Die Caritas entzieht einem humanitären Projekt im Irak die Unterstützung, weil der Partner vor Ort zu israelfreundlich sei, das berichtet die Weltwoche (Ausgabe 31/08). Das Blatt bezieht sich dabei auf ein Schreiben vom 10. Juni 2008 aus dem Hauptsitz von Caritas, das an den Vorstand des deutschen Hilfswerks Wadi gerichtet ist. In diesem zeigte man sich zunächst beeindruckt von der Arbeit, die Wadi vor Ort leiste. Das Hilfswerk, das seit 1994 im Irak tätig ist, startete vor einigen Jahren ein erfolgreiches Programm gegen Genitalverstümmlung bei Mädchen. Auch nach dem Einmarsch der Amerikaner zog sich das Hilfswerk – im Gegensatz zu vielen anderen – nicht aus dem Irak zurück, was die Bevölkerung zu schätzen wusste.
Auch Caritas Schweiz durfte bisher an diesem Erfolg teilhaben, da das katholische Hilfswerk ein Viertel der Projektkosten übernahm. Doch damit soll nun Schluss sein, berichtet die Weltwoche weiter. Der Grund: Das Hilfswerk sei für Caritas zu israelfreundlich. In dem erwähnten Schreiben erklärt Caritas, „dass wir unsere Zusammenarbeit mit WADI e. V. per Februar/März 2009 [. . .] beenden werden. Die Gründe für unseren Entscheid liegen in den politischen Stellungnahmen von WADI e. V. zum Nahost-Konflikt.“.

Caritas bezog sich damit auf einen Blog-Beitrag von Thomas von der Osten-Sacken, dem Spiritus Rector von Wadi, der einen Militärischschlag gegen den Iran für gerechtfertig hält, falls sich der Iran nicht anders vom Atombombenbau abbringen lasse. Zudem sprach er sich gegen ein Rückkehrrecht der 1948 vertriebenen Palästinenser und gegen einen Israel-Boykott aus. Damit hatte sich Osten-Sacken zu sehr politisch exponiert, erklärte Norbert Kieliger, Leiter des Bereichs „Internationale Zusammenarbeit“ von Caritas, und betonte, dass politische Parteinahmen die Mission von Caritas gefährden würde.

Thomas von der Osten-Sacken sieht das jedoch anders und erklärte in seiner Antwort auf die «Kündigung», Caritas sei alles andere als neutral. „Gegenüber palästinensischen Gruppen etwa, die das Existenzrecht des jüdischen Staates verneinen und terroristische Akte rechtfertigen, lasse Caritas jede Distanz vermissen.“, zitiert die Weltwoche Osten-Sacken.

Dass man bei Caritas bei kriegerischen Konflikten zum Dialog aufrufe, aber die Zusammenarbeit mit Wadi ohne Vorankündigung auflöste, enttäuscht den Vorstand von Wadi sehr. Dieser wäre bereits gewesen, für ein klärendes Gespräch nach Luzern zu kommen. Bei Caritas zog man jedoch die schriftliche Auseinandersetzung vor – nach der Kündigung des erfolgreichen Projektes.