Zum weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen am 16.11.2008 macht die IGFM auf die Situation der Christenverfolgung aufmerksam:
Von den weltweit rund 2,2 Milliarden Christen leiden ca. 230 Millionen – also etwa jeder zehnte Christ – wegen ihres Glaubens unter Diskriminierungen, schwerwiegenden Benachteiligungen und zum Teil heftigen Anfeindungen bis hin zu Verfolgung. Informationen dazu liefert das neue Jahrbuch zur Christenverfolgung, das jetzt für den weltweiten Gebetstag für verfolgte Christen am 16. November 2008 vorgestellt worden ist. Herausgeber sind die Deutsche Evangelischen Allianz und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Das Taschenbuch „Märtyrer 2008“ ist als Dokumentation der evangelischen Nachrichtenagentur idea erschienen.

Im vergangenen Jahr ist die Lage der meisten betroffenen Christen gleichbleibend angespannt geblieben oder hat sich sogar noch weiter verschlechtert. Vor allem im Irak hat sich die schon im Vorjahr dramatische Situation noch weiter zugespitzt. Mehr als drei Viertel der christlichen Iraker haben wegen gezielter Einschüchterungen, Übergriffen und Entführungen ihre Heimat verlassen. Auch in Indien und Pakistan ist die Zahl der Drohungen und Gewalttaten durch nichtstaatliche Extremisten weiter gestiegen. Die IGFM beobachtet darüber hinaus einen sich verstärkenden Trend zur Unterdrückung von Mission und Religionswechsel.

Berichterstattung hat sich verbessert

Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher, Vorstandsmitglied der IGFM und Geschäftsführer des Arbeitskreises Menschenrechte der Deutschen Evangelischen Allianz erläuterte: „Es ist erfreulich, dass es wie bei anderen Menschenrechtsverletzungen immer selbstverständlicher wird, Verletzungen der Religionsfreiheit und Verfolgung aus religiösen Gründen zu dokumentieren und anzuprangern, und dass Medien und Politik das Thema nicht mehr verschämt verschweigen.“ „Die Zusammenarbeit zwischen Menschenrechtsorganisationen wie der IGFM, Forschungseinrichtungen und religiösen Gruppierungen bewährt sich immer mehr und sorgt dafür, dass die Qualität der Dokumentation von Verletzungen der Religionsfreiheit zunimmt. Verfolgte Christen, Bahai, Falun Gong und viele andere danken es uns“, so Schirrmacher weiter.

Dass der Weg von der Dokumentation von Verbrechen bis zu ihrer Überwindung noch lang ist, betonte IGFM Mitarbeiter Max Klingberg: „Es ist erschreckend, wie sehr sich unsere Gesellschaft an die alltägliche Entrechtung christlicher Minderheiten gewöhnt hat. Nimmt man internationale Rechtsstandards als Massstab, so ist die Lage von Millionen von Christen haarsträubend und zum Teil auch eine einzige Katastrophe. Im beschaulichen Mitteleuropa braucht es ein gehöriges Mass an Vorstellungskraft, um sich auch nur annähernd in die tägliche Lebenswirklichkeit von Millionen anderer Christen hineinzudenken.“

Religiös und politisch motivierte Diskriminierung von Christen

Die Liste der Staaten, in denen Christen diskriminiert, ja zum Teil heftig diskriminiert oder verfolgt werden, ist bedrückend lang. Dazu zählen neben Indien, in dem extremistische Hinduisten für eine Vielzahl von Gewaltverbrechen an Christen verantwortlich sind, vor allem die verbliebenen Einparteiendiktaturen sozialistischer Prägung und auch das neomarxistische Regime in Eritrea. Bei der Mehrheit der Länder, in denen Christen um ihres Glaubens willen leiden, handelt es sich allerdings um islamisch geprägte Staaten. Darunter sind mitnichten nur die ärmsten Entwicklungsländer, sondern auch wohlhabende Golfstaaten und Urlaubs-„Paradiese“ wie Ägypten und die Malediven.

Zum Inhalt des Jahrbuches

Die Ausgabe 2008 des Jahrbuchs ‚Märtyrer’ stellt neben vielen Länderkurzberichten, Predigten, Materialien und dem jährlichen Überblick über die Lage weltweit fünf bedrückende Situationen und Länder in den Mittelpunkt, nämlich die Lage von Konvertiten vom Christentum zum Islam in Afghanistan, die Unterdrückung der verschiedensten Religionen im Iran, die Lage der Christen in Ägypten, die brutale Verfolgung der christlichen Bergvölker in Vietnam und die Situation des Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxen Kirche in Istanbul. Einmal mehr wird deutlich, dass Verfolgung keine Grenzen kennt und von unterschiedlichsten Tätern ausgeht und deswegen auch der Einsatz für die Religionsfreiheit keine Grenzen haben darf.

Thomas Schirrmacher erläuterte in seinem im Beitrag zum Iran: „Die Unterdrückung der Religionsfreiheit bekommen am stärksten die grösste religiöse Minderheit, die Bahai, die nichtorthodoxen, also die katholischen und protestantischen (insbesondere die evangelikalen) Christen, und die wenigen verbliebenen Juden zu spüren, daneben aber auch islamische Gruppen wie die Sufis oder Azeris. Die Juden werden als Spione Israels massivst bedroht. Die Mehrzahl der in islamischen Staaten lebenden Juden wanderte bereits in den fünfziger und sechziger Jahren aus, wurde vertrieben oder ausgewiesen. Im Iran lebten Ende der siebziger Jahre 100.000 Juden, heute sind es noch 25.000.“

Pressemeldung IGFM (Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte)