Nach ihren erfolgreichen Bergfrauen-Büchern taucht die Bestsellerautorin Daniela Schwegler nun in die Wasserwelten ein. Ihr aktuelles Buch „Uferlos“ erzählt naturnah und auf feinfühlige Art aus dem Leben von Schweizer Fährleuten. Dazu runden stimmungsvolle Reportagefotos von Ephraim Bieri das Buch ab. Im Gespräch mit Beatrice Gall von Zukunft CH erzählt die Schweizer Juristin von Flüssen, Natur und den Fähren.

Zukunft CH: Was hat Sie zum Buch bewegt?

Schwegler: Der Fährmann Jaques Thurneysen von der Münsterfähre in Basel, der mal in der SRF-„Persönlich“-Sendung aus seinem wilden bewegten Leben erzählte, motivierte mich, tiefer einzutauchen in diese Wasserwelten der Fährleute.

Zukunft CH: Um was geht es in Ihrem Buch?

Schwegler: Fährfrauen und -männer von zehn Fähren erzählen aus ihrem Leben und von ihrer Liebe zum Wasser, von Stromschnellen, die sie umschiffen mussten, von unfreiwilligen Tauchgängen, die sie fast das Leben gekostet haben, davon, was das Rauschen des Flusses sie gelehrt hat und weshalb das Leben immer nur im Jetzt stattfindet.

Zukunft CH: Wie viel Fährmänner gibt es denn noch in der Schweiz?

Schwegler: Knapp 20 Mini-Fähren verkehren noch auf Schweizer Seen und Flüssen. Die Fährleute – Männer und immer mehr auch Frauen – sorgen mit viel persönlichem Engagement dafür, dass diese oft Jahrhunderte alte Tradition erhalten bleibt. Und der Porträtband „Uferlos“ gibt Einblicke in das Leben der Fährleute und in die Geschichten, die ihr Leben schreibt.

Zukunft CH: Auf welchen Flüssen und Seen sind die Fährmänner- und -frauen, die Sie portraitieren, unterwegs?

Schwegler: In „Uferlos“ porträtiert sind Fährfrauen und -männer aus der ganzen Schweiz: vom Rhein, der Aare bis zur Sitter, vom Zürichsee, Walensee, Lauerzersee, Greyerzersee bis zum Rotsee. Und übrigens, im Rotsee wohnt ein Riesenwurm, ein Seeungeheuer à la Loch Ness. Haben Sie das gewusst?

Zukunft CH: Nein, was hat es denn damit auf sich?

Schwegler: Es geht die Sage um, dass der Fährmann 1659 im Rotsee einen Riesenwurm gesehen habe, der so dick war wie ein menschlicher Oberschenkel. Um der Monsterschlange auf die Schliche zu kommen, liess der Luzerner Stadtschreiber Leopold Cysat mehrere wahrheitsliebende Männer zu sich kommen, um Genaueres von ihnen zu erfahren. Einer der Zeugen soll das Tier am Ufer des Rotsees gesehen haben, zusammengerollt auf einem Stein liegend und später, als er sich ins Wasser gleiten liess.

Zukunft CH: Von was genau erzählen die Fährmänner und -frauen in ihren Geschichten?

Schwegler: Sie tauchen ein in ihre Leben, berichten von der Faszination des Über-das-Wasser-Fahrens. Man erfährt, weshalb sie die oft prekären Einkommen in Kauf nehmen. Bei schlechtem Wetter bleiben die Fahrgäste ja meist aus. Sie erzählen auch von den bereichernden Erfahrungen mit den Fahrgästen und den Geheimnissen, die diese ihnen zuweilen anvertrauen, von den brenzligen Situationen, die sie auf dem Boot schon meistern mussten. Und es wird transparent, weshalb einige Fährleute verkappte Philosophinnen und Philosophen sind, die im Fährleute-Dasein gar ein Sinnbild für den Fluss des Lebens sehen.

Zukunft CH: Worauf haben Sie den Fokus gerichtet?

Schwegler: Das Buch lenkt einen Blick auf einen vom Aussterben bedrohten Beruf und gibt Einblick in die Jahrtausende alte Tradition der Fährschifffahrt. Es fokussiert auf Fährleute traditioneller Personen- und Kleinfähren.

 Zukunft CH: Was für eine Geschichte hat sie am meisten beeindruckt?

Schwegler: Sehr berührt hat mich die Geschichte des „Titelhelden“ Josef Häcki, dessen Rinder zweimal pro Jahr reif sind für die Insel. Mit der „Pfaffenfähre“ schifft er die Tiere zwei Mal pro Jahr zur Insel Ufenau hinüber. Dieser Weidegang mittels Fährboot ist schweizweit einzigartig!

Zukunft CH: Das Buch motiviert auch zu Ausflügen?

Schwegler: Ja, genau! Jedes Kapitel schliesst mit einem Wandertipp, die Gegend rund um die Fähre zu erkunden und einen Ausflug dorthin zu unternehmen.

Zukunft CH: Für wen eignet sich das Buch zum Lesen?

Schwegler: Das Buch ist eine Augenweide und deshalb auch ein beliebter Geschenkband. Es richtet sich an naturverbundene, wasseraffine Menschen und an Ausflügler, die gerne neue Fluss- und Seen-Gegenden der Schweiz entdecken, an Berufspendler, Jogger oder Hündeler, die regelmässig die Fähre benutzen, sowie an Menschen, die gerne in spannende Biografien und kurzweilige Lebenswelten eintauchen.

Zukunft CH: Kann man Sie auch lesend erleben?

Schwegler: Ja, ich toure mit dem Buch wieder lesend und Fotos daraus zeigend durch die Schweiz, solo oder gemeinsam im Boot mit der bezaubernden Sängerin und Wildjodlerin Sonja Morgenegg, deren Gesänge und Juchzer unter die Haut gehen und Hühnerhaut garantieren!

 

Daniela Schwegler: „Unterwegs“. AS Verlag, 2022, 260 Seiten, gebunden, CHF 39.-

Mehr zum Buch mitsamt Einblick ins erste Kapitel unter: https://danielaschwegler.ch/uferlos/

Mehr zur Lese-Tournee zusammen mit Wildjodlerin Sonja Morgenegg unter: Lesungen Daniela Schwegler