In diesem Jahr wird weltweit das Darwin-Jahr gefeiert. Damit wird an den englischen Wissenschaftler Charles Darwin erinnert, den Begründer der Evolutionstheorie, der in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag hätte. Im Folgenden ein kurzer satirischer Blick auf Darwins Zufallstheorie.
„Création de la Maison“ steht in geschwungenen Lettern auf der eleganten Verpackung seiner neuesten Truffes. Und tatsächlich – der Meister selbst hat wieder Hand angelegt und ein echtes Meisterstück kreiert. Die Auswahl der edelsten Kakaobohnen, die geheime Mixtur, die exquisite Formgebung – alles vom Feinsten.

Es gibt heute noch Menschen – so genannte Kreationisten oder Schöpfungswissenschaftler – welche doch tatsächlich davon ausgehen, dass auch hinter dem Universum und dem Leben ein Meister stecke. Dabei ist doch seit Darwin ohne jeden Zweifel erwiesen, dass der Ursprung des Universums und die Entwicklung allen Lebens auf der Erde auf Zufall beruhen. Zufällige Mutation und Selektion haben die Welt, wie wir sie alle kennen, erschaffen. Ein Meister war dazu nicht notwendig.

Diese Kreationisten aber glauben, im Universum einen tieferen Sinn erblickt zu haben. Sie operieren mit Begriffen wie „logisch“, „systematisch“ und „zielorientiert“ und kommen aus dem Staunen über die Grossartigkeit der „Schöpfung“ – wie sie es nennen – nicht mehr heraus. Aus ihrer Beobachtung der Natur und des Lebens meinen sie, eine viel zu hohe Komplexität zu erkennen, als dass diese durch puren Zufall hätte entstehen können. Dazu ziehen sie die absurdesten Argumente an den Haaren herbei, um den uninformierten Bürger auf ihre Seite zu ziehen. Der Mensch besteht je nach Alter und Gewicht aus rund 50‘000 Milliarden einzelnen Zellen, in denen Leben pulsiert. 50‘000 Milliarden in sich komplexe Komponenten, die ständig den richtigen Input erhalten, den richtigen Output abgeben und perfekt miteinander harmonieren. Das könne niemals auf Zufall beruhen, meinen die Kreationisten. Lächerlich.

Damit ihre verwerflichen Ideen einen wissenschaftlichen Anstrich erhalten, haben sie schon seit längerem den irreführenden Begriff des Intelligent Designs eingeführt. Wahrhaft unglaublich, wie viele hochgebildete Menschen auf diese Verführung bereits hereingefallen sind: Nicht nur in den USA wehren sich viele Wissenschaftler dagegen, weiter an den Zufall zu glauben. Auch nach Europa ist diese Plage bereits durchgedrungen und versucht sich hier weiter zu verbreiten. Diese rückständigen und uneinsichtigen Menschen wollen nicht erkennen, dass das Leben planlos verläuft und auch gar kein Ziel nötig hat. Alles basiert auf Zufall.

Auch der vorliegende Artikel, welchen die Leserin und der Leser in Händen hält, ist ein reines Zufallsprodukt: Es steckt kein Autor dahinter, der bewusst und geplant eine Botschaft vermitteln will. In Wahrheit beruht alles in wunderbarer Weise auf reinem Zufall: Zufällig hat ein Schreiber wahllos Buchstaben in seinen Laptop getippt. Das Ergebnis mailte er zufällig an eine beliebige Adresse, wo dann zufällig der Text für die heutige Auflage ausgewählt wurde. Schliesslich landete die Zeitschrift zufällig im Briefkasten beliebiger Empfänger. Und zufällig macht sich die Leserschaft gerade jetzt, in diesem Augenblick, Gedanken über den Zufall.

Das ist die wissenschaftliche Erklärung, wie dieser Text zu Ihnen gelangt ist. Das glauben Sie doch? Denn sonst würden Sie die Meinung derer teilen, die eine bewusste Absicht hinter den Dingen vermuten. Und das darf nicht sein. Oder? Auch wenn es Ihnen Ihr Confiseur übel nehmen könnte, wenn Sie bei Ihrem nächsten Einkauf seine meisterhaften Truffes als Zufallsprodukt bezeichnen …

Von Werner Pfleger