Es war das Wochenende der Anschläge in Deutschland. An einem wettermässigen Bilderbuchwochenende wurden zahlreiche Menschen durch Attacken verschiedener Personen getötet oder verletzt.
Europa hat sich noch nicht erholt von der Trauer um die Opfer in Nizza, da wird der Süden Deutschlands nach dem Axtangriff eines 17-Jährigen in einer Regionalbahn in Würzburg nun an einem einzigen Wochenende mit Anschlägen geradezu übersät. Freitagabend lief ein 18-jähriger Deutsch-Iraner Amok. Der Amoklauf war der schwerste Anschlag seit Jahrzehnten in Bayern, gab der Pressesprecher Marcus da Gloria Martins auf einer Pressekonferenz einige Stunden nach der Tat bekannt. Zehn Menschen wurden bei dem Anschlag getötet, darunter auch der Täter, und 35 zum Teil schwer verletzt, durch Schusswunden und auch durch die entstandene Massenpanik. Die Tat war schockierend: Der 18-Jährige lief mit einer Schusswaffe durch ein Schnellrestaurant und das Olympia-Einkaufszentrum und zielte Menschen. Bis auf eine Person waren alle getöteten Opfer unter 21 Jahren. Rund zweieinhalb Stunden nach der Tat erschoss sich der Täter selbst vor den Augen von Polizisten, heisst es in der Pressemitteilung. Alles deute darauf hin, dass der Täter den Amoklauf lange vorbereitet habe. Er habe sich mit Amokläufen beschäftigt, fand die Polizei in der Wohnung des Täters heraus. Er habe auch Winnenden besucht, dessen Attentat sich in diesen Tagen zum fünften Mal jährte. Mit einem gefälschten Facebook-Account lockte der Täter bewusst Menschen in das Schnellrestaurant. Der Mann war bereits wegen einer psychischen Erkrankung bereits in ärztlicher Behandlung. Bayern ordnete für den gestrigen Sonntag Trauerbeflaggung in der Öffentlichkeit an, der Pariser Eifelturm erstrahlte in der Nacht zum Sonntag in den deutschen Landesfarben. Auch der Kosovo rief Staatstrauer aus, da drei der Opfer aus dem Kosovo stammten. US-Aussenminister John Kerry hatte dem deutschen Aussenminister Frank-Walter Steinmeier sein Beileid telefonisch mitgeteilt. Neben 2’300 Polizeikräften, darunter auch die GSG9, waren am Freitagabend auch mehr als 200 Helfer verschiedener Rettungsdienste im Einsatz. Etwa 350 Menschen wurden in einer psychologischen Betreuungsstelle im Olympiapark aufgefangen.

Am Sonntagnachmittag rastete in Reutlingen (südlich von Stuttgart) ein 21-jähriger syrischer Asylbewerber aus. Dabei wurden eine Frau getötet und mindestens fünf Personen verletzt. Der Syrer, der vor eineinhalb Jahren aus Aleppo nach Deutschland einreiste, war laut verschiedenen Medienberichten in die getötete Frau, die seine Arbeitskollegin in einem Schnellimbiss war, verliebt. Der Täter sei in den Imbiss gestürmt, schwang eine Machete und verletzte die 45-Jährige, die schwanger war, tödlich am Kopf. Die fünf weiteren Opfer, die der Täter auf seiner Flucht durch die Innenstadt danach terrorisierte und verletzte, mussten mit Verletzungen z.T. ins Spital gebracht werden. Dass es nicht noch mehr Verletzte gab, ist laut Medienberichten einem Autofahrer zu verdanken, der den Täter mit seinem Auto schliesslich bewusst umfuhr, sodass dieser verletzt festgenommen werden konnte. Der Täter war bereits polizeilich wegen Körperverletzungen, Drogen- und Eigentumsdelikten bekannt. Viele Menschen waren über die Tat schockiert und mussten von Kriseninterventionsteams betreut werden, laut Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Am Sonntagabend fand ein Anschlag in Ansbach (südwestlich von Nürnberg) am Eingang eines Musikfestivals statt. Der 27-jährige Täter, ebenfalls ein Asylbewerber aus Syrien, hatte einen Sprengsatz gezündet und sich selbst getötet, teilte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann vergangene Nacht auf einer Pressekonferenz mit. Zwölf Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt, drei von ihnen schwer. Laut Polizeiberichten hatte der Täter versucht, auf das Festivalgelände zu kommen. Doch weil er keine Eintrittskarte hatte, wurde er nicht reingelassen. Zum Glück, denn die Opferzahl wäre sonst vermutlich deutlich höher ausgefallen. Das Festival mit den rund 2’000 Besuchern wurde nach dem Anschlag abgebrochen. Rund 550 Polizei- und Rettungskräfte waren im Einsatz. Auch bei diesem Anschlag war der Täter bereits polizeilich bekannt wegen Drogen- und Nötigungsdelikten, gab Innenminister Herrmann bekannt. Ausserdem sei der Mann suizidgefährdet und in psychiatrischer Behandlung gewesen. Er war vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen und hatte Asyl beantragt. Der Antrag sei vor einem Jahr abgelehnt worden, der Mann sei aber weiter geduldet gewesen, da man in Bürgerkriegsländer laut Herrmann nicht abschiebt. Im Gegensatz zu den anderen drei Anschlägen wird bei dem Anschlag in Ansbach nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen islamistischen Hintergrund handelt.

Von Beatrice Gall