Mit einem Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster begann am gestrigen Sonntag, den 6. Oktober 2013, der Internationale Kongress zur Vorbereitung des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation, das ab 2017 weltweit begangen wird. Laut Medienmitteilung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds SEK würden in Zürich rund 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 35 Ländern und fünf Kontinenten bis kommenden Mittwoch über die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft diskutieren und über Chancen und Perspektiven des Reformationsjubiläums beraten. Gemeinsame Veranstalter des Kongresses sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund SEK und die Evangelische Kirche in Deutschland EKD.
An der Pressekonferenz in Zürich, vor Beginn des Kongresses, hätten Gottfried Locher, Präsident des Rates des SEK, und Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der EKD, an das gewachsene Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen den Kirchen der Reformation erinnert. Insbesondere durch die „Leuenberger Konkordie“ von 1973 habe die Zusammengehörigkeit durch gegenseitige Anerkennung und Abendmahlsgemeinschaft eine wesentliche Stärkung erfahren. Beim Reformationsjubiläum solle das Evangelium im Mittelpunkt stehen und gefeiert werden. „Das Evangelium im Zentrum! Das ist die Botschaft der Reformation. Eine befreiende, beglückende Botschaft“, sagte Locher: „Nach jahrhundertelangem Nebeneinander und oft auch Gegeneinander wissen sich die reformatorischen Kirchen heute zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst in der Welt berufen und verpflichtet“, sagte Schneider.

Locher und Schneider wiesen laut SEK-Medienmitteilung darauf hin, dass es das erste Mal sei, dass evangelische Kirchen in Europa das Reformationsjubiläum gemeinsam feiern wollten. „Das Jubiläum hat das Potential, weltweit viel Dynamik auszulösen“, sagte Locher. Das gemeinsame Zeugnis sei umso wichtiger in einer Welt, die in Gefahr sei, die eigenen religiösen Wurzeln zu vergessen, betonte Nikolaus Schneider: „Menschen – getrimmt auf Leistung und Erfolg – brauchen den anderen Klang, der von der Barmherzigkeit Gottes spricht. Menschen – getrimmt auf die Durchsetzung eigener Vorteile und Interessen – brauchen den anderen Klang, der von der Nächstenliebe spricht.“

Locher habe den Kongress unter das Motto gestellt: „Erinnern für die Zukunft“. Man wolle nach dem Stellenwert der reformatorischen Botschaft in den evangelischen Kirchen und der Gesellschaft heute fragen. „Wie steht es mit der Klarheit und Verständlichkeit ihrer Verkündigung? Die evangelischen Kirchen feiern nicht sich selber. Der Reformation geht es um die Erneuerung der einen Kirche“. Diese sind laut Locher die zentralen Themen, die anlässlich des Jubiläums beschäftigen sollen. Schneider bezeichnete das Reformationsjubiläum als „missionarische Gelegenheit“. „Wir können zeigen, dass die reformatorischen Kirchen für die Welt im 21. Jahrhundert wichtige Botschaften bereithalten und einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Welt leisten können“, sagte er.

Der Internationale Kongress sei laut den Veranstaltern ein Novum, da er vom SEK und der EKD gemeinsam ausgerichtet werde. Gastgeberin ist die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich. Die Wahl von Zürich als Veranstaltungsort des Kongresses unterstreiche den pluralen Charakter der Reformation. Zürich sei wie Wittenberg oder Genf einer der Ursprungsorte der Reformation gewesen. Neben Martin Luther hätten Reformatoren wie Calvin, Zwingli oder Knox eine zentrale Rolle gespielt. „Insbesondere auch dank ihnen hat der Protestantismus über Nordeuropa hinaus weltgeschichtliche Bedeutung erlangt“, erklärte Locher. Heute führen mehr als 200 Millionen Menschen auf der Welt ihren Glauben auf die Reformation zurück.

Zahlreiche Vertreter und Vertreterinnen von Kirchen und Kirchenorganisationen hätten ihre Teilnahme zugesagt, darunter Rowan Williams, bis Anfang dieses Jahres als Erzbischof von Canterbury Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Olaf Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen oder Margot Kässmann, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017.

Quelle: APD