Laut verschiedenen Medienberichten ist Asia Bibi in Kanada angekommen. Nach mehr als 8 Jahren im Todestrakt konnte die Christin Pakistan endlich verlassen. „Das ist ein grosser Tag“, sagt ihr Anwalt Saif Ul Malook. „Asia Bibi ist nun wieder mit ihrer Familie vereint. Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.“ Die teilte Open Doors Schweiz am 9. Mai 2019 in einer Medienmitteilung mit.

Nach Angaben ihres Anwalts landete die 50-Jährige am Mittwoch, 8. Mai, in Kanada, wohin ihre Töchter bereits ausgewandert waren. Ihr Mann sei ebenfalls in Kanada. Kanadas Premierminister Justin Trudeau dementiert nicht, er sagt: „Ich kann aus Datenschutz- und Sicherheitsgründen nichts bestätigen.“

„Das sind wunderbare Nachrichten und wir hoffen, dass es keine Auswirkungen auf die Christen in Pakistan haben wird, sondern tatsächlich den Weg für Veränderung, Hoffnung und Versöhnung bereiten wird“, sagte ein Sprecher von Open Doors.

„Dies zeigt den Weg, den Pakistan noch gehen muss“

Die Zeit seit dem Freispruch war Asia Bibi schwierig: Regelmässig und diskret musste sie von einem Ort zum anderen gebracht werden, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. „Ich bedauere, dass der einzige Weg für Asia Bibi in Frieden zu leben, darin besteht, ihr Land zu verlassen“, sagt Philippe Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz. „Dies zeigt, wie weit wir in Pakistan noch gehen müssen, um sicherzustellen, dass religiöse Minderheiten, darunter die vier Millionen Christen des Landes, ihren Glauben wirklich frei leben können, ohne ständig durch das Blasphemiegesetz oder islamistische Extremisten bedroht zu werden.“

„Tat“ nie bewiesen

Asia Bibis Albtraum begann im Juni 2009, als sie bei der Erntearbeit in einen Streit mit zwei muslimischen Mitarbeiterinnen geriet. Sie holte Wasser für alle. Die anderen forderten, dass sie zum Islam übertritt, ansonsten würden sie das Wasser nicht trinken können, da es unrein sei, weil sie als Christin aus dem gleichen Gefäss getrunken habe. Asia Bibi wollte nicht konvertieren – ab da gingen die Aussagen auseinander. Angeblich soll sie gesagt haben, dass Jesus Christus und nicht Mohammed der wahre Prophet Gottes sei. Asia Bibi streitet diese Aussage ab.

Weihnachten elfmal hinter Gittern

Wie in vergleichbaren Fällen in Pakistan üblich, rottete sich bald ein Mob zusammen. Dieser wollte Asia Bibi zur Rechenschaft ziehen. Die Polizei verhinderte dies und nahm sie in Haft. 2010 wurde sie zu vor einem tieferen Gericht zum Tode verurteilt. Der Fall ging nur schleppend voran, die Vertagungen reihten sich aneinander. Zwei ranghohe Politiker, die sich für sie einsetzten, wurden ermordet: am 4. Januar 2011 der Gouverneur Salman Taseer und am 2. März 2011 der Minister für religiöse Minderheiten, Shahbaz Bhatti.

Asia Bibis Fall erregte international Aufmerksamkeit, gegenwärtig wird geschätzt, dass etwas mehr als 180 Christen wegen angeblicher Blasphemie in den Gefängnissen Pakistans einsitzen.

Christen in Gesellschaft diskriminiert

Die seit historischer Zeit anwesenden Kirchen geniessen eine gewisse Kultusfreiheit. Sie müssen aber gut bewacht werden, sie werden regelmässig angegriffen. Christen werden in der Gesellschaft diskriminiert, sie erhalten oft nur Jobs, die als niedrig betrachtet werden.

Zudem leben sie unter ständiger Bedrohung durch das Blasphemiegesetz. In den vergangenen Jahren sind viele Christen aufgrund der Verfolgung nach Sri Lanka und Thailand geflohen.