Das Bezirksgericht Uster hat kürzlich einen Mitarbeiter der weltweit tätigen Gideon-Vereinigung freigesprochen, der wegen der Verteilung von Bibeln auf öffentlichem Grund angeklagt war. Am 30. September 2009 verteilte Andreas Lutz zusammen mit einem Kollegen der überkonfessionellen Gideon-Vereinigung kleine Neue Testamente an Oberstufenschüler auf dem Trottoir in der Nähe des „Stägenbuck“-Schulhauses in Dübendorf (ZH). Im Gespräch mit Zukunft CH betonte Lutz, schon viele solcher Einsätze hinter sich zu haben und kaum jemals belangt worden zu sein. Dieses Mal jedoch wurde er von einem Stadtrat von Dübendorf, dessen Sohn ebenfalls ein Büchlein erhalten hatte, zunächst verbal angegriffen. Er „entstamme einer Sekte“ und „täte Kinder missbrauchen“. „So en Seich verteilt me nöd!“, wetterte der Lokalpolitiker. Er zeigte Lutz an, der daraufhin vom Statthalteramt Uster zu einer Geldstrafe von 190 Franken verurteilt wurde. Die Begründung dazu, bezogen auf Art. 37 der Dübendorfer Polizeiverordnung, lautete: „Über den Gemeingebrauch hinausgehende Benützung des öffentlichen Grundes durch das Verteilen von Bibeln auf dem Areal einer öffentlichen Schulanlage“.
In einem Gerichtsverfahren hat das Bezirksgericht Uster den Verurteilten nun am 26. September 2010 freigesprochen – die verhängte Busse wird aufgehoben und Lutz für die Verfahrenskosten entschädigt. Die Gideons hätten die Schüler nicht in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und diese nicht in unzulässigem Mass aufgehalten, lautete die Argumentation des Richters. Dieser Präzedenzfall bestätigt somit, dass in der Schweiz, das ja immerhin zum sog. „Christlichen Abendland“ zählt, auf öffentlichem Grund nach wie vor christliche Texte verschenkt werden dürfen.

Die Gideons sind eine überkonfessionelle, internationale Vereinigung vorwiegend evangelischer Geschäftsleute und Akademiker, welche 1899 in den USA gegründet wurde. Sie arbeiten in 191 Ländern, haben rund 284‘000 ehrenamtliche Mitarbeiter und geben kostenlos Bibeln an Menschen ab. In Dübendorf verteilen sie seit 49 Jahren das Neue Testament, bisher ohne Probleme. Früher durften sie dies jedoch direkt in den Schulklassen tun.