In der Aula der Universität Zürich hatte Churchill 1946 das Schlagwort „Eiserner Vorhang“ geprägt. Auf demselben historischen Boden gab am vergangenen Samstag (31.10.2009) der Vorarlberger Dr. Gerhard Schwarz wegweisende Antworten auf Nöte unserer Tage. Die heissen nicht mehr Kalter Krieg, sondern Finanzkrise, Werteverfall und allgemeine Orientierungslosigkeit.
Schwarz, in Bregenz gebürtiger und St. Gallen studierter Ökonom, leitet seit Jahren die Wirtschaftsredaktion der Neuen Zürcher Zeitung und fungiert seit 2008 bei der NZZ auch als Stellvertretender Chefredakteur. Seine Bücher reichen von „Neidökonomie“ bis zu „Lust und Last des Liberalismus“.

Es war daher keine Überraschung, dass Schwarz zum Jahrespreisträger 2009 der namhaften Schweizer „Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur“ (stab) gekürt wurde. Wie ihr Präsident Robert Nef bei der Preisverleihung ausführte, wurde „stab“ 1968 als Kontrapunkt zu einem „bilder- und wertestürmenden“ Zeitgeist gegründet. Unter den bisherigen Preisträgern finden sich grosse Namen, so 2004 Bassam Tibi, der europäische Warner vor globaler Islamisierung.

Die jährliche Verleihung des stab-Preises im Spätherbst ist zu einem wichtigen Ereignis im kulturellen Leben von Zürich geworden. Es fand sich auch diesmal viel geistige und politische Prominenz ein, darunter die Österreichische Generalkonsulin Dr. Petra Maria Schneebauer.
Deutschlands liberaler Altmeister Otto Graf Lambsdorff nannte Gerhard Schwarz in seiner Laudatio „brillianteste Feder unter den deutschsprachigen Wirtschaftsjournalisten“. Leider konnte der plötzlich erkrankte 83jährige Lambsdorff dann doch nicht persönlich erscheinen.

In seiner Dankesrede verteidigte Schwarz den wirtschaftlichen und weltanschaulichen Liberalismus mit seinem Ja zur Ungleichkeit, aber nicht Ungerechtigkeit, seinem Zweifel an einem Wegplanen von Unvollkommenheiten, seinem Vorziehen von freiwilligen Werten und Traditionen anstelle kollektiver Zwänge. Dem sozialen Bemühen um Wohlstand müsse die menschliche Verpflichtung zum Anstand entsprechen. Liberalismus stehe auch nicht für weltanschauliche Beliebigkeit und falsche Toleranz. Freiheit dürfe nicht von ihren Feinden nur für sich selbst eingefordert werden. Schwarz nannte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die heutigen Islamisten.

Mit dieser abendländischen Preisverleihung hat Zürich am Allerheiligen-Wochenende neu unter Beweis gestellt, dass die Schweizer Tradition eines vom sonstigen Zeitgeist – ob einst Nationalsozialismus oder Kommunismus – freien Denkens auch heute lebendig ist. Die dabei bewährte Symbiose mit Vorarlberg hat in Gerhard Schwarz einen vorbildlichen Exponenten gefunden!

Von Dr. Heinz Gstrein