Die „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ hat die Aktivitäten der Islamischen Vereinigung in Österreich (IVÖ) mehr als ein Jahr lang unter die Lupe genommen und dabei die Inhalte der Predigten, der Posts in den sozialen Netzwerken und der Bücher der Bibliothek analysiert. Das Fazit: „Alle drei Bereiche lassen eine Befürwortung der Ideologie der Muslimbruderschaft und der palästinensischen Terrororganisation Hamas erkennen“.

Der Imam der von der IVÖ betriebenen Moschee in Wien-Leopoldstadt, Ibrahim al-Demerdash, bezeichne in Predigten die Terrororganisation Hamas „als Vorbild für Muslime und Musliminnen weltweit“, so der Bericht, der im Dezember 2022 erschienen ist. Die Meinungsäusserungen seien stark von antisemitischen Stereotypen durchsetzt. Es werde offen zur Vernichtung Israels aufgerufen. Der Imam verfolge das Ziel, eine neue Generation zu prägen, die den angestrebten Wandel im Sinne der Ideologie der Muslimbruderschaft vorantreiben soll, so die Dokumentationsstelle. Bereits der Vorgänger des jetzigen Imams sei bekennender Anhänger der Muslimbrüder gewesen. Zudem werde der Dschihad und der Tod im Einsatz für den Islam verherrlicht.

Die Ergebnisse, die nun in Form der 143 Seiten umfassenden Studie „Politischer Islam auf Gemeindeebene“ vorliegen, zeigen ein Bild einer Parallelgesellschaft, die an der Basis ihre eigenen Werte vermittelt. Diese stehen in vielen Bereichen im Widerspruch zur westlichen  Welt. Die Zuhörerschaft in besagter Moschee bestünde vorrangig aus jungen Männern. Die Direktorin der Dokumentationsstelle, Lisa Fellhofer, betont diesbezüglich: „Die Vermittlung eines solchen Weltbildes an eine überwiegend junge männliche Zuhörerschaft in der Moscheegemeinde ist bedenklich und kann dazu beitragen, dass radikales Gedankengut leichter verbreitet werden kann.“

Demzufolge soll nun ein Ermittlungsverfahren gegen die Wiener Moschee eingeleitet werden. Kultusministerin Susanne Raab bestätigt dazu: „Das Kultusamt wurde am Montag, den 5. Dezember 2022, über diese neuen Erkenntnisse der Dokumentationsstelle informiert. Ich habe das Kultusamt deshalb umgehend beauftragt, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten.“

Die „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ nahm im Juni 2020 ihre Arbeit auf. Ihr Ziel ist es, radikale islamische Strömungen zu identifizieren und zu dokumentieren. Auf ihrer Homepage findet sich eine knappe, treffende Umschreibung: „Radikalisierung beginnt, wenn die Gesinnung zur Bedingung wird.“