die Tatsache, dass Gott uns in seinem Bild erschaffen hat, ist der Grund dafür, warum wir jedes menschliche Leben – ob männlich oder weiblich, und zwar von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod – mit Würde behandeln sollten“ (S. 92).

Quelle: Timotheus Magazin

Sharon James, Der, die, was? Gender-Ideologie und biblische Schöpfungsordnung, 172 Seiten, CLV, 2021, ISBN 978-3-86699-749-3