Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) droht erneut in einer neuen Audiobotschaft über die sozialen Medien mit Angriffen im Westen. Besonders die Zeit des Ukraine-Kriegs soll von ihren Anhängern genutzt werden, um Anschläge auszuüben. Der IS hoffe, dass der Krieg in der Ukraine nicht ende.

Ein Kommentar von M. Hikmat

Die Islamisten wollen den Tod ihres ehemaligen Anführers Abu Ibrahim al-Haschimi al-Quraischi Anfang Februar bei einem US-Militäreinsatz im Nordwesten Syriens rächen. Dieser dirigierte die Operationen des IS seit zwei Jahren. „Im Vertrauen auf Allah kündigen wir einen gesegneten Feldzug an, um Rache zu nehmen“, so die Audiobotschaft. Im letzten März wurde Abu Hassan al-Hashimi al-Quraischi zum neuen Anführer ernannt. Die IS-Zellen formieren sich neu und sind im Irak und Syrien weiter aktiv. Laut einem UNO-Bericht im vergangenen Jahr gibt es in beiden Ländern noch rund 10’000 aktive IS-Kämpfer.

Eine ernste Botschaft

Ist diese Audiobotschaft nur Provokation? Oder eine ernste Botschaft, die sich auf den Islam beruft? Auch der damalige Pressesprecher des IS, Al-Adnani, drohte Anfang 2015 in einer ähnlichen Audiobotschaft mehrmals mit Angriffen auf den Westen. „Wir wollen mit Allahs Hilfe Paris vor Rom und Al-Andalus erobern (Al-Andalus ist der arabische Name für den bis ins 15. Jahrhundert hinein muslimisch beherrschten Teil der Iberischen Halbinsel), nachdem wir euer Leben schwarz und dunkel gemacht haben“, so Al-Adnani. In mehreren europäischen Städten wurden danach Terroranschläge von IS-Sympathisanten verübt.

Europa ist in Gefahr

Seit Ende des Osmanischen Reiches im Jahr 1924 ist die Wiedereinrichtung des islamischen Kalifats, wie es zur Zeit Mohammeds und seiner Nachfolger im 7. Jahrhundert der Fall war, von vielen Muslimen zum grossen Wunsch und klaren Ziel geworden. Die IS-Terrormiliz erhält ihre Inspiration und Grundlagen aus der Rückbesinnung auf den „Urislam“, wie er im 7. Jahrhundert gelebt wurde. Abul Ala Sayid Mawdudi (1903–1979) war ein islamischer Gelehrter und gehörte zu den wichtigsten Denkern des Islam im 20. Jahrhundert. Seine Ideen beeinflussten Pakistans Politik und wurden zum Programm der vor allem in Pakistan, aber auch in Indien, Sri Lanka, Grossbritannien und den USA agierenden Organisation Jamā’at-i Islāmī. In seinem Buch „Dschihad in Allahs Weg“ schrieb er: „Der Islam ist keine gewöhnliche Religion wie die anderen Weltreligionen, und muslimische Nationen sind nicht wie die anderen Nationen. Der Islam ist eine revolutionäre Ideologie und ein revolutionäres System, der die gesamte internationale soziale Struktur zerstören will und stattdessen seine Struktur nach seinen Idealen aufbauen wird.“ Dies gilt als ein göttlicher Auftrag im Islam. Zudem finden sich in den islamischen Endzeiterzählungen mehrere angebliche Prophezeiungen von Mohammed, die aussagen, dass die Muslime Europa erobern würden. Mohammed sagte: „Ihr werdet mit Arabien kämpfen und Allah wird euch erlauben es zu erobern. Dann werdet ihr mit Persien kämpfen und Allah wird euch erlauben es zu erobern. Dann werdet ihr mit Rom (Europa) kämpfen und Allah wird euch erlauben es zu erobern.“ (Muslim Nr. 6930)

Die Endzeiterzählungen oder Prophezeiungen im Islam sind ein wichtiger Bestandteil des islamischen Glaubens. Für Muslime sind solche Erzählungen eine Motivation, danach zu leben und sich davon führen zu lassen. Über die sozialen Medien verbreiten sich solche Botschaften über die Zukunft Europas in Bezug auf den Islam rasend schnell.